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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ihren Verdacht weitergegeben, aber wie ich vermutete, haben es die Vereinigten Stabschefs einmütig abgelehnt, unsere Verteidigungsfähigkeit einzuschränken.« Und als würde das etwas entschuldigen, fügte er noch eilig hinzu: »Die Kommandatur im Kreml hat sich genauso verhalten.«
    »Womit beide Seiten genau das Gegenteil von dem erreicht haben, was sie eigentlich wollten«, sagte Salomon. »Ich denke, wir sollten das als einen Warnschuss betrachten.«
    DiCampo nickte. »Wir müssen unsere Anstrengungen unbedingt vergrößern. Meinen Sie, es wäre machbar, Professor Kalder, in kürzester Zeit eine Art Virenscanner zu programmieren, der möglichst jeden Computer auf diesem Planeten vor dem Cyberwurm ebenso schützt, wie Ihr SKULL unser Labornetz abschottet?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, antwortete Salomon. »Ich habe sogar bereits mit den Arbeiten begonnen. Aber bedenken Sie bitte, dass dieses Immunisierungsprogramm für die verschiedensten ›Organismen‹, sprich Betriebssysteme, entwickelt werden muss. Das wird einige Tage in Anspruch nehmen.«
    »Tun Sie, was Sie können, Professor. Wenn Sie die Arbeit auf mehrere Teammitglieder aufteilen können, dann werden Sie diese bekommen. Ich…« DiCampo warf Agaf einen fragenden Blick zu, und als dieser nickte, fuhr er fort: »Der Cyberworm-Leiter gibt diesem Vorhaben die oberste Priorität. Wenn es uns nicht gelingt, rechtzeitig eine globale ›Impfaktion‹ durchzuführen, bleibt uns nur noch ein Weg, um unsere Informationen zu retten.«
    Salomon hob fragend die Augenbrauen.
    DiCampo stieß hörbar die Luft aus. »Wir müssten sämtliche Computer dieses Planeten abschalten, bevor es der Wurm tut.«
     
     
    Die Gestalt war nur für einen kurzen Moment zu erkennen gewesen. Als Stella aus dem Lift im zweiten Untergeschoss des Bunkers stieg, sah sie die breiten Schultern und den roten Haarschopf in einer Tür am Ende des Wohntraktes verschwinden. »Paps, da war er wieder«, rief sie aufgeregt.
    Salomon, der hinter ihr den Fahrstuhl verließ, bekam nur noch mit, wie sich langsam die Tür zum Treppenhaus schloss. »Wer?«, fragte er.
    Auch Agaf, Kimiko, Benny und noch zwei weitere Cyberworm-Leute traten nun auf den Flur hinaus.
    »Der Rote John! Ich bin mir ganz sicher.«
    »DiCampo hat doch gesagt, dass er ihn uns vom Hals halten will.«
    »Sprichst du von John McMulin, DiCampos Bodyguard?«, erkundigte sich Kimiko bei Stella.
    »Genau dem. Oben im Konferenzsaal war er jedenfalls nicht.«
    »Möchte wissen, was er hier bei unseren Quartieren zu suchen hatte«, brummte Salomon ahnungsvoll. Mit zielstrebigen Schritten machte er sich auf den Weg zu seinem und Stellas Zimmer.
    Die Tür war verschlossen. Salomon betätigte den elektronischen Türöffner. Mit leisem Klicken sprang das Schloss auf. Schnell betrat er den Raum.
    Als die anderen in der geöffneten Tür standen, sahen sie, wie Salomon mit wütender Miene nach einem Zettel suchte, sich einen Stift griff und schnell etwas auf das Papier kritzelte. Er kam zur Tür zurück und hielt den sprachlosen Mitverbündeten das Blatt entgegen.
    Stella spürte eine gefährliche Wut in ihrem Bauch hochkochen, als sie las, was auf dem Zettel stand.
     
    Still! Nicht laut sprechen!!! McMulin hat unser Zimmer durchsucht – vielleicht auch wieder neu verwanzt!
     
    Die Verbündeten tauschten viel sagende Blicke. Benny nahm Salomon das Blatt aus der Hand und schrieb nun selbst darauf:
     
    Die Notebooks! Ich habe meines im Zimmer gelassen. Jetzt wissen sie, dass wir ihre Mikrofone entdeckt haben.
     
    Salomon kräuselte die Lippen zu einem spitzbübischen Lächeln. Er nahm Benny wieder den Block ab und warf drei Sätze darauf.
     
    Wissen sie nicht.
    Habe die Computer abgebaut, bevor ich in den Konferenzsaal nachkam. Deiner liegt auf deinem Bett.
     
    Während Salomon das Zimmer durchsucht hatte, war es für Stella unmöglich gewesen, Ruhe zu finden. Erst als er einigermaßen sicher schien, dass der Rote John keine neuen Mikrofone installiert hatte, wurde sie ruhiger. Aber sie fühlte sich noch lange nicht wohl. Das Bewusstsein, in einem verwanzten Zimmer wohnen zu müssen, war eine Sache, aber zu wissen, dass ein Fremder die eigene Privatsphäre verletzt hatte, eine ganz andere.
    Stella hatte immer noch eine Stinkwut im Bauch. DiCampo sollte sich besser vor ihr in Acht nehmen. Und auch dieser Rote John. Sie wusste zwar noch nicht, wie sie den beiden ihre schändliche Tat heimzahlen konnte, aber die NSA-Männer hatten

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