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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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auf?«
    Alle sahen den Cyberworm-Leiter nachdenklich an, doch niemand, auch nicht der Gefragte, schien eine Antwort zu wissen.
    »Spannen Sie uns nicht auf die Folter«, drängte DiCampo. »Woran denken Sie, Mr. Nbugu?«
    »Politik, Wirtschaft und Religion sind drei der Säulen, auf denen unsere moderne Welt beruht. Unser aller Leben ist tief geprägt davon. Aber welche Säule der Macht haben die Terroristen bisher verschont?« Agaf blickte fragend um sich. Doch obwohl einige nun zu ahnen schienen, worauf er hinauswollte, wagte doch niemand der eigenen Besorgnis Worte zu verleihen.
    Der Afrikaner nickte bedeutungsvoll. »Sie kennen die Antwort: Das vierte Machtelement ist das Militär. Ich glaube, der nächste große Angriff wird sich gegen ein militärisches Ziel richten.«
    Betroffenes Schweigen erfüllte den Raum. Stella fragte sich, was Agaf unter einem »militärischen Ziel« verstand, und mit ihr wahrscheinlich auch noch andere am Konferenztisch.
    »Ich denke, Agaf hat genau ins Schwarze getroffen«, brach schließlich Salomon das Schweigen. Er sah DiCampo ernst in die Augen und forderte: »Sie müssen unverzüglich alle nuklearen Waffensysteme oder sonstigen Militäreinrichtungen, deren Einsatz in irgendeiner Weise von Computern kontrolliert wird, deaktivieren lassen. Sonst wird ein furchtbares Unglück geschehen.«
    Widerstreitende Gefühle zeichneten sich nun auf DiCampos Gesicht ab: Angst, Ratlosigkeit, Zorn und vielleicht sogar Panik.
    »Was glauben Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben?«, brach es endlich aus ihm hervor. »Etwa den Verteidigungsminister? Als Leiter eines Forschungsprojektes in der Agency bin ich nicht in der Position…«
    »Dr. DiCampo«, unterbrach Salomon den aufgebrachten Italiener. Seine Stimme klang hart. »Es geht hier nicht um Kompetenzrangeleien, sondern um Tausende, vielleicht sogar Millionen von Menschenleben. Sie waren doch so stolz darauf, dass Ihnen der Präsident höchste Priorität für Ihr Projekt eingeräumt hat. Jetzt rufen Sie Ihren Boss an und sagen ihm, er soll seine Raketensilos zusperren. Ansonsten wird ein schreckliches Unglück passieren.«
    DiCampo schickte sich tatsächlich an, den Raum zu verlassen. Aber seine Bewegungen wirkten schleppend. Nur ganz langsam konnte er sich vom Kopfende des Konferenztisches lösen, fest gehalten von Salomons unerbittlichen Augen.
    Bevor er die Tür ganz erreicht hatte, rief Stellas Vater noch: »Und informieren Sie auch die Russen. Nein, am besten gleich den UN-Sicherheitsrat. Der Cyberwurm wird sich das schwächste Wild schnappen, egal in welchem Wald er es findet.«
     
     
    »Wir haben heute Nacht das Rätsel geknackt.«
    Sie befanden sich wieder in ihrem Privatquartier. Salomon gaukelte den Abhöreinrichtungen die üblichen »normalen Wohngeräusche« vor. Zuerst wusste Stella gar nicht, was er mit seiner stolzen Ankündigung gemeint hatte. Verständnislos blickte sie in sein müdes Gesicht.
    »›Der Herr des Feldes‹«, präzisierte Salomon. »Wir wissen jetzt… glauben zu wissen, wer sich dahinter verbirgt.«
    Stellas Herz begann schneller zu schlagen. Unwillkürlich musste sie wieder an den unheimlichen Schemen denken. »Und?«
    »Es war gar nicht so leicht. Kimiko, Benny und ich haben alle möglichen Online-Medien durchgeackert. Um es kurz zu machen: Ich glaube, dein Schatten hat von Alban Cesare DiCampo gesprochen.«
    Stella war wie gelähmt. Obwohl diese Eröffnung sie eigentlich nicht hätte überraschen dürfen, überfiel sie doch ein eisiger Schauer. »Wie… Ich meine, warum gerade er?«
    »Ganz einfach. Sein erster Vorname, Alban, kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie ›der aus der Stadt Alba Stammende‹. Der Schatten sagte zu dir: ›Meide die Stadt Alba.‹ Erinnerst du dich noch?«
    »Natürlich. Und warum hat er ihn den ›Herrn des Feldes‹ genannt?«
    »Weil campo das italienische Wort für Feld ist. Die Vorsilbe ›di‹ wird gelegentlich auch in Anreden erlauchter Herren verwendet, daher der Herr des Feldes. DiCampo ist Italoamerikaner. Alles passt zusammen.«
    Stella griff unsicher nach der Hand ihres Vaters. »Ich habe Angst.«
    Salomon zog seine Tochter ganz zu sich heran und nahm sie in die Arme. »Solltest du wieder in den Cyberspace reisen müssen, dann werde ich noch aufmerksamer über dich wachen als gestern. Wenn es nur die geringsten Komplikationen gibt oder ich irgendetwas Verdächtiges entdecke, werde ich sofort den Abbruch der Aktion einleiten. Du weißt, Gwen hat ein

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