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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht weit entfernt davon Kimiko Shirakaba einen lockeren Plausch mit Dr. Gerry Gerrit. Jetzt, am Mittwochmorgen um kurz nach sieben, saßen viele Mitglieder des Cyberworm-Teams noch beim Frühstück. Der Zeitpunkt war bewusst gewählt. Mark wollte verhindern, dass der Mediziner sich bei seinem Chef rückversicherte.
    Sekunden später klopfte Agaf an die Tür von Alban DiCampo. Der Cyberworm-Leiter hatte darauf bestanden, dem Gespräch beizuwohnen.
    Bei allem, was man DiCampo vorwerfen konnte, war er sehr pflichtbewusst. Erwartungsgemäß befand er sich schon in seinem Büro. Mark war jedoch ein wenig überrascht, als der Rote John die Tür öffnete.
    »Ich muss Ihren Boss sprechen«, kam er ohne Umschweife zum Thema. Dann lief er, Agaf im Schlepptau, einfach an dem Hünen vorbei in das Büro. »Es ist dringend, Doktor.«
    »Was ist denn, Professor?«, erwiderte DiCampo unwillig von seinem Schreibtisch her. Vor sich hatte er einen Berg von Papieren liegen. »Sie sehen doch, ich bin sehr beschäftigt. Die Operation Big Darkness startet in zwei Tagen. Sie sollten übrigens auch längst hinter dem Bildschirm sitzen und an Ihrem Cyberwurm-Scanner…«
    »Es geht um die Ansichtskarte von Bau 203«, fiel Mark dem Projektleiter ins Wort. DiCampos Kinnladen sackte herab, er war sprachlos.
    »Ich habe eine Blindkopie davon erhalten«, erläuterte Mark. Im Gegensatz zum vergangenen Abend hatte er sich nun voll in der Gewalt. Auf die erdrückend neben ihm aufragende Gestalt des Roten John achtete er gar nicht. Seine Stimme hatte einen gefährlichen Klang. »Vielleicht wollte es der Dunkle Lauscher mir überlassen, ob und wann ich Sie in mein Wissen einweihe. Ich tue es genau jetzt, Dr. DiCampo. Sie haben mich angelogen. Mehrmals! Der Intruder ist unausgereift und gefährlich. Sie haben wider besseres Wissen die Gesundheit und vielleicht sogar das Leben meiner Tochter aufs Spiel gesetzt. Dafür werden Sie büßen!«
    Die Wucht von Marks Frontalangriff zeigte Wirkung auf DiCampos scheinbare Abgeklärtheit. »Bitte beruhigen Sie sich doch, Professor…«
    »Ich bin ruhig.«
    »Dieses Foto ist ein dummer Scherz, Professor, nichts weiter. Es kursieren diverse Fotografien über die NSA in einschlägigen Magazinen, selbst im Internet. Irgendein Witzbold hat sich das ausgedacht.«
    »Ein ziemlich gut informierter Witzbold, wenn er auch noch Ihre geheime E-Mail-Adresse bei der NSA kennt und über wohl nicht ganz unwichtige Details des Intruder-Projekts Bescheid weiß. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie uns Ihr Mr. Townsend erzählt hat, dieses Projekt sei so geheim, dass die Öffentlichkeit nicht einmal dessen Namen kenne, und nun…«
    »Professor Kalder!«, unterbrach DiCampo sein wütendes Gegenüber. »Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass der Intruder keine Gefahr für Ihre Tochter darstellt. Doch wenn Sie sich unbedingt mit mir darüber streiten wollen, dann warten Sie wenigstens die nächsten drei Tage ab. Sie wissen, welch ein immenser organisatorischer Aufwand mit der Operation Big Darkness verbunden ist. Der letztliche Erfolg hängt nicht zuletzt von Ihrer Software ab, Professor. Im Übrigen habe ich doch die weiteren Intruder-Einsätze Ihrer Tochter abgeblasen!«
    Mark hätte ihm gerne eine schlagende Antwort gegeben, doch da legte sich Agafs Hand schwer auf seine Schulter. In seiner ebenso ruhigen wie nachdrücklichen Art machte er dem Intruder-Chef klar, was er von dessen Verhalten hielt.
    »Dr. DiCampo, ich gebe nicht viel auf Gerüchte, aber es ist doch seltsam, aus wie vielen Quellen ich in letzter Zeit ähnlich lautende Vorbehalte gegen Ihren Intruder vernehmen musste. Ich will Ihnen einmal sagen, was ich von alldem halte. Der Intruder scheint mir eine sehr bedenkliche Apparatur zu sein. Ich kann dafür zwar noch keine technische Erklärung liefern, aber glauben Sie mir, Doktor, ich habe einen Magen, der mir zuverlässig verrät, wenn etwas faul ist. Und in meinem Bauch rumort es jetzt bedenklich. Also lassen Sie einfach Ihre Unschuldsbeteuerungen und liefern Sie mir Fakten. Sie haben einen medizinischen Leiter für das Projekt. Da ich an Ihrer Gewissenhaftigkeit nicht zweifle, werden Sie diesen angewiesen haben, über die bisherigen Cybernauten und ihre Intruder-Einsätze medizinische Berichte zu erstellen. Ich gebe Ihnen drei Tage Zeit, daraus eine verständliche Zusammenfassung zu machen und mir diese zusammen mit den Originaldokumenten auszuhändigen. Sollten es dann noch die geringsten Bedenken geben,

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