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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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gewesen sein!«
    Ich hob die Schultern. »Sie werden sehen. Sie haben die Wahl unter drei Möglichkeiten, und ich verspreche Ihnen, daß ich Ihre Entscheidung respektieren werde, egal, wie sie ausfällt. Erstens: Sie können sich mit den Gegebenheiten abfinden, die Transformation, die bereits eingesetzt hat, über sich ergehen lassen und Ihr Schicksal an das unsere knüpfen. Wegen des Virus — der jetzt nicht nur in Ihnen ist, sondern auch in beiden Schiffen, in der Atmosphäre — können Sie niemals in Ihr früheres Leben zurückkehren.«
    »Und welches sind die beiden anderen Möglichkeiten?« drängte Marsha.

    »Sie können sich entscheiden, lieber zu sterben«, sagte ich so sachlich, wie es mir möglich war. »Die Chozen sterben nicht. Das Virus kann jede Verletzung, jede Krankheit sofort heilen, Infektionen verhindern, Zellen so vollkommen erneuern, daß ein Alterungsprozeß nicht stattfindet. Ich vermute, daß auch wir nicht ewig leben werden, daß wir irgendwann sterben, wahrscheinlich, wenn unsere Gehirnzellen verbraucht sind. Aber das kann sehr, sehr lange dauern. Doch jetzt können wir Sie noch töten. Wir könnten Sie in den Raum stoßen, sobald wir aus dem L-Sprung kommen.«
    »Laßt uns gehen!« flehte die andere. »Setzen Sie uns an einer Relaisstation ab! Die Corporation wird uns heilen, das Virus töten!«
    »Bei welcher Corporation arbeiten Sie?« fragte ich.
    »Seiglein«, antworteten beide, und es klang wie ein Bekenntnis. Ihr Glaube an meinen ehemaligen Brotherrn hatte etwas Rührendes.
    »Genau wie ich«, sagte ich ihnen. »Dies ist ein Schiff der Seiglein-Corporation. Jerry Seiglein selbst hat versucht, uns zu töten, und er hat den Planeten zerstört. Wahrscheinlich auch die Relaisstation, die wir benutzt haben. Nein, meine Damen, es ist für sie einfacher, Sie zu töten, als Sie zu heilen — selbst wenn sie es könnten, was ich bezweifle.«
    »Sie haben von drei Möglichkeiten gesprochen«, sagte Marsha. »Welches ist die dritte?«
    »Sie können sich weigern, die Wirklichkeit zu akzeptieren, können sie verdrängen und verrückt werden«, sagte ich.
    Sie waren still, dachten über meine Eröffnungen nach. Die Frau, die Marsha hieß, schien psychisch stabiler. Sie konnte es schaffen. Die andere . . . man konnte nur abwarten.
    Schließlich sagte Marsha: »Würden Sie uns bitte die Fesseln abnehmen? Wir möchten gerne in Ruhe über alles nachdenken.«
    Ich zögerte. »Das Lösen dieser Fesseln ist eine . . . äh . . . etwas unhygienische Angelegenheit«, sagte ich schließlich, »die dazu noch von gewissen biologischen Gegebenheiten abhängig ist.
    Wir werden Sie befreien, sobald wir es können.« Ich blickte die anderen an, die abwartend im Hintergrund standen, weil sie nicht wußten, was sie tun sollten, die unserem Gespräch wohl folgen, sich aber nicht an ihm beteiligen konnten.

    »Frage sie doch einmal, wer sie sind, was sie vorhatten«, drängte Eva. »Himmel! Sie sehen unheimlich aus! Ich hätte nie gedacht, daß Menschen so aussehen — so klein, so schwach, so häßlich.«
    Ich kicherte. Die ersten Eindrücke einer fremden Kreatur.
    »Ham?« sagte ich. »Was hast du zu sagen?«
    »Wenn die Menschen so sind, wie diese beiden, danke ich Gott, daß ich ein Chozen bin.«
    »George?«
    »Sie sollten ihnen wirklich ein paar Fragen stellen«, antwortete der Biologe. »Schließlich werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach bald zur Familie gehören. Außerdem haben sie uns gegenüber einen Vorteil: sie sind jünger, schätze ich, und sie wissen, was geschehen wird, selbst wenn sie es noch nicht akzeptiert haben.«
    Ich nickte. »Hören Sie«, wandte ich mich — wieder über den Computer sprechend — an die beiden Frauen. »Während wir warten, könnten Sie uns etwas über sich erzählen. Ihr Name ist Marsha, nicht wahr? Ich bin Bar Holliday. Die anderen, die zur Zeit nicht mit Ihnen sprechen können, sind George Haspinol und unsere beiden Kinder, Ham und Eva.«
    »Warum können sie nicht sprechen?« fragte Marsha ängstlich.
    »Die Sprache der Chozen liegt im Ultraschallbereich, außerhalb der menschlichen Hörfähigkeit«, erklärte ich. »Keine Angst, später werden Sie mit ihnen sprechen können.«
    »Deshalb also klingt Ihre Stimme so synthetisch!« rief Marsha.
    »Ich spreche in Wirklichkeit gar nicht mit Ihnen, sondern mit dem Schiffscomputer!«
    »Mit mir über den Schiffscomputer«, korrigierte ich. »Vorläufig jedenfalls.«
    Sie schwiegen eine Weile, dann sagte die andere, so

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