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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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alles so glatt gegangen ist, ohne jeden Zwischenfall. Trotzdem, ich hatte vergessen, daß wir unschuldige Menschen überwältigten, sie in die Gefangenschaft zwangen.«
    »Ja, Menschen! Es sind Menschen, George!« erinnerte ich ihn.
    »Feinde!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Bar, nicht Feinde. Das System ist unser Feind, nicht die Individuen.«
    Ich blickte zu den beiden Frauen hinüber. »Okay, wir werden sie bei nächster Gelegenheit bei irgendeiner Relaisstation absetzen. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Seine Färbung zeigte Trauer und Sympathie. »Sie wissen doch genau, daß wir das nicht tun können, Bar. Das wäre noch schlimmer für sie — und schlimmer für uns. Sie würden verhungern oder die Regierung über uns informieren. Und die Transformation durchmachen, Bar. Sie sind bereits infiziert. Durch die Gewebefäden, mit denen wir sie gefesselt haben, und durch die Luft. Das Virus ist schon jetzt dabei, sich zu multiplizieren, sich wieder und immer wieder zu teilen. Sehen Sie den goldenen Schimmer, der ihre Körper umgibt, der selbst durch die Kleidung dringt?
    Das ist Feuchtigkeit, die durch die Poren ausgeschwitzt wird und die Zellen, die von den Viren abgebaut und durch neue, mutierte, ersetzt werden, ausschwemmt. Innerhalb weniger Stunden sind sie biologisch bereits so nicht-menschlich wie wir.
    Wenn wir sie nach unten bringen, zu unserer Plantage, werden sie sehr bald zu essen beginnen, und sich noch rascher verändern — zu Chozen. Die Programmierung durch das Virus.«
    Er hatte natürlich recht. Wie immer. Das einzige Problem war die Gefahr, daß sie durchdrehen konnten. Die einzige Hoffnung, die ich hatte, war, daß sie psychisch stabiler waren, als ich es von ihnen erwarten konnte, oder daß sie durch Creativision so immunisiert waren, daß sie die Veränderung so widerstandslos und resigniert über sich ergehen lassen würden wie eine überraschende Programmänderung.
    Ich sprach sie über den Computer an.
    »Okay, okay«, sagte ich so beruhigend, wie es mir möglich war, »beruhigen Sie sich.« Ich wünschte, daß ich auch George an den Computer hätte anschließen können. Wie oft hatte ich das schon gewünscht. »Es besteht kein Grund zur Panik, meine Damen. Ich werde Ihnen alles erklären.«
    Eine der beiden Frauen schluchzte leise. Ich konnte nicht sagen, ob es Marsha war, oder die andere. Eine der beiden hob den Kopf und sah mich an, entsetzt, verwirrt, nervös, aber nicht wütend. Das war ein gutes Zeichen.
    »Wer . . . was . . . sind Sie?« fragte sie.
    »Wir sind Chozen«, antwortete ich. »Ja, Sie haben Ihre Frage richtig formuliert: wir sind keine Menschen.«
    »Was ist mit dem Aufklärer geschehen, der dieses Schiff geflo-gen hat?« Die Frage galt nicht nur dem unbekannten Piloten, sondern sollte ihr vor allem einen Hinweis auf ihr eigenes Schicksal geben.
    »Ich bin der Pilot«, sagte ich. »Bis vor einigen Monaten war ich ein Mensch, genau wie ihr. Ich bin nicht freiwillig einer der ihren geworden, aber jetzt bevorzuge ich dieses Dasein — und Sie werden es auch tun.«
    »Ich will kein Monster werdenl« schrie die andere. Ein schlechtes Zeichen. Sie konnte schwierig werden.
    Ich seufzte und wählte meine Worte mit äußerster Sorgfalt.
    »Es gab bis vor kurzem einen Planeten namens Patmos«, begann ich, und dann erzählte ich ihnen die Story — oder richtiger, ich erzählte ihnen die Version der Story, die George und ich den beiden Kindern erzählt hatten.
    »Das Virus ist jetzt auch in Ihnen«, schloß ich. »Es gibt keine Möglichkeit, den Prozeß aufzuhalten. Fügen Sie sich darein. Widersetzen Sie sich nicht. Glauben Sie mir, daß unser Leben alles andere als unangenehm ist. Nur anders. Es tut uns leid, daß wir Sie in unsere Angelegenheit verwickeln mußten, aber wir hatten keine andere Wahl. Sie haben unseren Planeten zerstört, ihn unbewohnbar gemacht. Wir sind die letzten unserer Art.«
    »Drehen Sie die Beleuchtung höher«, sagte Marsha. »Wir wollen wissen, wie Sie aussehen.«
    »Wie Monster!« murmelte die andere.
    Ich drehte die Lichter langsam höher.
    »Vielleicht sind wir Monster, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen. Aber den menschlichen Standpunkt müssen Sie vergessen. Die Menschen haben uns dazu gezwungen, Sie gefangenzunehmen.«
    Für uns bedeutete das hellere Licht nichts weiter, als daß die Farben wieder stärker und deutlicher wurden.
    Ich hörte Marsha leise aufschreien, als sie uns sah.
    »Oh, mein Gott! Sie lügen! Sie können niemals ein Mensch

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