Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
fragen, ob …«
    »Ob …?«
    »Ob du dich veranlasst siehst … Ob du zu dem Schluss gekommen bist, dass … Ob du, kurz gesagt, der Meinung bist, dass der Augenblick gekommen ist, wo wir …«
    »Wo wir …?«
    Heilige Muttergottes, war das schwer, diese Worte auszusprechen!
    »Wo wir unsere Lage legalisieren …«
    Was war ihm denn da für ein blödsinniger Satz herausgerutscht! Legalisieren! Was gab es denn da zu legalisieren? Waren sie denn nicht immer noch Ehemann und Ehefrau?
    »Nein, das ist alles gut so«, sagte sie, denn sie hatte verstanden. »Es sei denn, dass du …«
    »Ich nicht.«
    Und dann sagten sie wieder eine ganze Weile nichts mehr. Aber so konnte es ja auch nicht weitergehen. Er musste herausfinden, warum Giulia ihn hatte sehen wollen. Die einzige Möglichkeit war wohl, sie direkt darauf anzusprechen.
    »Weshalb wolltest du dieses Treffen, Giulia?«
    Sie sprach an das Glas, das Tischchen, den Fußboden gewandt. Einen Satz nur, ohne Punkt und Komma, ohne Atem zu holen.
    »Ich wollte dich schon so lange einmal wiedersehen ein bisschen mit dir zusammen sein dich sprechen dich atmen hören ich hatte ein solches Verlangen danach dass ich es nicht mehr aushalten konnte tut mir leid tut mir wirklich leid.«
    Das Zimmer um ihn herum rotierte um sich selbst, dann hielt es inne. Michele legte ihr eine Hand auf den Arm. Sie drehte sich halb zu ihm und lehnte ganz plötzlich ihre Stirn gegen seine Brust, beinahe als schämte sie sich dafür.
    Er hatte das Gefühl, als wollte sie etwas sagen. Dann aber verriet ihm das Zucken ihrer Schultern, dass sie weinte. Da umarmte er sie fest.

Sieben
    Eigentlich schlief er gar nicht. Immer wieder musste er an Giulia denken.
    Am Abend zuvor hatte sie sich, nachdem sie etwa zehn Minuten eng umschlungen dagesessen hatten, abrupt aus seiner Umarmung gelöst, ihre Tränen abgewischt, ihn schließlich lange angesehen und dann gesagt:
    »Ich rufe jetzt Mariella.«
    Und nach einer weiteren halben Stunde, die mehr aus Stille als aus Worten bestand: Gute Nacht, gute Nacht, und dann war jeder seiner Wege gegangen.
    Als wäre nichts geschehen. Oder besser, wie eine Art Parenthese, die irgendwann geöffnet und dann ohne weitere Erklärung wieder geschlossen wurde. Giulia hatte es nicht offen ausgesprochen, doch der lange Satz, mit dem sie ihm geantwortet hatte, schloss jeden Zweifel aus: Giulia war mit ihrer selbstgewählten Situation nicht mehr zufrieden. Also war die Beziehung zwischen ihr und Massimo wohl auch nicht mehr wie vorher.
    Und sie hatte ihm auch zu verstehen gegeben, dass sie ihn immer noch liebte. Oder dass sie ihre Liebe zu ihm wiederentdeckt hatte.
    Hätte es gereicht, zum Telefonhörer zu greifen und zu sagen: »Ich komme wieder nach Hause«, um von Giulia mitoffenen Armen empfangen zu werden? Oder war es nur ein Moment der Schwäche gewesen, eine Parenthese eben, ein Zwischenspiel?
    Und war er denn überhaupt bereit, wieder mit ihr zusammenzuleben?
    Anfangs war Giulias Abwesenheit unerträglich gewesen, eine klaffende Wunde, später war der Schmerz weniger stechend, doch nur weil er sich mittlerweile daran gewöhnt hatte und keineswegs, weil seine Gefühle für sie nachgelassen hatten.
    Und den Beweis dafür, dass es sich so verhielt, hatte er ein paar Stunden zuvor erhalten, als er sie auf dem Sofa an seiner Seite gehabt hatte.
    Was konnte nur vorgefallen sein zwischen ihr und Massimo? Hatte es mit einer anderen Frau zu tun? Nein, davon hätte er gehört, und außerdem schien Massimo nicht der Typ dafür zu sein.
    Nein, vielleicht war ihre Entfremdung, so gewagt dieser Gedanke auch war, darauf zurückzuführen, dass Troina – und das hatte ja nun wirklich alle erstaunt – Manlio Caputos Verteidigung übernommen hatte.
    Manlios Vater war der politische Gegner Nummer eins von Giulias Vater, dem Senator, und wahrscheinlich hatte dieser Troinas Vorgehen missbilligt: Der Lebensgefährte seiner Tochter stellte sich gewissermaßen gegen ihn, indem er den Gegner unterstützte. Möglich auch, dass er sich bei Giulia beklagt hatte, sie wiederum hatte mit Massimo gesprochen, und daraufhin war es zu Unstimmigkeiten zwischen ihnen gekommen.
    Das war eine mögliche Erklärung, sofern man sich vor Augen hielt, dass Giulia alles vermied, was ihrem Vater hätteschaden können, denn wenn sie ihn, Michele, nicht um die Scheidung gebeten hatte, dann deshalb, weil der Senator es so wollte.
    Der schwierigste Augenblick am Ende dieser langen Nacht war der, als er nach

Weitere Kostenlose Bücher