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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach sich zog.
    Er kam ins Büro und platzte mitten in einen Disput von derartiger Heftigkeit hinein, dass niemandem in den Sinn kam, sich über seine Anwesenheit zu wundern.
    Soweit er verstand, war Giovanni Resta, der leitende Redakteur bei »Telepanoramus«, der Auslöser dieses Streits,der hart an der Grenze zur handgreiflichen Auseinandersetzung war.
    »Darf ich erfahren, was hier los ist?«
    »Gestern Abend in der Spätausgabe der Nachrichtensendung hat Giovanni Resta eine 180-Grad-Wende in seiner Berichterstattung vorgenommen«, erklärte Alfio entrüstet.
    »Er vertritt jetzt nicht mehr die Schuldtheorie?«
    »Nicht nur das, sondern er ist dazu übergegangen, Manlios Unschuld zu verteidigen! Und zwar ganz radikal! Mich würde interessieren, wie viel er sich dafür hat zahlen lassen!«
    »Genau das ist es, was mich auf die Palme bringt!«, unterbrach ihn Mancuso, der auffallend wütend war. »Ich kenne Giovanni seit Jahren, und er ist ein integrer Typ! Das hat er auch schon bei anderen Gelegenheiten bewiesen! Er hat den Mut, seine Meinung zu ändern und das dann auch zuzugeben!«
    »Entschuldigt mal, aber wie hat Resta denn diesen Umschwung erklärt?«, fragte Michele. »Sag du’s mir, Giacomo.«
    Indem er sich an den Kriminalchronisten wandte, trat er niemandem zu nahe und vermied zugleich voreingenommene Zusammenfassungen.
    »Er sagt, er habe von einem wichtigen Umstand erfahren, der Manlio Caputo vollständig entlaste.«
    »Warum ist er denn dann nicht zu Di Blasi gegangen und hat ihm das mitgeteilt?«
    »Er hat versprochen, das heute Vormittag zu tun.«
    »Ich sag euch was«, schaltete Alfio sich ein. »Das Ganze ist ein Bluff, um zu vertuschen, dass man ihn überredet hat,seine Meinung für ein dickes Bündel Banknoten zu ändern.«
    Da verlor Mancuso die Beherrschung, doch statt noch lauter zu schreien, senkte er die Stimme und sagte in eisigem Ton:
    »Wir alle wissen genau, dass du Caputo am liebsten tot sehen würdest. Wo er dir doch jahrelang ein Fünftel deines Gehalts hat pfänden lassen.«
    Alfios Reaktion war ebenso plötzlich wie eindrucksvoll an seinem Gesicht ablesbar: Zuerst wurde es blass wie eine Wintermelone und dann rot wie eine Wassermelone.
    »Du beschissener …«
    »Schluss jetzt!«, sagte Michele und schlug auf den Tisch. »Wir sind hier nicht im Kindergarten!«
    Keiner wagte mehr, einen Ton zu sagen. Alfio verließ den Raum.
    »Ich bitte euch um Verzeihung, dass ich mich so habe gehen lassen«, sagte Mancuso. »Dieses Verbrechen macht uns alle ziemlich dünnhäutig.«
    Michele sah Alletto an.
    »Giacomo, um was geht es?«
    »Wie?«
    »Resta hat anscheinend wirklich etwas Neues herausgefunden, sonst hätte er nicht gesagt, dass er zum Staatsanwalt gehen würde. Wie kommt’s, dass wir nichts davon wussten?«
    »Da hast du recht«, sagte Alletto, der einsah, dass dieser Vorwurf gerechtfertigt war.
    »Dann mach dich an die Arbeit und bring dich auf den neuesten Stand.«
    Alfio kam zurück, er hatte sich das Gesicht gewaschen.
    »Gebt euch die Hand.«
    Alfio und Gilberto gehorchten, dabei brummelten sie irgendetwas, vermieden aber jeden Blickkontakt.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte Michele und ging.
    Was mochte Resta herausgefunden haben? Die einzige Neuigkeit, von der er erfahren haben konnte, war die Aussage von Serena Ippolito, die Manlio entlastete. Offenbar kannte er aber nicht die anders lautende Darstellung Stefanias. Sollten die Dinge so liegen, war alles, was Resta dem Staatsanwalt Di Blasi erzählen konnte, bedeutungslos, denn Di Blasi kannte ja bereits die einander widersprechenden Versionen der beiden jungen Frauen. Kurz gesagt, es gab zwei Hypothesen: Entweder war jemand zu Resta gegangen und hatte ihm die Sache mit Serena erzählt, wohl wissend, dass der unverzüglich die Seiten wechseln würde – so Mancusos Ansicht –, oder jemand hatte Resta teuer bezahlt, damit er seine Haltung aufgab – so Alfios Ansicht –, und ihm obendrein von Serenas Aussage erzählt, was er dann zur Rechtfertigung an den Staatsanwalt weiterleiten konnte, um sein Gesicht vor den Zuschauern zu wahren.
    Immer noch außer Atem, schwiegen sie eine Weile, den Blick zur Zimmerdecke gewandt. Dabei berührten sich ihre schweißbedeckten Hüften. Dann richtete sich Giuditta halb auf und streckte, immer noch quer über Micheles Brust liegend, einen Arm zum Nachtschränkchen aus, um zwei Zigaretten aus dem daraufliegenden Päckchen zu nehmen. Sie zündete beide an, schob ihm die eine zwischen die

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