Das Netz Der Grossen Fische
wissen, warum wir die Meldung über die Ermittlungsbenachrichtigung an Manlio Caputo nicht gebracht hätten.«
»Und was hast du ihm gesagt?«
»Was sollte ich ihm schon sagen? Die Wahrheit. Dass du entschieden hättest, die Nachricht nicht zu senden, weil sie nicht bestätigt war.«
»Und er?«
»Nichts. Er hat sich bei mir bedankt, und das war’s.«
»Aber warum hat er denn nicht mich angerufen?«
»Tja.«
»Und warum hast du mir nicht gleich davon erzählt?«
»Du musst mir wirklich glauben, dass es mir zunächst nicht so wichtig vorkam.«
Du elender Hurensohn!
»Aber warum kommt es dir dann jetzt so wichtig vor?«
Alfio wurde unruhig.
»Es ist ja nicht so, dass es mir jetzt wichtig vorkäme. Aber als ich heute morgen mit Giuditta darüber sprach, die das mit dem Anruf ja mitbekommen hat, riet sie mir, dir davon zu erzählen. Sie sagte zu mir, wenn du etwas von diesem Anruf erfahren würdest, könnte das zu Missverständnissen und Irritationen in unserem Verhältnis führen. Und das will ich auf keinen Fall.«
Michele hätte ihn am liebsten geschlagen, beherrschte sich aber.
»Habt ihr gut gemacht. Danke.«
»Hat sich Guarienti bei dir gemeldet?«, fragte Alfio nach einer Weile.
»Schon, aber über diesen Punkt hat er nicht mit mir gesprochen.«
Alfio tat sprachlos vor Überraschung. Sicher hatte er von Cate erfahren, dass Guarienti ihn angerufen hatte.
»Na, dann gehe ich jetzt mal. Bis morgen.«
»Warte doch noch einen Augenblick! Wozu die Eile?«
Jetzt zeige ich dir, welches Ass ich noch im Ärmel habe, du gehörnter Ochse.
»Ich erinnere mich nicht mehr, wer mir das neulich gesagt hat. Aber bevor du zur RAI gekommen bist, soll dir der Abgeordnete Caputo einen Prozess angehängt haben. Stimmt das?«
Alfio wurde blass und schluckte.
»Ja.«
»Und stimmt es auch, dass Caputo diesen Prozess gewonnen hat?«
»Ja.«
»Wenn wir gemeinsam zu Abend essen, erzählst du mir mal die ganze Geschichte. Ciao.«
Die Botschaft war klar: Lieber Alfio, was auch immer du über die Tatsache herumerzählst, dass ich bei der Genehmigung von Nachrichten über Caputo und Sohn übervorsichtig war, sei dir darüber im Klaren, dass ich dir jederzeit vorwerfen kann, einen regelrechten Hass auf die beiden zu haben. Natürlich bin ich auch gern bereit, die Gründe dafür aufzudecken.
Und damit war es offensichtlich, dass Alfio ihm etwas am Zeug flicken wollte.
Ganz sicher hatte er Guarienti angerufen, um ihn unverzüglich darüber ins Bild zu setzen, dass er, Michele, Zensur auf ihn ausgeübt habe, und weil er ihn nicht erreichen konnte, hatte er ihm seine Handynummer hinterlassen. Guarienti hatte dann zurückgerufen, als sie im Restaurant waren, undAlfio war hinausgegangen, damit seine Frau nichts von diesem Gespräch mitbekam. Weil er dann aber befürchtete, Guarienti könnte ihn, Michele, anrufen und ihm mitteilen, dass er sich über ihn beschwert habe, war er vorsichtshalber zu ihm gekommen, um ihm weiszumachen, Guarienti habe ihn von sich aus angerufen. Giuditta hatte mit dieser Geschichte überhaupt nichts zu tun, und die ganze Sache war so abgelaufen, wie sie es ihm erzählt hatte.
»Gabriè, kannst du mir einen Gefallen tun, und zwar sehr diskret?«
»Zu Diensten, Direttore.«
Lamantia verschlang gerade eine Pasta, die mit Sepiatinte geschwärzt war, und er aß mit einem derartigen Heißhunger, dass sein Hemd mit lauter dunklen Spritzern übersät war. Man brauchte wirklich einen robusten Magen, wenn man in seiner Gesellschaft essen wollte, denn bei diesem Anblick verging einem gründlich der Appetit. Und so ließ Michele seinen Teller halb voll stehen und schob ihn etwas von sich. Er redete mit gesenktem Blick, um das obszöne Schauspiel nicht mit ansehen zu müssen, das sich ihm da bot.
»Diesmal soll es auch nicht umsonst sein.«
»Das liegt ganz bei dir.«
»Wie viel verdienst du im Durchschnitt pro Tag?«
Lamantia prustete unversehens vor Lachen und hinterließ dadurch mehrere Flecken auf Carusos Jackenärmel.
»Wie soll ich denn den Durchschnitt ausrechnen, wenn ich an einem Tag gerade mal das Abendessen verdiene und am nächsten Tag zwei- oder dreihundert Euro in der Tasche habe?«
»Machen wir’s so. Ich gebe dir tausend Euro für zwei TageArbeit, aber du musst voll und ganz zu meiner Verfügung stehen.«
»Muss ich jemanden erschießen?«
Für Michele war nicht ganz eindeutig, ob Gabriele das ernst meinte oder einen Witz machte. Es war besser, das nicht zu vertiefen.
»Nicht? Was
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