Das Netz Der Grossen Fische
Schlüssel zu der Wohnung. Als die Lo Curtos merkten, dass die Affäre auch nach der Verlobung mit Manlio weiterging, haben sie ihr unter einem Vorwand die Wohnung gekündigt. Sie hatten große Angst, dass es mit dieser Geschichte ein schlimmes Ende nehmen könnte, und das auch noch in ihrer Wohnung. Das wäre ein Skandal gewesen. Bigottes Volk. Im Übrigen haben sie eine sehr genaue Vorstellung davon, wie der Mord sich abspielte.«
»Nämlich?«
»Dass Manlio sie ermordet hat, weil er herausgefunden hatte, dass Amalia ihn betrog. Kurz gesagt, ihrer Meinung nach ist es genau so gekommen, wie sie befürchtet hatten, nämlich dass ihre Wohnung zum Schauplatz eines Verbrechens werden würde. Sie sind sehr stolz darauf, dass sie das vorhergesehen und dem jungen Ding rechtzeitig gekündigt haben.«
»Fragwürdige Theorie. Könnte ja auch umgekehrt gewesen sein: Der Liebhaber hat Amalia umgebracht, weil sie ihn verlassen wollte, um mit Manlio zusammenzuleben.«
»Kann nicht sein«, sagte Lamantia, der sich inzwischen über seine Spaghetti mit Seeigeln hergemacht hatte.
»Warum nicht?«
»In diesem Fall hätte sie ja nicht mit Manlio gestritten, weil sie weiter eine eigene Wohnung für sich allein an einem diskreten Ort der Stadt haben wollte. Dann hätte sie doch die Gelegenheit sofort beim Schopf gepackt, wäre mit Manlio zusammengezogen und hätte den alten Liebhaber vor vollendete Tatsachen gestellt. Nein, Amelias ganzes Verhalten zeigt, dass sie die Absicht hatte, diese Beziehung fortzuführen, trotz ihrer Verlobung mit Manlio. Es sei denn, der Liebhaber hätte sie gezwungen weiterzumachen. Aber wer weiß das schon!«
»Hattest du den Eindruck, dass die Lo Curtos bereit wären, diese Geschichte Di Blasi zu erzählen?«
»Na ja, ihren Worten nach schon. Aber wenn sie dann einem Staatsanwalt gegenübersitzen, ist das ja eine völlig andere Situation. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sie irgendwie Angst hatten vor diesem unsichtbaren Mann.«
»Warum das denn?«
»Wie ich dir schon sagte, haben sie das geparkte Auto gesehen, mit dem er gekommen ist. Von Autos haben sie wirklich keinen blassen Schimmer, aber sie sagten, es wäre so ein Luxusschlitten gewesen, wie im Kino.«
»Aber warum sollten sie Angst vor einem Luxusschlitten haben?«
»Weil sie zu der logischen Schlussfolgerung gelangt sind, dass jemand, der sich ein solchen Auto leisten kann, zweifelsohne ein reicher Mann sein muss. Und sich mit reichen Leuten anzulegen ist immer gefährlich. Womit sie ganz sicher nicht unrecht haben, die Ärmsten.«
Er rülpste.
»Diese Pasta war ausgezeichnet.«
»Wussten Serena und Stefania deiner Meinung nach von dieser Beziehung ihrer Freundin Amalia?«
»Die eine nicht, die andere schon.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Weil ich mit beiden gesprochen habe, und zwar jeweils einzeln. Außerdem haben sie keinen Kontakt mehr zueinander, weil sie sich wegen des Aschenbechers zerstritten haben.«
»Als was hast du dich denn bei denen ausgegeben?«
»Ich habe gesagt, ich wäre Journalist und müsste einen Artikel über Amalia schreiben. Serena war ehrlich, sie wusste von nichts. Sie hielt das für ausgeschlossen. Stefania hat mir auch gesagt, sie hätte keine Ahnung, aber sie hat nicht die Wahrheit gesagt, sondern mir eine Lüge aufgetischt.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum die Lo Curtos nicht befragt worden sind.«
»Vielleicht war das ja gar nicht nötig. Denn wenn man genauer darüber nachdenkt, wird der Name des großen Unbekannten mit Sicherheit in Amalias Notizbüchern stehen.«
»Aber du hast mir doch gesagt, die wären verschwunden!«
»Stimmt ja auch. Allerdings erst nachdem Bonanno und Di Blasi sie untersucht hatten.«
»Irgendwie ist das merkwürdig.«
»Inwiefern?«
»Wie kommt es, dass Antonio Sacerdote, der ja nun mal der ist, der er ist, nichts von der Affäre seiner Tochter mit dem großen Unbekannten wusste? Und wenn er davon wusste, warum hat er dann nicht Filippo Portera einschreiten lassen, um der Sache ein Ende zu bereiten?«
»Antwort auf die erste Frage: Wer sagt dir denn, dass Antonio Sacerdote nichts wusste? Antwort auf die zweite Frage: Wer sagt dir denn, dass er überhaupt die Absicht hatte, der Sache ein Ende zu bereiten?«
»Willst du mir gerade weismachen, dass er dabei auf seine Kosten kommt?«
»Alles ist möglich, wenn man Nino Sacerdote kennt.«
»Ein wirtschaftlicher Vorteil.«
»Das würde ich nicht ausschließen.«
»Oder war es, wie soll ich sagen,
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