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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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leise, daß ich sie kaum hörte: »Dies geschieht doch nicht wirklich. Dies kann nicht wirklich geschehen. Nicht einem Menschen. Nicht mir.«
    Ich kümmerte mich nicht um sie. »Und wer sind Sie, Marsha?«
    wandte ich mich wieder an die erste.
    »Marsha 47-3856-27 Vonderhall«, sagte sie. »Ich bin zwanzig Jahre alt und habe erst vor acht Monaten meine Zulassung als Pilot erhalten.«

    Ich nickte. Das konnte stimmen. Diese Milchmannrouten waren die ersten Kommandos für neue Piloten.
    Ich nannte ihr noch einmal meinen Namen und berichtete mit wenigen Sätzen von meinen Aufgaben bei Seiglein. Das schien auf sie eine beruhigende Wirkung zu haben, nur weil es sich um Dinge drehte, die ihr vertraut waren.
    »Und Sie«, wandte ich mich dann an die andere. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen das zu sagen«, erwiderte sie.
    »Das stimmt«, gab ich zu. »Aber wenigstens Ihren Namen könnten Sie mir nennen. Es würde unsere Unterhaltung etwas erleichtern.«
    »Ach, Scheiße, dies passiert ja sowieso nicht wirklich«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu mir. »Nadya. Nadya 38-7632-01
    Yamato.«
    »Okay, Nadya. Ich glaube, daß ich Sie jetzt befreien kann. Ich möchte Ihnen aber gleich sagen, daß wir jederzeit mehr von diesem Gewebefaden produzieren können, und daß es für Sie so gut wie unmöglich ist, uns zu überwältigen oder nennenswert zu verletzen. Sie sollten wirklich das tun, was wir Ihnen sagen oder sich dafür entscheiden, in den Raum gestoßen zu werden.«
    Beide nickten, immer noch verängstigt. Als ich ihnen erklärte, wie man das Gewebe, mit dem sie gefesselt waren, auflöste, waren sie völlig verstört. Ich konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Mir würde es auch nicht gefallen, angepißt zu werden, schon gar nicht von Monstern.
    »Bar!« sagte George plötzlich. »Dies ist vielleicht die Chance, auf die wir gewartet haben! In diesem Moment ist es mir eingefallen! Herrlich! Wir müssen sie ohnehin nach unten bringen, zu unserer Plantage. Wir können alles genau verfolgen, Bar! Den gesamten Verwandlungsprozeß! Wir können beobachten, auf welche Weise das Virus den Organismus beeinflußt, welche Molekülkette welche Funktion hat! Ihr Verwandlungsprozeß kann uns den Schlüssel geben!«
    Ich nickte. Georges Arbeiten waren bisher durch den Umstand eingeengt worden, daß er nur stabile Proben zur Verfügung hatte. Das Virus war ein normaler Bestandteil unserer Zellstruktur und der unserer Pflanzen. Jetzt konnte er sie in Aktion beobachten.
    Ich löste die Fesseln der beiden Frauen auf, und mußte ihre Kommentare und die Zeichen ihres Ekels über mich ergehen lassen. Mein Vorrat reichte aus, um den größten Teil des Gewebes aufzulösen. Der Rest klebte an ihren Fliegeroveralls, die sie ohnehin bald nicht mehr brauchen würden.
    »Hören Sie zu«, sagte ich, als sie sich steifbeinig erhoben, »George ist Biologe. Wir versuchen seit einiger Zeit, das Rätsel des Virus zu lösen, es unter Kontrolle zu bekommen. Sie können uns dabei helfen, wenn Sie dazu bereit sind.« Ich versuchte, mich an die Sequenz meiner eigenen Verwandlung zu erinnern.
    »Mein Gott! Ich sterbe vor Hunger!« rief Nadya plötzlich.
    Ich nickte. Die Transformation begann.
    Am ersten Tag fand die innere Veränderung vor allem im Verdauungstrakt statt. Am zweiten Tag folgten die ersten äußerlichen Veränderungen: Körperbehaarung, längere Arme. Erst am dritten Tag wurden die Hände zu Hufen.
    Während der ersten beiden Tage konnten sie also einiges tun, wozu wir nicht in der Lage waren — Injektionsspritzen aufziehen, Blutproben nehmen, die nicht nur darin bestanden, sich die Haut aufzuritzen und etwas Blut auf einen Objektträger zu schmieren.
    »Gehen Sie nach unten«, sagte ich und versuchte, meiner Stimme einen normalen, freundlichen Ton zu geben. Sie blickten uns an. Wir standen unbeweglich, riesige Kreaturen mit starken Muskeln und harter, behaarter Haut — und befolgten meinen Befehl. Ham und Eva gingen ihnen voraus, George und ich folgten.
    Marsha blieb stehen und sah sich entsetzt um, als sie das untere Deck erreichte. Der ehemalige Wohnraum war ein Dschungel aus hohem Gras, aus dem sich da und dort die Reste der früheren Einrichtung erhoben.
    »Wir sind Pflanzenfresser«, erklärte ich ihnen, und diese Information schien Nadya ein wenig zu beruhigen. Eine völlig normale Reaktion, sah ich ein. An ihrer Stelle hätte ich mir sicher auch Sorgen gemacht, möglicherweise gefressen zu werden.
    »Dieser kleine

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