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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erzählt, seine Tochter habe das Kagee- Spiel trainiert, später sei es durch einen ›Unfall‹ ins Netz entwichen.
    »Inzwischen dürfte es sich in mehreren Computern eingenistet haben und dort wie eine Zeitbombe vor sich hinticken«, meinte Reithammer.
    Mark wiegte den Kopf hin und her. »Das mag auf die – nennen wir sie vorerst einmal so – mutierte Fassung des Kagee zutreffen. Das Original verhält sich aber wesentlich harmloser. Wie der Mutant schleicht es sich zwar in verschiedene Systeme ein, im Gegensatz zu Ersterem wirkt es dort aber bestenfalls als harmloser Trojaner: Wenn es ein Benutzer entdeckt, wird er ein paar Tage damit spielen und sich dann ärgern, weil das Programm sich mit einem Mal in Wohlgefallen auflöst.«
    Stella unterdrückte ein Nicken. Seit beinahe dreißig Minuten verfolgte sie das Gespräch der Erwachsenen stumm wie eine Porzellanfigur.
    »Leider sitzen wir nicht hier, um uns mit einem harmlosen Spiel zu beschäftigen«, sagte Hartmann. »Die Hiobsbotschaften aus aller Welt reißen nicht ab. Wir müssen dringend etwas unternehmen. Unsere Spezialisten haben sich natürlich schon intensiv mit der Angelegenheit befasst. Professor Kalder, halten Sie den Bau einer Art Virenscanner für möglich, der den Kagee -Mutanten erkennt und neutralisiert?«
    Mark wiegte den Kopf skeptisch hin und her. »BND und BSI verfügen zweifellos über hervorragende Theoretiker, Herr Hartmann, aber in der Praxis sehen die Dinge oft anders aus. Wie Sie mir selbst berichteten, hat der Wurm nur bei den ersten vier Computervorfällen eine Signatur hinterlassen, mein altes › KAGEE ‹, dann aber keinerlei weitere Spuren. Ohne irgendwelche ›Rückstände‹ der maliziösen Software würde ich die Erfolgsaussichten eines konventionellen Virenscanners als eher gering einschätzen.«
    »Das klingt, als hätten Sie noch etwas in der Hinterhand, Professor?«
    »Einige Punkte an Ihrer Schilderung stören mich. Ad eins: Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass irgendwelche Cyberterroristen das Kagee -Spiel nicht innerhalb von nur einer Woche aufspüren, deassemblieren – also in den Quellcode zurückführen, ihn analysieren sowie kommentieren – und dann auch noch in eine derart gefährliche Malware umwandeln konnten. Und ad zwei: Sie sagen zwar, der Kagee- Mutant hätte keinerlei Spuren hinterlassen, aber das glaube ich erst, wenn ich es auch selbst überprüft habe. Ich weiß, das kann bei einem Datenbestand, wie ihn die First National Bank of Chicago oder jedes andere große Unternehmen besitzt, ein äußerst mühseliges Unterfangen sein, aber gerade wegen dieser ungeheuren Datenmengen ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Ihre Spezialisten vielleicht etwas übersehen haben.«
    Reithammer wollte gerade darauf antworten, als es an der Haustür klingelte.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, Ihnen mitzuteilen, dass wir noch zwei weitere Kollegen erwarten«, sagte Hartmann schnell.
    Marks Augen verengten sich. »Wozu das?«
    »Das werden Sie gleich erfahren, Professor Kalder.«
    Für die Dauer eines Atemzugs zögerte Mark, dann wandte er sich an Stella. »Sternchen, würdest du die Herren da draußen hereinbitten?«
    »Klar.«
    »Du erkennst sie an ihren dunklen Plastikanzügen«, rief ihr Reithammer noch schmunzelnd nach.
    Die Besucher standen noch am Gartentor und blickten in die Kamera, die sich auf der linken Säule des Portals befand. Stella beäugte sie, so gut es ging, in dem kleinen Bildschirm, der sich neben der Haustür befand. Einer der beiden war fast so dünn wie Hartmann, musste aber um mehrere Köpfe kleiner sein als der annähernd zwei Meter große BND-Beamte. Der andere erreichte vielleicht nicht ganz die Höhe ihres Vaters, hatte helle Haare und füllte seinen eng sitzenden Anzug wohl auch nicht ganz so gut aus, wie es beim passionierten Schwimmer Salomon der Fall war.
    Stella verstand nicht ganz, was Reithammer mit den »Plastikanzügen« gemeint hatte (Taucherkombinationen trugen die Männer jedenfalls nicht). Aber irgendwie hatten sie etwas an sich, was ihr einerseits fremd, dann aber auch wieder vertraut vorkam. Die beiden blickten immer noch so gebannt in die Kamera, als sei das der eigentliche Grund ihres Hierseins.
    »Sie wünschen bitte?«, rief sie endlich in die Türsprechanlage, ohne sich übermäßig um einen freundlichen Ton zu bemühen.
    Der kleine Dünne zuckte erschrocken zusammen. Der andere lächelte und sagte mit

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