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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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komisch?«
    »Kennst du nicht die Geschichte von der Ameise, die den Elefanten strangulieren will?«
    »Danke für den Vergleich.«
    »Also wirklich, Michè? Hast du etwa Angst vor ihm? Alfio hätte doch gar nicht genug Mumm dafür, er wird es nie groß zu etwas bringen. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre er immer noch ein kleiner Redakteur.«
    »Nein, Angst habe ich nicht, aber sein Verhalten beunruhigt mich. Er kann mir durchaus schaden.«
    »Michè, jetzt, wo du es mir gesagt hast, behalte ich ihn im Auge.«
    »Danke.«
    »Das reicht mir nicht.«
    »Was meinst du?«
    Sie nahm den Aschenbecher zwischen ihnen weg.
    »Also, ein bisschen mehr Einsatz erwarte ich schon …«
    Und weil sie Zeit hatten, dehnte Michele seine Danksagung bis zum Abendessen aus. Während sie sich wieder anzogen, klingelte Giudittas Handy.
    »Das ist Alfio«, flüsterte sie, bevor sie antwortete.
    »Ich bin mit Agnese zusammen … Ja … Wir sind ins Kino gegangen … Du kommst nicht? … Deiner Mutter geht’s nicht gut? Was hat sie denn? … Also nichts Besorgniserregendes … Wenn du lieber noch ein bisschen bei ihr bleiben möchtest … Ist doch kein Problem … Morgen früh erst? Weißt du was, Alfio? Dann schlafe ich einfach bei Agnese … Ich bin nachts nicht so gern allein im Haus … Gut, bis morgen dann.«
    Sie sah Michele spitzbübisch an.
    »Hast du für heute Nacht schon irgendwelche Pläne?«
    Michele lachte und küsste sie auf eine Brust. Sie wählte eine Nummer.
    »Agnese? Sollte Alfio sich zufällig bei dir melden, dann schlafe ich heute Nacht bei dir … Zieh also gegen elf den Telefonstecker raus und schalt das Handy aus, wie gewohnt. Wenn er nämlich auf die Idee kommt, später noch anzurufen, dann antwortet ihm keiner. Danke. Ciao.«
    Sie umarmte Michele und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
    »Wunderbar! Dann können wir die Nacht ja zusammen verbringen!«
    »Aber was ist, wenn er vor elf anruft und du nicht da bist?«
    »Agnese wird ihm schon irgendwas erzählen.«
    Während Giuditta gegen drei Uhr erschöpft einschlief, blieb Michele wach neben ihr liegen. Sie waren zum Essen in eine Taverne gegangen, wo niemand sie kannte, dann lange eng umschlungen spazieren gegangen und hatten sich nach ihrer Rückkehr erneut geliebt.
    Jetzt lag er da mit leerem Kopf, das heißt, eigentlich war er gar nicht leer, denn da war ein Satz, der ihn nicht mehr losließ, seit er ihn gehört hatte. Giuditta hatte zu Agnese, ihrer Busenfreundin und Komplizin, gesagt:
    »Zieh den Telefonstecker raus und schalt das Handy aus, wie gewohnt.«
    Wie gewohnt? Was sollte das heißen?
    Seit Beginn ihrer Affäre hatten sie es lediglich viermal geschafft, eine ganze Nacht gemeinsam zu verbringen. Aber sie hatten dabei nie auf Agneses Hilfe (und ihre gekonnteArt zu lügen!) zurückgreifen müssen. Und als sie einmal für mehrere Tage ins Haus ihres Vaters in den Madonie-Bergen gefahren waren, hatte er kein Mal die ganze Nacht dort verbracht, weil er sich spätestens um fünf Uhr morgens wieder auf den Weg nach Palermo machen musste.
    Da stellte sich doch die Frage, auf welches »wie gewohnt« bezog sich Giuditta? Dieses »wie gewohnt« war etwas, das nichts mit ihm zu tun hatte. Dieses »wie gewohnt« betraf eine gewisse Gepflogenheit Giudittas, die ganze Nacht außer Haus zu verbringen. Und dabei bediente sie sich der Komplizenschaft Agneses, die genau wusste, wie sie Giuditta Rückendeckung geben konnte.
    In diesem Augenblick fiel ihm wieder ein, was Cate ihm erzählt und Giuditta mit der größten Selbstverständlichkeit abgestritten hatte. Womöglich war an der Geschichte, dass sie einen anderen Geliebten hatte, doch etwas dran. Wenn sie den auch wahrscheinlich seltener sah als ihn. Nicht Eifersucht war es, die ihn wach hielt, sondern eher eine gewisse Verwunderung. In seinem Leben hatte es nicht viele Frauen gegeben. Drei oder vier vor Giulia, die er nie betrogen hatte, und jetzt Giuditta.
    Wie konnte eine Frau sich ihm derart leidenschaftlich hingeben – immer wirkte sie geradezu ausgehungert – und dann in derselben Nacht noch mit ihrem Ehemann und die Nacht darauf mit einem dritten Mann schlafen? Sicher, möglich war das schon, aber die Sache erstaunte ihn trotzdem. Tatsache war, dass sie sich mit diesem »wie gewohnt« verraten hatte. Es war ihr so herausgerutscht.
    Sollte er ihr deswegen Vorhaltungen machen? Eine Erklärung von ihr verlangen? Aber dann würde er wie ein Vollidiot dastehen, denn er war überzeugt, dass

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