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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gegenmittel, das dich innerhalb kürzester Zeit aus dem Cyberspace zurückholen kann.«
    »Ich habe ja nicht mal eine Ahnung, wonach ich suchen soll, selbst wenn mir Elektra die Bedeutung des verschlüsselten Textes sagen könnte.«
    »Denk an das Netz der Schattenspiele, das Kagee. Das Blatt aus Amico ist ein Hinweis auf die nächste Spur. Es ist dein Spiel, Stella. Du hast den Lindwurm geprägt. Vertrau einfach auf deine Intuition.«
    »Ist wohl besser, ich vertraue auf Sesa Mina.«
    »Die kann dir zwar helfen, aber am Ende wirst du allein das große Rätsel lösen müssen, dem wir alle nachjagen.«
     
     
    Das heimliche Wirken der Verschwörergruppe um Salomon war insofern schwierig, weil die Cyberworm-Mitglieder ihr übliches Tagesprogramm nicht ändern durften. Sie mussten jene Nischen im Stundenplan nutzen, an denen sie offiziell nicht gefordert waren, also die Arbeitspausen, vor allem aber die Abende.
    Stella erholte sich an diesem Sonntag ausgiebig von den Strapazen ihrer zurückliegenden Reise. Sie vertrieb sich die Zeit mit Belanglosigkeiten. Eine Zeit lang blätterte sie sogar, eher belustigt, in einem Stapel von Klatschmagazinen, die aus dem persönlichen Bestand Gwen Shoemakers stammten. Die Lektüre ihres Cyberspace-Romans hatte Stella eingestellt, weil die Handlung nach ihrem Geschmack zu blutig wurde. Ihr Bedarf an Schreckensszenarien war fürs Erste gestillt.
    Salomon saß im Quartier an der Programmierung eines Cyberworm-Scanners, einer Art Virensuchprogramm, das andere Computer noch umfassender vor dem Kagee -Mutanten schützen sollte, als es sein derzeitiges Provisorium mit dem Intruder-Netz bereits tat. Wie er selbst meinte, war dies ein gefährlicher Drahtseilakt. Das Wissen über den SKULL-Tester stellte seine Balancierstange dar. Aber das Seil, auf dem er sich bewegte, war dünn und der Abgrund der Unkenntnis über die wahren Fähigkeiten des mutierten Spieles tief.
    Erst am Abend konnte sich die Verschwörergruppe einen Spaziergang jenseits der im Bunker installierten Abhörsysteme genehmigen, ohne dadurch in Verdacht zu geraten. Selbst DiCampo war wohl nicht dreist genug, ihnen auf dem weitläufigen NSA-Areal mit Richtmikrofonen nachzustellen.
    Stella ging neben ihrem Vater. Sie unterhielten sich wieder über den Wachtraum vom Vortag. Agaf, Kimiko und Benny befanden sich etwa dreißig Meter hinter ihnen. In Anbetracht der neuen Erkenntnisse über die zwielichtige Person des Intruder-Projektleiters stellte sich für Stella nun vieles anders dar.
    »Also, hätte ich in Enesa schon gewusst, dass es DiCampo oder der Herr des Feldes, oder welche Namen er sonst noch tragen mag, auf mich abgesehen hat, dann wäre ich gleich von Anfang an vorsichtiger gewesen.«
    ›»Hätte‹ und ›wäre‹ sind schlechte Ratgeber. Versuch einfach zu tun, was ich dir gestern schon geraten habe. Zwinge dich dazu, dein Wissen über DiCampo und unser Unternehmen nach Illusion mit hinüberzunehmen.«
    Stellas Hand tastete nach der ihres Vaters. »Hoffentlich gelingt mir das. Dort ist alles so real! In Illusion bin ich wie ein anderer Mensch. Die dortige Stella hat nur wenig mit der zu tun, die gerade neben dir geht.«
    »Als ich deine Reise am Kontrollmonitor mitverfolgt habe, kamst du mir gar nicht so fremd vor.«
    »Wie sah für dich denn Blaxxun aus?«
    »Ziemlich bunt. Wieso?«
    »Da war doch dieser dicke Oper Ator. Ist er nur eine Traumfigur von mir oder erschien er auch auf den Monitoren?«
    »Du meinst, ob es sich bei seiner Person um einen Avatar handelte? Sicher. Er ist kein anderer als der Operator von Blaxxun. Er sorgt dafür, dass die Besucher des Chats sich an die Regeln halten. Wer dagegen verstößt, wird einfach rausgekickt. Warum fragst du gerade nach ihm?«
    »Ach, ich mein nur so. Er hat mich eine ›schöne Maid‹ genannt. Komisch, nicht?«
    »Ist dir eigentlich schon einmal aufgefallen, dass du immer wieder auf dein Aussehen zu sprechen kommst, Sternchen? Du tust so, als stimme damit etwas nicht.«
    Stellas Hand drückte Salomons Finger, so fest sie konnte. »In meinen Träumen… ich meine im Wachtraum, da… da…« Sie druckste herum, ohne die richtigen Worte zu finden.
    »Du hast mir gestern bereits erzählt, dass manche Kerle in deinen Träumen dich mit Komplimenten zuschütten. Ist es das, was dich beschäftigt?«
    »Naja, eigentlich schon. In Illusion muss ich ziemlich hübsch sein. Das sagen jedenfalls alle. Ich habe mir auch mal meinen Körper angesehen – nicht im Spiegel, nur so,

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