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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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und zwischen den beiden Mädchen gab es richtig Zoff. Daher könnte Di Blasi behaupten, dass Serena Manlio aus der Patsche half, weil sie ihm völlig verfallen ist.«
    »Ich sehe, dass du über den Aschenbecher gut Bescheid weißt.«
    »Michè, ich weiß alles. Und über manche Dinge rede ich, und über manche eben nicht.«
    »Und was weißt du noch über …«
    »Michè, wann treffen wir uns wieder?«, schnitt Gabriele ihm das Wort ab.
    »Sagen wir Dienstagabend, hier?«
    Er kehrte ins Residence-Hotel zurück, als es schon über eine Stunde nach Mitternacht war. Der Portier sagte ihm, dass jemand im kleinen Salon auf ihn warte. Wer konnte das um diese Zeit schon sein? Natürlich Totò Basurto.
    »Ist das jetzt deine neueste Masche, immer hier aufzukreuzen?«, fuhr er ihn an.
    »Um diese Stunde ist keiner mehr auf, alle schlafen längst.«
    »Was willst du?«
    »Wieso hast du Moncadas Frage und Troinas Antwort nicht reinnehmen wollen?«
    »Totò, wieso nur Moncada und die anderen nicht? Weißt du, was dann los gewesen wäre?«
    »Nur deshalb hast du dich so entschieden?«
    »Weswegen denn sonst, deiner Meinung nach?«
    »Nicht meiner Meinung nach. Ich bin nur ein Mittelsmann, weiter nichts. Man dachte, dass du mit dieser Entscheidung eigentlich das Wesentliche von Troinas These unterschlagen hast. Daher lautet die Frage: Machst du das rein aus taktischen Gründen oder weil Troina dir auf den Nüssen sitzt?«
    »Reden wir Klartext, Totò. Ganz sicher sitzt Troina mir auf den Nüssen, wenn auch mehr aus persönlichen Gründen, das hat also gar nichts mit meinem Beruf als Journalist zu tun. Klar?«
    »Schon klar. Also steckt eine Taktik dahinter.«
    »Totò, die Gründe sind die, die ich dir genannt habe.«
    »Darf ich dich was fragen?«
    »Schieß los.«
    »Angenommen, zu dieser Pressekonferenz wäre ausschließlich Moncada gegangen, hättest du dann die Frage und die Antwort gesendet?«
    »Natürlich.«
    »Das wollte ich von dir hören. Bonanotti.«
    »Einen Augenblick. Diese Sache gefällt mir nicht.«
    »Die mit Manlio Caputo?«
    »Nein. Dass du einfach so auftauchst und mich drei- bis viermal am Tag einer Staatsprüfung unterziehst.«
    »Von was für einer Prüfung redest du?«
    »Also wirklich, Totò! Warum hast du diese Nachricht gesendet, warum hast du jene Nachricht nicht gesendet …? Fehlt nur noch, dass du an den Redaktionssitzungen teilnimmst, dann aber gute Nacht. Freundschaft ist etwas Schönes, aber …«
    »Lass das ›Aber‹ weg. Freundschaft ist etwas Schönes, ganz ohne Aber. War ich deutlich genug? Bonanotti.«
    Kaum hatte er sich hingelegt, klingelte das Telefon. Er war völlig überrascht. Es war Giuditta. Wetten, dass irgendetwas dazwischengekommen war und sie sich nun doch nicht treffen konnten?
    »Was machst du gerade?«, fragte sie.
    »Ich habe mich hingelegt. Und du?«
    »Ich auch.«
    »Wie kommt es, dass du mich zu dieser Zeit anrufst?«
    »Alfio ist nochmal weggegangen. Als wir gerade mit dem Essen fertig waren, bekam er einen Anruf. Er hat sich eben bei mir gemeldet und gesagt, er hätte noch eine Stunde zu tun.«
    »Weißt du, wo er hingegangen ist?«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls wollte ich die Gelegenheit nutzen, um bei dir etwas gutzumachen.«
    »Was willst du denn gutmachen?«
    »Dass ich dir heute Abend nicht rechtzeitig antworten konnte. Also, bekomme ich einen kleinen Vorgeschmack?«
    »Was soll das heißen? Was meinst du damit?«
    »Bekomme ich einen Vorgeschmack auf morgen?«
    »Am Telefon?«
    »Mach dir keine Sorgen, komm schon, sprich mit mir, sag mir, was du mit mir anstellen wirst.«

Fünf
    Bald nach Beginn seiner Affäre mit Giuditta war es ihm auch an den Sonntagen – an denen er den Nachmittag und den Abend mit ihr verbrachte – zur Gewohnheit geworden, morgens nicht ins Büro zu gehen, damit nur ja niemand seine Schlüsse daraus zog, dass er immer genau dann von der Bildfläche verschwand, wenn auch Alfio wegen seiner üblichen Fahrt nach Catania nicht da war.
    Alfio leitete die Sitzung um zehn Uhr vormittags, und dann sah man ihn erst am nächsten Morgen wieder. Die redaktionelle Leitung lag unterdessen in den Händen Gilberto Mancusos.
    Für den Notfall hatten alle Micheles Handynummer und konnten ihn zu jeder Zeit anrufen.
    Doch an diesem Vormittag wollte er das Feld nicht uneingeschränkt Alfio überlassen. Er befürchtete, dass Alfio die Situation ausnutzen könnte, um irgendeine überspannte Idee in die Tat umzusetzen, die möglicherweise unangenehme Folgen

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