Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
ein unbewaffnetes Aufklärungsschiff — ein winziger Punkt im Vergleich — einen solchen Riesen besiegen? Besonders, wenn seine Besatzung nur aus zwei Erwachsenen bestand, von denen einer in seinem Leben noch nie etwas Unrechtes getan hatte, und zwei Kindern? Ohne Hände und ohne Waffen gegen die Menschen in dem riesigen Schiff?

14
    Die Sensoren zeigten die Annäherung eines langgestreckten Objekts — fast zwei Kilometer lang. Nervös starrte ich auf die Reflexion auf dem Radarschirm und wünschte, daß es irgendeinen Weg gäbe, etwas über die Ladung dieser Frachtschiffe in Erfahrung zu bringen. Eine Ladung Roboter oder automatisierter Maschinen wäre genau das, was wir brauchten. Eine Milliarde synthetischer Steaks oder Ersatzteile für Creativision wäre weniger als nutzlos.
    »Dieses?« fragte Ham aufgeregt.

    Ich blickte unausgesetzt auf den Bildschirm. »Nein«, sagte ich nach einer Weile. »Es wäre genau das Richtige für uns, aber ein Schiff dieser Größe hat eine Besatzung von fünf Mann oder so, und vielleicht auch Passagiere. Das Risiko können wir nicht eingehen.«
    Ich hatte diesen Raum gewählt, weil man hier den meisten Verkehr antraf, aber nur wenig militärischen. Nicht daß die militärische Präsenz sehr stark gewesen wäre — es gab nur drei Schiffe von der Größe der Courrant, und um die zweihundert kleinere. Mehr waren auch nicht nötig, da die Menschen in einer sozial stabilen Gesellschaft lebten. Die Menschheit als Ganzes war so abgestumpft, daß eine Revolution nur denkbar war, falls das ganze System zusammenbrechen sollte. Die Kreativen, die wachen, intelligenten Jungen, von der Corporation und vom Staat großgezogen, wurden im Lauf weniger Jahre durch diese Erziehung größtenteils in dumpfe, funktionierende, fantasielose Kreaturen verwandelt, zu geräuschlos laufenden Zahnrädern der Corporations-Maschinerie. Die Maschinerie fraß die Gehirne der Menschen, aber wenn das Leben auch langweilig und stagnierend war, bildete es doch keine Bedrohung.
    Bedauernd sah ich den langgestreckten Schatten der neuen Welt, die wir brauchten, zum linken Rand des Bildfeldes auswandern, beobachtete, wie das Schiff den Flug abbremste, um in den Park-Orbit einzutreten, in die Umlaufbahn um einen neuen Planeten, der noch immer terraformt wurde.
    Und das war in dieser Zeit die eigentliche Aufgabe des Militärs: Planung, Durchführung und Überwachung riesiger Kon-struktionsvorhaben. Und selbst dazu wurde es nicht wirklich gebraucht, aber keine Machtstruktur fühlte sich ganz sicher ohne Militär, und außerdem wurde man nicht müde, immer wieder auf die mögliche Bedrohung durch eine fremde, nichtmenschliche Zivilisation hinzuweisen, die man vielleicht irgendwann einmal entdecken würde; eine Bedrohung, die noch nicht zur Realität geworden war.
    Noch nicht!
    Jetzt hockten wir vier, die diese Bedrohung darstellten, in einem winzigen Aufklärungsschiff, das unerkannt und unbemerkt im Raum hing, kaum auszumachen zwischen den planetaren Trümmern, die es überall in der Nähe eines Sonnensystems gab, und warteten auf eine Gelegenheit zum Zuschlagen.

    Mehrere Tage vergingen, aber Chozen haben eine unendliche Geduld und ein schlecht entwickeltes Zeitgefühl.
    Ein zweites Schiff tauchte auf — immer noch zu groß, zu mächtig.
    Schließlich erschien eins, das unseren Vorstellungen entsprach, aber es wurde zu dicht von einem anderen gefolgt. Unser Plan hing vor allem von Schnelligkeit ab. Schiffe dieser Größenordnung tauchten bereits in ziemlich großer Entfernung aus dem L-Sprung auf, lange bevor sie das Sonnensystem, das sie anflogen, erreichten. Außer Reichweite normaler Sensoren. Wir brauchten eins, das allein flog, ohne ein anderes Schiff in der Nähe, das Sensoraufzeichnungen machen oder Funkverkehr empfangen konnte.
    Sieben weitere Schiffe tauchten auf, und keins entsprach unseren Bedingungen.
    Endlich ließ der Verkehr nach. Anscheinend hatte man eine umfangreiche Nachschublieferung zu dem Planeten geschickt, und die Kette der Schiffe, die wir beobachtet hatten«; bildete eine Art Konvoi.
    Wir warteten geduldig; wir wußten, daß wir uns keinen Fehler leisten konnten, und daß irgendwo ein Schiff kommen würde, das unseren Erfordernissen entsprach. Und es kam — ein kleineres Schiff, weniger als einen Kilometer lang, aber recht breit, ein behäbiger Lastkahn, der wie ein fetter Pfeil aussah.
    »Das ist es«, rief ich den anderen zu. »Auf eure Plätze!«
    Ich schaltete die automatische

Weitere Kostenlose Bücher