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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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daß ein Chozen — mit Ausnahme der Ersten — überhaupt Liebe für ein anderes Individuum empfinden konnte. Aber ich war anders — ich sprach anders, fühlte anders, handelte anders als alle anderen, die sie jemals gekannt hatte, die Ersten eingeschlossen.
    Selbst die Ersten waren Ideologen; ich erinnerte mich an Georges Bericht, daß einige der Ersten überzeugt waren, hier wirklich das Paradies wiedergefunden zu haben und alle Trans-formationen und so weiter Gottes Wille seien. Ich war der erste Rebell auf dieser Welt, der erste, der sich weigerte, diese Lebensform in stoischer Ruhe als gottgewollt zu akzeptieren.
    Schließlich gelang es mir, Mara zum Aufbruch zu überreden, und wir brachten den noch verbleibenden Halbtagesmarsch in die Ebene und zum Dorf hinter uns. Natürlich war es noch genau so, wie ich es verlassen hatte; bis auf seinen merklich größeren Umfang. In meiner Abwesenheit war eine Reihe neuer Häuser entstanden — eine logische Konsequenz der Brutperiode —, und ein paar Meilen entfernt sah ich weitere, den Anfang eines neuen Dorfes.
    George war nicht in seinem Haus, doch ich traf Guz, die noch immer nicht ganz ausgewachsen war, aber nicht mehr lange dazu brauchen würde, wenn ihre Färbung die richtigen Schlüsse zuließ. Sie sagte mir, daß George zum Fluß gegangen sei. George litt immer sehr unter dem Bruttrieb und suchte danach stets die Einsamkeit, manchmal wochenlang.
    Gute Christen sind eben nicht zu Paschas inzestiöser Harems geeignet.
    Ich kannte seinen Lieblingsplatz am Flußufer — ich war einige Male mit ihm dort gewesen —, aber als Mara und ich auf die Gruppe hoher, palmenähnlicher Bäume zugingen, blieb Mara plötzlich stehen.
    »Was hast du denn?« rief ich und hielt ebenfalls inne.
    »Ich — ich bin dafür, daß du zuerst allein mit ihm sprichst«, sagte sie. »Ich komme nach — später. Nachdem du . . . «
    »Nimm das doch nicht so ernst«, sagte ich ungeduldig. Doch dann erkannte ich, daß es für sie — und noch mehr für George — ein wirklich schweres Problem war und sagte besänftigend:
    »In Ordnung. Warte hier und ruh dich aus. Ich werde ihn auf deinen Besuch vorbereiten.«
    Nachdem das geregelt war, brauchte ich immer noch eine Weile, um George zu finden.
    Seine tiefere Blaufärbung verriet mir, daß auch er ein Ei trug, und durch die Färbung drang eine Aura, die seine Verzweiflung hinausschrie. Er blickte auf, als ich auf ihn zuging, und schien sich ehrlich zu freuen, als er mich erkannte.
    »Bar Holliday!« rief er strahlend. »Sie haben es also geschafft!
    Über die Berge und zurück!«
    »Das habe ich, George«, sagte ich. »Kein sehr langer Marsch, und auch kein schwerer, aber einer voller neuer Entdeckungen und Erfahrungen.«
    Seine Stimme verdunkelte sich mit seiner Färbung. »Dann haben Sie also die Brutperiode erlebt.«
    Ich nickte. »Eine verrückte Art der Fortpflanzung. Es muß einen Grund dafür geben, aber mir fällt keiner ein.«
    »Wahrscheinlich braucht das Virus diese Zeit, um sich im Ei zu vermehren«, sagte er in dem sachlichen, unbeteiligten Tonfall, den ich bei ihm schon öfter gehört hatte.
    Ich dachte nach. Ja, das klang logisch. Zehn Tage — innerhalb von zehn Tagen konnte alles mögliche geschehen, wenn man bedachte, daß es nur drei Tage gedauert hatte, um mich in meine jetzige Form zu verwandeln. Irgend etwas Entscheidendes mußte in dieser Zehntagesperiode passieren — nicht für das Chozen-Paar natürlich, sondern für die Viren, die in ihm lebten, für seine winzigen Herren.
    »George, ich glaube, daß ich sehr bald die Erklärung für dieses verrückte Spiel finden werde«, sagte ich.
    Er blickte mich überrascht an. »Was? Meinen Sie die Bevölkerungsexplosion? Das Problem haben sie selbst gelöst. Nur drei Eier dieses Mal.«
    »Nein, nein, davon rede ich nicht. Die ganze Sache. Hören Sie zu! Nach dem Brutzyklus erkannte ich plötzlich, daß alles reiner Unsinn ist. Diese Welt ist zu unlogisch, genau wie wir unlogisch waren. Ich möchte Ihnen eine Frage stellen: Gab es während der Reise der Peace Victory irgendeine Krankheit an Bord?«
    Er runzelte die Stirn, als er sich zu erinnern versuchte. »Ja — in der Tatl Irgendeine Darmerkrankung. Ich hatte eine Menge Schwierigkeiten, sie zu erkennen und ein wirksames Serum zu entwickeln.«
    Ich lächelte triumphierend und wußte die Antwort auf meine nächste Frage bereits, bevor ich sie stellte. »Es war ein Virus, nicht wahr?«
    Er blickte mich überrascht an. »Ich

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