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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich ohnehin schon gedacht, dass die NSA in den weltweiten Vorfällen ermitteln wird.«
    Stella bemerkte, wie ihr Vater stutzte. Vielleicht überlegte er, wie viel die amerikanischen Geheimdienste über ihn und seine Arbeit wussten. Nach einer Weile antwortete er jedoch trocken: »Die Herren Reithammer und Hartmann haben mich heute Vormittag zum ersten Mal aufgesucht. NSA und CIA haben Sie bestimmt nicht erst danach ins Flugzeug gesetzt. Darf ich Sie daher bitten, Gentlemen, mir den Grund zu nennen, weshalb Sie extra aus den USA hierher angereist sind?«
    Friedman und Finmore sahen ihre deutschen Kollegen verdutzt an, als hätte diese Frage längst geklärt sein müssen.
    »Entschuldigen Sie, Professor Kalder«, ergriff nun zum ersten Mal der CIA-Agent das Wort. »Wir stehen unter ziemlichem Druck. Da mag bisher nicht die Zeit gewesen sein, Sie umfassend über alles zu informieren. Lieutenant Friedman und ich sind hierher gekommen, um Sie morgen Vormittag nach New York zu begleiten.«
    »Sie wollen was?« Mark war wie von der Tarantel gestochen von seinem Stuhl aufgesprungen und starrte Finmore ungläubig an.
    »Sie haben schon richtig gehört, Professor. Möglicherweise ist Ihnen noch immer nicht klar, dass wir es hier mit einer globalen Krise zu tun haben. Deshalb ist von den Vereinten Nationen eine Task Force gebildet worden, die sich des Problems annehmen soll. Sie, Professor, gehören mit zum Team.«
    Stellas Vater stellte diese Auskunft nun ganz und gar nicht zufrieden. Sein Gesicht glühte vor Zorn. Er setzte seine Brille auf die Nase, beugte sich zu den Amerikanern auf der anderen Tischseite vor und deutete mit dem Finger auf sie. »Und warum sind dann zwei US-Bundesbeamte hier – das Wort ›Geheimdienstler‹ möchte ich Ihnen nicht zumuten –, um mich abzuholen?«
    »Die Vereinigten Staaten haben dem UN-Sonderkommando personelle und technische Unterstützung in fast unbegrenztem Umfang zugesagt«, entgegnete Finmore ungerührt.
    »Das denke ich mir. Wahrscheinlich aus nicht ganz uneigennützigen Motiven, wie?«
    »Was wollen Sie damit sagen, Professor Kalder?«
    »Die Technologie, die in diesem Wurm steckt, dürfte selbst Ihr Potenzial in den Schatten stellen. Wenn Sie die Cyberterroristen ›entwaffnen‹, dann ist es ja wohl klar, dass die Softwarebomben später in Ihrer Asservatenkammer landen werden. Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irren sollte.«
    »Darum geht es nicht«, meldete sich nun wieder Friedman, der NSA-Mann, zu Wort.
    »Wir befinden uns hier in Berlin, weil die UN uns um Amtshilfe gebeten hat. Ich kann es für Sie gerne noch einmal wiederholen, Professor: Es handelt sich bei der jüngsten Entwicklung um eine Bedrohung von internationalem Ausmaß. Das Cyberworm-Team steht unter dem Oberkommando der Vereinten Nationen. Es wurde einzig zu dem Zweck etabliert, die Serie von Computeranschlägen aufzuklären und weitere Vorfälle dieser Art zu verhindern. Das müssen Sie uns glauben.«
    Einige Sekunden lang lieferte sich Mark einen stummen Augenkampf mit Friedman. Mit einem Mal wich seine bis dahin versteinerte Miene einem fragenden Ausdruck. »Cyberworm?«
    Friedman atmete hörbar aus und nickte. »Ja, das ist der Codename der Sondereinheit.«
    Mark nahm die Brille wieder ab und sagte unerwartet ruhig: »Morgen Vormittag ist reichlich früh.«
    »Mir wäre heute Abend lieber.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich mitkomme?«
    »Sie sollten nicht vergessen, dass Sie an diesem ganzen Schlamassel nicht ganz unbeteiligt sind«, sagte Finmore, der in dem amerikanischen Gespann wohl die Rolle des harten Typen spielte.
    »Wollen Sie jeden Apotheker bestrafen, mit dessen Tropfen unzufriedene Ehefrauen ihre Männer vergiften?«
    Friedman lächelte beschwichtigend. »Sie sind kein Apotheker, Professor Kalder. Sie beschäftigen sich mit hochbrisanter Software.«
    Mark geriet durch diese Äußerung nun erst richtig in Fahrt.
    »Ich weiß, was die NSA von jemandem denkt, der eine Grußkarte verschlüsselt, die Ihre Behörde dann nicht lesen kann«, antwortete er provokativ. »Sie halten jeden starken Code für eine Waffe. Aber es gibt auch eine andere Betrachtungsweise. Auf keinem Gebiet sind die Rechte von Einzelpersonen, Wirtschaftsunternehmen und sonstigen Institutionen, einschließlich der staatlichen Behörden, so ungeschützt wie in der Informationstechnologie. Im Internet herrschen Verhältnisse wie im Wilden Westen. Jeden Monat werden außerdem mindestens zweihundertfünfzig neue Computerviren

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