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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Bewußtseins würde mich niemals verlassen, solange ich lebte, aber wir konnten nicht in wirklichen Kontakt kommen, bevor es mir nicht gelang, in das Boot zu kommen. Ich stand vor dem silbrigen Hügel, wußte jetzt, wer mein Schiff so eingesponnen hatte, und warum, und fragte mich, was ich tun sollte.
    Mit meinem Panoramablick schaute ich über die Weite der Ebene, auf der Tausende von Chozen friedlich grasten; einige von ihnen sprachen miteinander, aber die meisten waren still — und alle beobachteten mich aufmerksam. Sie fragten sich, was ich diesmal vorhatte. Sie fragten sich, was ich tun würde, während ich mir dieselbe Frage stellte.
    Ich brauchte George, überlegte ich, als sich die Gedanken in meinem Hirn überstürzten. Ich brauchte George bei mir im Schiff. Sobald wir von hier fort, sobald wir diesem Planeten entkommen waren, könnten wir darüber sprechen, was zu tun ist, es tun und den Feind ein für allemal schlagen.
    Langsam ging ich zum Dorf zurück.

9
    Während der nächsten Tage überließ ich George seinem Glück.
    Und er war glücklich. Mara bedeutet ihm mehr als alles andere in dieser verrückten Welt, und ich erkannte, daß sie ihn genau so brauchte, wie er sie.
    Jeden Tag war ich auf der Ebene, allein, graste neben dem Schiff und starrte den Hügel an, unter dem er lag, manchmal stundenlang. Hin und wieder erschien Guz, um mir Gesellschaft zu leisten. Mein Verhalten mußte sie zum Wahnsinn treiben, sagte ich mir. Sie beobachtete mich, wußte nicht, was ich tat oder dachte. Und ich schickte sie immer wieder fort.
    Schließlich, als ich es nicht mehr länger ertragen konnte, ließ ich mir einiges einfallen, um George an einen abgelegenen Ort zu manövrieren, wo wir völlig allein waren. Ich tat es mit dem Vorwand, ihm ein paar interessante Dinge am Oberlauf des Flusses zeigen zu wollen, die ich auf meinem Ausflug über die Berge entdeckt hätte. Als wir uns so weit vom Dorf entfernt hatten, daß ich mit meinem Breitbandsonar keinen Chozen mehr entdecken konnte, blieb ich stehen.
    »George«, sagte ich offen, »ich habe Sie angelogen. Es gibt hier nichts zu sehen.«
    »Warum sind wir dann hier?« fragte er neugierig.
    »Um einiges zu besprechen, George — um alles zu besprechen. Mit ein wenig Fantasie und einer Menge Logik glaube ich Ihnen erklären zu können, was es mit dieser verrückten Welt auf sich hat. Unterbrechen und korrigieren Sie mich, wenn Sie der Meinung sind, daß ich etwas falsch sehe.«
    Er nickte schweigend.
    »Es begann«, sagte ich, »mit einer Gruppe, die sich die Kommunarden nannte, eine Zurück-zur-Natur-Bewegung, die ihre Glaubensbasis im Christentum und einfachen Tugenden sah und eine starke Anziehungskraft auf wohlhabende Menschen ausübte, und auch auf Menschen wie Sie, die zur Technokratie ge-hörten und erkannt hatten, in welchem Ausmaß der Dehumanisierungsprozeß in ihrer Welt fortgeschritten war. Sie beschlossen, in Übereinstimmung mit anderen, daß nur eine Rückkehr zu den Wurzeln, ein neuer Beginn in einer Welt, die noch nicht von der Plastikzivilisation ruiniert worden war, wo die Kinder und Kindeskinder mit eigener Muskelkraft und eigenem Schweiß eine neue Welt aufbauen konnten, wo die Nachkommen im Sinn von grundlegenden, zwar altmodischen, aber vernünftigen Glaubensregeln erzogen werden konnten, die noch nicht von unseren Wohlfahrtsideen und unserem Syndikalismus verdorben war, die Menschen davor retten konnte, weniger zu werden als die Maschinen, die ihnen dienten, zu einem verhätschelten Pflänzchen in einem samtausgeschlagenen Käfig.«
    Er nickte, ein Lächeln auf dem Gesicht, sagte aber nichts.
    »Also verkauften Sie alle Ihren gesamten Besitz und ließen die Peace Victory bauen und ausrüsten. Sie war bestens dafür geeignet, Sie zu Ihrer neuen Heimat zu bringen. Sie merkten jedoch nicht, daß Sie eine Krankheit mit an Bord brachten, die die Grundlage aller Miseren war, die Sie an der Menschheit haßten und verachteten. Sie waren mit ihr aufgewachsen, genau wie ich, und selbst wenn Sie gegen sie rebellierten, nahmen Sie ihre Gegenwart als selbstverständlich hin — und wurden ihr Überträger.«
    »Sprechen Sie etwa von diesem Virus?« fragte er ungläubig.
    »Von einem Virus, ja. Aber noch nicht von dem, der uns jetzt beherrscht. Von seinem Urahn.«
    Er sagte nichts, aber ich las den Zweifel in seinem Blick. Zweifel und Erwartung.
    »Es war die Krankheit der Technokratie! Sie wollten ihr entkommen, aber sie lebte in Ihnen, Sie waren von ihr

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