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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit einem Katafalk hatte, erhob sich und ging mit offenen Armen auf ihn zu.
    Dann bedeutete er ihm, es sich in einem Sessel bequem zu machen, während er sich in den daneben setzte. Er legte ihm eine Hand aufs Knie.
    »Gut siehst du aus, Michè.«
    »Sie ebenfalls.«
    Senator Stella musste um die siebzig sein, soweit Michele sich erinnerte. Doch er sah bestimmt zehn Jahre jünger aus. Er war außerordentlich gepflegt, elegant, hatte klare Augen und ein freundliches und nahezu immer lächelndes Gesicht. Eine vertrauenerweckende Erscheinung.
    »Wie geht’s denn so?«
    »Ziemlich gut.«
    Der Senator bot ihm eine Zigarette an. Die, die Senator Stella rauchte, mochte Michele nicht sonderlich, aber erbrachte das Opfer und nahm sie. Er zündete sie an, und der Senator betrachtete ihn zufrieden.
    »Eigentlich rauchst du meine Marke doch gar nicht, stimmt’s?«
    »Das ist richtig.«
    »Und du magst sie auch gar nicht, stimmt’s?«
    »Nicht besonders.«
    »Und trotzdem hast du sie genommen. Bravo.«
    Bei Senator Stella fühlte man sich ständig auf dem Prüfstand.
    »An dir ist ein Politiker verloren gegangen.«
    »Wieso?«
    »Weil genau das Politik ist. Eine Zigarette einer Marke rauchen, die du nicht magst, weil du den, der sie dir angeboten hat, nicht vor den Kopf stoßen willst.«
    Dann folgte eine Frage, die Michele augenblicklich ins Schwitzen brachte.
    »Hast du meine Tochter Giulia wiedergesehen, seit ihr euch getrennt habt?«
    »Seit damals nur einmal, und zwar gestern Abend, bei Mariella Pignato, bei der ich zum Abendessen eingeladen war.«
    »War Massimo da?«
    »Nein.«
    Immer die Wahrheit, nichts als die Wahrheit dem Senator gegenüber. Das war der beste Weg, sich seine Freundschaft zu erhalten.
    »Was für einen Eindruck hat sie auf dich gemacht?«
    »Ehrlich gesagt wirkte sie nicht besonders glücklich. Ich meine …«
    »Ich weiß, was du meinst. Einen Fehler einzugestehen istimmer schwierig, so schwierig, dass man ihn am Ende lieber nicht zugibt. Hast du dich je gefragt, warum sie dich nie um die Scheidung gebeten hat?«
    »Sehen Sie, sechs Monate nachdem Giulia mich verlassen hat, habe ich sie gefragt, ob sie die Scheidung einreichen will, und sie hat mir geantwortet, dass Sie, Senatore, damit nicht einverstanden wären.«
    Gaetano Stella wirkte aufrichtig überrascht.
    »Das hat sie dir gegenüber behauptet?«
    Dann lachte er.
    »Da sieh mal einer an, was sich meine Tochter so alles einfallen lässt! Wenn du sie wieder einmal sehen solltest und Lust hast, sie nach dem wahren Grund zu fragen, dann tu’s. Ihr beide habt gut zusammengepasst. Nun, so ist es eben. Aber denk immer an das, was ich dir sage: Giulia war’s, die die Tür nicht zuschlagen wollte. Und jetzt lass uns über etwas anderes reden. In den letzten Tagen hat Totò Basurto mich immer auf dem Laufenden gehalten.«
    Michele verzog den Mund. Senator Stella begriff sofort.
    »Rückt er dir allzu sehr auf die Pelle? Er ist aufdringlich, nicht wahr? In der Tat, ich habe ihm gestern gesagt, er soll dir mehr Freiraum lassen. Du weißt sehr genau, wie du dich verhalten sollst, und brauchst keinen Souffleur.«
    »Danke. Ich will Ihnen etwas verraten, wovon nur wenige etwas wissen.«
    Und er erzählte ihm die Sache der Blitz-Entführung von Restas Tochter. Der Senator zeigte sich weniger überrascht, als Michele es erwartet hatte.
    »Siehst du, Michè, scheinbar hat diese Entführung ihren Zweck verfehlt, sie hat Resta nicht einmal daran gehindert, zu Di Blasi zu gehen.«
    »Warum sagen Sie ›scheinbar‹?«
    »Weil sie in Wirklichkeit dazu beigetragen hat, dem, was Resta dem Staatsanwalt erzählt hat, mehr Nachdruck zu verleihen.«
    Michele glaubte, sich verhört zu haben.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, ich habe nicht richtig verstanden. Wollen Sie mir damit sagen, dass die Entführung nicht von Manlio Caputos Feinden organisiert wurde, sondern von seinen Freunden?«
    »So könnte man es sehen.«
    »Und Resta wusste, dass es ein Bluff war?«
    »Nein. Eben weil er nichts wusste, gewann diese Geschichte allgemein an Glaubwürdigkeit. Du hast gut daran getan, die Nachricht nicht zu bringen. Und wenn Neuigkeiten in dieser Angelegenheit an dich herangetragen werden, dann überleg dir zweimal, wie du reagierst. Bis jetzt hast du alles richtig gemacht.«
    »Danke.«
    »Ich wollte dir etwas sagen. Gib acht, in den nächsten Tagen wird die politische Lage etwas heikel. Es geht um die Neubesetzung von Scimones Posten. Ab übermorgen wird ein

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