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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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willst du denn dann?«
    »Ich will alles über Amalia Sacerdote und ihre Freundinnen wissen. Soweit ich weiß, heißen sie …«
    »Serena und Stefania«, sagte Gabriele.
    »Hast du schon vorgearbeitet?«
    »Ich hatte angefangen, aber als ich sah, dass die Tote keinen interessierte, hab ich’s wieder sein lassen.«
    »Wieso interessierte sie keinen?«
    »Ist dir aufgefallen, wie die Zeitungen und auch ihr vom Fernsehen sie sofort bezeichnet haben? Das arme Mädchen, das noch das ganze Leben vor sich hatte, das unglückselige Opfer, das junge ausgelöschte Leben, das Mädchen, das in der Blüte seiner Jugend ein jähes Ende fand … Apropos Blüte, einer verstieg sich sogar so weit zu schreiben: eine Knospe, der es grausam verwehrt wurde zu erblühen! Auf diese Weise wurde das Opfer unantastbar. Wer hätte denn noch gewagt zu sagen, dass sie eine so unberührte Knospe nun auch wieder nicht war, weil sie ja immerhin schon voll erblüht war und mit ihrem Verlobten fleißig herumvögelte. Und alle fanden es bequem und angenehm, sich nicht mit ihr beschäftigen zu müssen, mit der armen Märtyrerin, dieser zweiten heiligen Maria Goretti.«
    »Bequem? Angenehm?«
    »Oh ja, denn wer sich gegenüber Antonio Sacerdote etwas zuschulden kommen lässt, bezahlt dafür.«
    »Das musst du mir genauer erklären.«
    »Weißt du etwa nicht, wer Antonio Sacerdote ist?«, fragte Gabriele, senkte seine Stimme und beugte sich zu Michele hinüber.
    »Amalias Vater ist der Generalsekretär der Regionalversammlung«, antwortete Michele.
    »Und das war’s?«
    »Mehr weiß ich nicht.«
    »Antonio Sacerdotes Stiefbruder ist Filippo Portera.«
    »Der Mafiaboss?«
    »Genau. Sie sind zwar nur Stiefbrüder, aber ihr Verhältnis könnte nicht enger sein, wenn sie blutsverwandt wären.«
    »Dann spann mich nicht länger auf die Folter und sag mir, wieso Sacerdote angesichts des Mordes an seiner Tochter nicht Portera eingeschaltet hat?«
    »Wer sagt dir denn, dass er das nicht getan hat? Und jetzt lass dir bloß nicht noch mehr solcher neugierigen Fragen einfallen. Tanz nicht aus der Reihe, damit fährst du am besten. Du siehst also …«
    »Was soll ich sehen?«
    »Dass tausend Euro wenig für so eine Sache sind. Du verstehst, wenn Antonio Sacerdote zu Ohren kommt, dass ich durch die Gegend renne und Fragen über den in den Himmel aufgefahrenen Engel stelle, wäre es durchaus möglich, dass auch ich ihm bald in den Himmel folge.«
    »Was du nicht sagst!«
    »Michè, lass dich erweichen.«
    »Wie viel willst du?«
    »Dreitausend.«
    »Sagen wir zweitausend. Damit ist dann aber auch Schluss. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Jetzt verschlang Lamantia drei kleine in Salzwasser gegarte und mit etwas Zitronensaft beträufelte Polypen. Er fraß wie ein Schwein. Anschließend pulte er mit den Fingern die Speisereste aus den Zähnen, steckte sie nach eingehender Betrachtung wieder in den Mund und aß sie auf.
    »Und weißt du irgendwas über die beiden Freundinnen?«
    »Stefania Corso, die, nebenbei bemerkt, ein ganz schön durchtriebenes Luder ist, aber auch Amalia stand ihr da zu Lebzeiten in nichts nach … Und erst Serena Ippolito. Die hat einen Busen, also, der ist so was von … Wenn die zu dritt ausgingen, hat die Männer bei ihrem Anblick der Schlag getroffen … Was wollte ich noch gleich sagen?«
    Gabriele war hoffnungslos abgeschweift.
    »Du wolltest mir etwas über Stefania Corso erzählen.«
    »Ach ja. Sie war Manlios Freundin, bevor er Amalia kennenlernte.«
    Michele war völlig überrascht.
    »Aber wie kommt es, dass auch das keiner gewusst hat?«
    »Michè, ganz ruhig, wer es wissen muss, weiß es.«
    »Wer denn, zum Beispiel?«
    »Um dir nur einen Namen zu nennen: Avvocato Troina.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Wenn ich noch Zweifel hatte, dann sind sie bei der Pressekonferenz beseitigt worden. Er wird sich dieser Tatsache im richtigen Augenblick bedienen. Er wird sie dann aufs Tapet bringen, um zu beweisen, dass Stefania allen Grund hatte, stinksauer auf Manlio zu sein. Deshalb hat sie behauptet, der Aschenbecher wäre neu. Und an diesem Punkt, wenn Stefania ausgeschaltet ist, bleibt als einzig gültige nur noch Serena Ippolitos Aussage, dass der Aschenbecher schon inder alten Wohnung war. Das klappt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Staatsanwaltschaft eines nicht erfährt …«
    »Nämlich?«
    »Dass Serena in Manlio verliebt war und ihm leidenschaftliche Briefe schrieb. Einen davon hatte Amalia abgefangen,

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