Das Netz Der Grossen Fische
war. Im Gegenteil.
Und wenn man Cates Informationen mit der Warnung des Senators verband, waren ihm die Zusammenhänge jetzt hinreichend klar. Filippones Gattin hatte ihre Freundin Giuditta und deren Mann eingeladen: Bei dieser Gelegenheit hatte Filippone Alfio zu seinem Verbündeten gemacht und ihm dafür seinen, Micheles, Posten versprochen. Und Alfio nutzte die Lage, in der sich Caputos Sohn befand: Er durfte sich keine Gelegenheit entgehen lassen, Caputos Sohn in den Nachrichten in einem negativen Licht erscheinen zu lassen.
Und das erklärte alles: die Nervosität, den Anruf bei Guarienti, seine Versuche, eine Nachricht rausgehen zu lassen, die Manlio schaden konnte. Nein, diese Haltung war nicht von altem Groll diktiert, wie alle glaubten, sondern von einem präzise auf die Gegenwart ausgerichteten Plan.
Und er hatte geglaubt, Giuditta sei auf seiner Seite! Allerdings … Moment! War es nicht besser, Giuditta weiterhin zu treffen, ihr aber auf keinen Fall zu verstehen zu geben, dass er ihr doppeltes Spiel durchschaut hatte? Stattdessen musste er so tun, als ob er ihr vertraute, um sie zur rechten Zeit in seinem Sinne zu lenken.
Er schaltete sein Handy wieder ein, das auch gleich klingelte.
»Warum hast du mich nicht angerufen?«
»Ich hatte bis eben Besuch von jemandem, der …«
»Hör zu, übermorgen wird Alfios Mutter operiert, und weil er dabei sein will, fährt er nach Catania.«
»Fährt er am Vormittag oder am Nachmittag?«
»Weiß ich noch nicht. Das sag ich dir noch. Ich wollte dir nur rechtzeitig Bescheid geben, damit du dir auch ja den Tag freihältst.«
»Was ist denn mit dir los?«
»Nur ’n bisschen Heißhunger«, erklärte Lamantia.
Das sollte wohl eine Warnung sein. Wenn er schon bei normalem Appetit das Essen in sich hineinschaufelte, dass man sich für ihn schämen musste, was würde er dann jetzt erst anstellen! Vielleicht würden sich die anderen Gäste ja lauthals beschweren. Im Vergleich zu ihm hatte ein Schwein feine Tischmanieren. Gelegentlich dachte Michele, dass Lamantia abstoßend wirken wollte . Zufällig begegnete sein Blick dem Virzìs. Der wies mit einer Kopfbewegung zum anderen Zimmer. Michele verstand sofort.
Virzì hatte seine Verlegenheit bemerkt und bot ihm nun eine Lösung an. Michele rief ihm zu.
»Ist das kleine Nebenzimmer frei? Wenn es frei ist, gehen wir rüber. Da können wir ungestört miteinander reden«, rechtfertigte er sich vor Gabriele.
Derzeit saß niemand an den drei Tischen in dem kleinen Raum. Hier konnte Lamantia sich nach Herzenlust gehen lassen.
»Bring mir die Antipasti«, sagte Lamantia zum Kellner. Und um Zweifel auszuschließen, fügte er noch hinzu:
»Alle.«
Michele dachte, es wäre wohl besser, sich gleich ein nahrhaftes Hauptgericht bringen zu lassen, denn er war sicher, dass er wenig später vor Ekel nichts mehr hinunterbekommen würde.
»Also, was hast du mir Schönes zu berichten?«
»Ich kann dir jetzt schon sagen, dass ich eine Nachricht habe, die nicht einfach nur eine Nachricht ist.«
»Sondern?«
»’ne Bombe.«
Er hatte schon damit gerechnet, dass der andere versuchen würde, so viel wie nur möglich herauszuschlagen.
»Willst du den Preis in die Höhe treiben? Dann lass die Bombe mal platzen, und danach sehen wir weiter.«
»Nein, es geht mir nicht darum, den Preis in die Höhe zu treiben, da kannst du ganz beruhigt sein. Es bleibt bei den zweitausend.«
Dann musste es eine Bombe sein, die einen lauten Knall macht, aber keinen Schaden anrichtet.
»Ich muss allerdings ’ne Bedingung stell’n.«
»Was für eine Bedingung?«
»Du musst mir dein Ehrenwort geben, dass du sie für dich behältst und sie nicht für die Nachrichten verwendest.«
»Du hast wohl vergessen, dass ich Journalist bin.«
»Du bist derjenige, der das vergessen muss.«
»Und warum?«
»Weil ich Schwierigkeiten kriege, wenn sie erfahren, dass ich dir das erzählt habe. Sehr große Schwierigkeiten. Daher ist diese Information ausschließlich für deinen Privatgebrauch bestimmt. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Absolut deutlich«, sagte Michele und streckte ihm die Hand entgegen.
Lamantia drückte sie fest.
»Ehrenwort«, sagte Michele feierlich.
»Zuerst einmal, aber das ist noch nicht die Bombe: Weißt du schon, dass Amalias Notizbücher verschwunden sind?«
»Was für Notizbücher?«
»Die, in denen sie Telefonnummern, Adressen und wohl auch ihre Verabredungen aufgeschrieben hat. Sind insgesamt vier. Das vom laufenden
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