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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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denke, ja. Wenn ich mich richtig erinnere — es ist schon so lange her.« Sein Mund klappte auf, als er erkannte, wohin dieses Gespräch führte. »Nein, nein!«
    protestierte er. »Es war nicht etwas wie unser Virus!«
    »Ich glaube doch«, widersprach ich. »Natürlich nicht die Form, die wir jetzt haben, sondern eine frühere Mutation. Sie wissen doch, daß es in der Raumfahrt von Anfang an Schwierigkeiten mit Viren gegeben hat — sie vermehren sich so unglaublich schnell, daß selbst geringe Umweltveränderungen, Strahlungen und so weiter, Mutationen bewirken können, deren Entwicklung unter normalen Umständen Millionen von Jahren gedauert hätte.«
    »Unmöglich«, beharrte er auf seinem Standpunkt. »Nein, wir haben das Problem gelöst. Wir haben gleich zu Beginn der Endemie einige der Opfer seziert, das Virus entdeckt, seine Daten in den Computer eingespeist und ein Serum entwickelt, das die Viren endgültig ausrottete.«
    Das war es! Das letzte Glied der Kette! Nur noch ein paar winzige Mosaiksteinchen, und das Puzzle war komplett.
    »Ihr Schiffscomputer — eine Antiquität nach heutigen Maßstäben. Ich wüßte nicht einmal, wie man ihn einschaltet. Sagen Sie mir, George, besaß er ein Bewußtsein? Hatten Sie damals schon Computer, die über Bewußtsein verfügten?«
    »Aber natürlich«, sagte der alte Mann stolz. »Unser Computer war das modernste, was es damals gab. Ein völlig neues Konzept.
    Wir nannten ihn Moses, weil er uns ins Gelobte Land führen sollte.«
    Das war der letzte Stein des Puzzles. Ich wußte jetzt, woher das Virus stammte, warum es hier war, und warum es all das tat, was es getan hatte. Und ich war mir ziemlich im klaren darüber, wie es nun weitergehen würde. Die einzige offene Frage war, was ich mit diesem Wissen anfangen sollte. Wenn ich recht hatte, stand ich unmittelbar davor, der größte Paranoiker der Geschichte zu werden.

    Aus irgendeinem Grund fiel mir bei diesem Gedanken Mara wieder ein. Ich hätte sie völlig vergessen.
    »George«, sagte ich leise. »Mara ist hier.«
    Er zuckte zusammen und richtete sich steif auf. Dann senkte er langsam den Kopf. »Mara«, sagte er und seufzte.
    »Ich habe auf dem Weg hierher mit ihr eine Brut gezeugt«, sagte ich ihm. »Sie sehnt sich nach einem Wiedersehen mit Ihnen. Sie hat sich sehr einsam gefühlt auf der anderen Seite der Berge.«
    »Mara«, wiederholte er, und sein Auro schien zu zerfließen wie ein Nebel. Ich versuchte mir vorzustellen, was in ihm vorging, aber es gelang mir nicht.
    »Wollen Sie sie sehen?« fragte ich leise.
    Er schien sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Er hob den Kopf und richtete sich auf. »Natürlich. Wo — wo ist sie?«
    »Nicht weit von hier«, sagte ich. »Warten Sie einen Moment, ich werde sie holen. Und denken Sie daran, es ist für Mara genau so schwer wie für Sie.«
    Als ich zurückging, dachte ich darüber nach, wie seltsam es ist, daß große Dinge klein wirken und kleine Dinge stark vergrößert werden, wenn man sie vom persönlichen Standpunkt aus betrachtet.
    Ich brachte Mara zu ihm. Sie ging langsam, zögernd, und ich spürte ihre Nervosität, ihre Unsicherheit.
    Sie standen einander gegenüber, schweigend, blickten einander nur an, bis er endlich auf sie zuschritt — seine Haut ein Chaos emotioneller Färbungen — und seinen Körper zärtlich gegen den ihren rieb.
    Ich ließ sie allein, erleichtert, daß dieser Teil meiner Aufgaben nun erfüllt war.
    Was mich betraf, so hatte ich wohl das Rätsel gelöst, nicht aber eine Antwort auf die Frage gefunden, was ich nun unternehmen sollte. Was ich besaß, waren Alternativen, Möglichkeiten, Richtungsweiser für weitere Schritte.
    Langsam trat ich auf den kleinen Hügel zu, den Hügel aus silbrig schimmerndem Gespinst, unter dem mein Schiff lag. Mein Schiff — sicher bewahrt und geschützt, immer noch mit eingeschalteten Systemen, immer noch aktiv, funktionsfähig.
    Ich wußte das auf eine Weise, von der die winzigen Herrscher dieses Planeten nichts ahnen konnten. Ich wußte es, weil es in der technologischen Entwicklung keinen Stillstand gibt. Ich wußte es, weil der Computer, der mein Schiff kommandierte und steuerte, nicht eine Maschine mit eigenem Bewußtsein war, wie der Computer der Peace Victory, sondern Teil meines eigenen Bewußtseins. Ich konnte ihn fühlen, spüren, als ich mich ihm näherte.
    Ich lebte in ihm, auch in ihm, und wartete auf die körperliche Vereinigung mit ihm, um abheben zu können. Der Computerteil meines

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