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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Grund für unser unheimliches Wahrnehmungssystem; mit ihm konnten nicht nur wir >sehen<, sondern auch sie. Optische Nerven und neurale Impulse waren dazu nicht ausreichend. Sie waren weder in der Lage, diese Impulse zu interpretieren, noch konnten sie in unser Gehirn eindringen, um sie von ihm interpretieren zu lassen.
    Aber wie war es mit dem Gehör? Man fühlte Geräusche. Geräusche sind Vibrationen, Luftbewegungen, die von vielen verschiedenen Quellen ausgehen konnten.
    »Es war eine seltsame Brutperiode«, sagte Mara plötzlich.
    »Wie?« Ich schreckte aus meinen Gedanken.
    »Nur drei Eier. Das ist noch nie geschehen. Es waren immer sechs.«
    »Unsere Herrscher sind klug«, sagte ich. »Sie können zählen.
    Sie haben erkannt, daß wir uns so sprunghaft vermehren, daß die Nahrungsbasis bald nicht mehr ausreicht. Ich vermute, daß dies die erste Stufe einer grundlegenden, komplexen Änderungsphase ist, daß sie den Brutimpuls irgendwann ganz ausschalten, oder die Intervalle ausdehnen, oder Altern und Sterben einführen. Eine Beschränkung in einer dieser Formen muß eintreten, oder ein Teil von uns wird verhungern.«
    Aber war das wirklich so? fragte ich mich. Gab es nicht doch noch eine andere Möglichkeit? Wir waren die Basis ihrer Vermehrung, ihrer Ausbreitung. Würden sie die jetzt aufgeben?
    Sie mußten, sah ich ein. Es gab keine andere Möglichkeit. So wie sie es schon einmal tun mußten, als es nur die Tiere gab, die auf diesem Planeten heimisch waren.
    Ich fühlte, wie ein plötzlicher Schock durch meinen Körper fuhr. Die Tiere! Sie waren in Gestalt und Verhalten völlig normal. Wenn diese Viren jede lebende Materie in jede beliebige andere Gestalt verwandeln und die Verhaltensnormen dieses Organismus bestimmen konnten, warum hatten sie es nicht mit diesen Tieren getan? Diese Welt war zu normal, zu gewöhnlich — bis auf die Chozen. Diese Erkenntnis bedrückte mich schon seit geraumer Zeit.
    Das Virus konnte hier nicht viel länger als die Menschen existiert haben. Und es konnte auch nicht hier entstanden sein, sich hier entwickelt haben. Die Zwänge, unter denen sich eine solche Intelligenz heranbilden konnte, gab es hier einfach nicht.
    Je mehr ich über diese Frage nachdachte, desto rätselhafter erschien sie mir.
    Das Virus konnte nicht existieren!
    Diese Welt, die Chozen, dieses System, konnten nicht existieren!
    Nicht ohne einen Verstoß gegen alle Gesetze der Evolution!
    »Mara!« Ich schrie sie fast an. »Ich glaube, ich habe eben etwas entdeckt.«
    »Was ist denn los?« An ihrer Stimme hörte ich, daß sie an meinem Geisteszustand zweifelte. Und, ehrlich, ich tat es auch.
    »Die einzige Möglichkeit für die Existenz dieses Virus auf diesem Planeten liegt darin, daß es mit euch hierher gekommen ist!«
    rief ich erregt. »Es ist auf diesem Planeten genau so ein Fremder wie wir. Und wenn es mir gelingen sollte, an die Bandaufzeichnungen der Peace Virtory heranzukommen, könnte ich es sicher auch beweisen!«
    Ich war plötzlich sehr erregt, obwohl ich den Grund dafür nicht genau angeben konnte. Irgendwie, ahnte ich, kam ich der Lösung des Rätsels näher; mir fehlten nur noch ein paar wenige Teile des Puzzles, dann war das Bild komplett.
    Mara schien das weniger zu interessieren. Obwohl ihr Leben sie langweilte, amüsierte sie sich nur über meine Gefühlsausbrüche, war jedoch nicht fähig, ihre Bedeutung zu erkennen.
    Ich war überzeugt, daß ein ausführliches Gespräch mit George auch die letzten offenen Fragen beantworten würde, und drängte verständlicherweise jetzt zum Aufbruch. Da Mara die erste Sektion von Georges großem Haus miterbaut hatte, würde sie sich dort genau so zu Hause fühlen, wenn die Jungen schlüpften, wie in dem kleinen Bau, den wir hier errichtet hatten.
    Seltsamerweise widersetzte sie sich meinem Drängen, und es dauerte eine ganze Weile, bevor ich den Grund dafür erkannte.
    Einmal fühlte sie immer noch eine starke Scheu, ihren Vater nach all den Jahren wiederzusehen, und vor allem war sie nach wie vor unsicher, wie er sie empfangen würde. Außerdem war sie in diesem einsamen Hochtal zum erstenmal in ihrem Leben allein, hatte zum erstenmal Ruhe vor den anderen und vor den Pflichten, die ihre Position als Zweite mit sich brachte. Die Rückkehr in die Ebene würde alle diese Zwänge wieder zurückbringen.
    Und schließlich — gab es mich.
    Nicht, daß ich einen so überwältigenden Charme besessen hätte und sie mir hoffnungslos verfallen wäre. Ich bezweifle,

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