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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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»Also haben wir verloren«, sagte er düster.
    Ich sah ihn an, dann George, dann Marsha. Ich dachte an die Kolonie auf der Nijinski, an die Milliarden Toten auf Patmos. Ich dachte daran, daß sie auf mich geschossen hatten, daß sie versucht hatten, mich aufs Kreuz zu legen, daß alles gegen mich war: die Seiglein Corporation, Moses, die Umstände.

    Eine irrsinnige Wut stieg in mir empor, die den anderen als eine gefährliche, grellfarbene Aura sichtbar sein mußte. Sie wichen vorsichtig von mir zurück.
    Nein! So würde es nicht enden!
    NEIN! - SO - WÜRDE - ES - NICHT - ENDEN!
    Ich fuhr herum, rief nach Kain und befahl ihm, sich auf seinen Platz über dem Instrumentenbord zu hängen.
    »Niemand besiegt Bar Holliday!« sagte ich entschlossen. Ich wandte mich den anderen zu. Meine Aura war so grell, daß ich sie fast fühlen konnte. »Fertig zum L-Sprung!« sagte ich scharf.
    Ich legte die Schalter um. Die Alarmglocke schrillte.
    »Wohin?« fragte George nervös.
    »Zurück«, sagte ich, ohne ihn anzusehen. »Zurück zur Nijinski.
    Noch haben wir nicht verloren. Noch bleibt uns ein letzter, wenn auch verdammt riskanter Zug in diesem Spiel.«

19
    Es dauerte nur wenige Minuten, um Marsha auf das größere Schiff zu bringen. Dann rief ich Ham.
    Er platzte vor Neugier, etwas über unseren Angriff auf St. Cyril zu erfahren, aber ich hatte jetzt keine Zeit, seine Fragen zu beantworten. Wenn Seiglein und die anderen darauf aus waren, Zeit zu gewinnen, so wollte ich dafür sorgen, daß sie nicht eine Sekunde mehr bekamen, als ich ihnen zugestehen mußte. Mein Verhalten und meine Aura sagten Ham, daß jetzt nicht der richtige Augenblick zum Diskutieren war.
    »Hör zu, Ham! Eigentlich brauche ich Marsha für diese Aufgabe. Aber da sie ausfällt, mußt du sie übernehmen. Sie hat dir alles auf der Nijinski gezeigt, nicht wahr? Du weißt, wie man mit dem Schiff umgeht.«
    Er nickte. »Ich kenne jede Niete an dem Eimer. Das weißt du doch.«
    »Ich verlasse mich auf dich«, sagte ich ernst. »Hör zu! Ich muß in die Modularsektion des Computers der Nijinski. Kannst du mich und Kain hineinbringen?«
    Er sah mich nervös und zweifelnd an. »Hör zu, Bar! Daran kannst du nicht herumfummeln. Ein Fehler, und wir sind alle erledigt!«

    »Aber du weißt, wo die Modularsektion ist und wie sie aufgebaut ist.«
    Er antwortete nicht sofort. Aber er kannte die Modularsektion, und wenn er auch jedem anderen Widerstand geleistet hätte, bei mir traute er sich nicht.
    Wir gingen zum Heck des Schiffes und betraten einen kleinen Raum mit einer Aufzug-Plattform.
    »Der wird sehr selten benutzt, nur, wenn hier etwas zu checken ist«, sagte er nervös. »Es wird ziemlich ungemütlich sein.«
    Die Kabine war so klein, daß wir kaum Platz hatten. Kain mußte seine langen Beine fest an den Körper pressen. Ham tippte mit der Nase auf den Bedienungsknopf. Wir fuhren abwärts.
    Der Lift hielt im untersten Deck, in der Service-Sektion des Frachters. Das Deck unter unseren Füßen vibrierte von den Generatoren, Pumpen, Recycling-Systemen, und so weiter, die das Schiff bewohnbar machten, für mindestens fünfzig Jahre, wenn es sein mußte.
    Mühsam drängten wir uns durch einen tunnelartigen Gang, der nicht für Chozen ausgelegt war und zur Schiffsmitte führte.
    Er endete vor einer dicken Stahlplatte.
    »Es gibt noch einen zweiten Zugang vom Bug her«, sagte Ham,
    »aber der ist ebenfalls von so einer Stahlplatte blockiert. Dort liegt das Herz des Schiffes, Bar, hinter dieser Stahlplatte.«
    Ich machte einen Scan von der Platte und den Wänden. Die Platte wirkte verdammt stabil, aber ich wußte, daß sie irgendwie eingesetzt worden war, also auch abzuheben sein mußte. Ich machte noch einen Scan, einen Fein-Scan, Quadratzentimeter um Quadratzentimeter.
    Und dann entdeckte ich sie: Spezialbolzen von ungewöhnlicher Größe und Form und so geschickt als Teil der Verkleidung kaschiert, daß ein Mensch, mit menschlichem Sehvermögen, sie niemals entdeckt hätte.
    Ich wandte mich an Kain.
    »Komische Bolzen«, sagte ich dem Roboter. »Paß auf, ich werde einen davon berühren. Siehst du sie?«
    Der Roboter kroch zur Wand und stieg in dem Winkel, der von der Wand und von der Stahlplatte gebildet wurde, bis zur halben Höhe hinauf. Mit einem Tentakel tastete er die neun Bolzen ab.

    »Kannst du sie herausholen?« fragte ich ihn.
    Kain zerrte an einem. »Ich denke schon«, sagte er mit seiner monotonen elektronischen Stimme. »Aber die Bolzen sind mit einer

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