Das Netz der Schattenspiele
Brust und schüttelte energisch den Kopf. »Das klingt einfach zu absurd. Wir haben gegen diese vermeintlichen Cyberterroristen doch überhaupt nichts in der Hand.«
»Soll vermutlich auch so bleiben, Professorchen.«
»Und was ist mit der zugesicherten Geheimhaltung? Mit dem Hinterausgang am Flughafen? Mit diesem Hochgeschwindigkeitstaxi hier?«
»Immerhin hat das Taxi Ihnen das Leben gerettet.«
»Ja, aber ohne diese ganze Geschichte wäre unser Leben vielleicht nie in Gefahr geraten.«
»Ich habe schon alles gehört. Wie geht es Ihnen?«, waren Agafs erste Worte am Flughafen. Der Nigerianer klang ehrlich besorgt.
»Danke, den Umständen entsprechend«, antwortete Mark ungehalten, während Stella nur benommen nickte. »Ich habe eine ziemliche Wut im Bauch. Von mir einmal abgesehen – beinahe hätte dieser ›Spezialeinsatz‹ das Leben meiner Tochter gefordert, und das noch, bevor es richtig begonnen hat!«
»Ich kann Ihren Ärger verstehen, Mark. Wenn wir erst Fort Meade erreicht haben, sind Sie und Ihre Tochter in Sicherheit.«
»Das scheint mir allerdings auch so.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Mir ist nicht nach Andeutungen zumute, Agaf. Ich weiß nur so viel: Ein Anschlag erfordert Vorbereitung. Und wir – Stella und ich – befanden uns nicht einmal vierundzwanzig Stunden in New York, als das heute früh passierte. Angeblich sollte unsere Ankunft unter absolute Geheimhaltung fallen. Das scheint mir jedenfalls gründlich missglückt zu sein.«
Agaf Nbugu blickte den aufgebrachten Vater nachdenklich an. Schließlich nickte er. »Sie haben Recht. Das war mehr als nur eine Panne. Leider ist Jake Finmore schon vor einer Stunde zur Berichterstattung nach Washington abgereist. Sonst hätte ich ihm persönlich mein Missfallen über diese Schlamperei des CIA ausgedrückt.«
Mark schluckte seinen Ärger hinunter. Mit diesem Nigerianer zu streiten war nicht nur so gut wie unmöglich, es hätte auch ohnehin keinen Sinn gehabt. Agaf trug nun wirklich keine Schuld an dem Vorfall. Mark atmete tief durch.
»Hat man den Fahrer des Trucks schon gefasst?«
»Wie ich vor ein paar Minuten erfahren habe, ist der Sattelschlepper gefunden worden. Der Fahrer hatte ihn halb auf der Straße, halb auf dem Gehweg abgestellt, nachdem sein Fahrzeug noch ein Spalier von Parkuhren entwurzelt hatte. Leider konnte der Täter in der Menge untertauchen.«
Mark erinnerte sich an die Worte Billys und nickte grimmig.
Agaf klopfte dem erregten Professor auf die Schulter. »Kommen Sie, Mark. Wir müssen einsteigen. Die Ausrüstung ist schon verladen, und wie ich gehört habe, werden wir in Fort Meade bereits sehnsüchtig erwartet.«
DIE TRAUMMASCHINE
Stella staunte nicht schlecht, als der kantige Bus sie und die übrigen Teammitglieder zu einer Maschine der US Air Force brachte, die auf einem abgelegenen Teil des John F. Kennedy Airport wartete. Wie Agaf bereits mitgeteilt hatte, befand sich der CIA-Agent Finmore wahrscheinlich schon in Washington, aber auch von Billy fehlte jede Spur. Dafür saßen einige andere Herren im Zubringer, die Stella noch nicht kannte. Sie sahen weniger leger aus als die »Hackertypen«, die sie am Vortag kennen gelernt hatte, wenn sie auch nicht ganz so förmlich wirkten wie Friedman, der noch mit von der Partie war. Das Cyberworm-Team könne allein mit Computerspezialisten nicht auskommen, raunte ihr Salomon zu. Ermittler mit Polizeierfahrung waren ebenso vonnöten. Die ernst dreinblickenden Herren konnten also gut vom FBI sein, möglicherweise auch vom Secret Service oder – vielleicht am nahe liegendsten – von der NSA.
Die Starterlaubnis wurde erstaunlich schnell erteilt. Die Maschine hob vom Boden ab, kurz nachdem der letzte Passagier das Flugzeug bestiegen und es sich bequem gemacht hatte. Der belebte John-F.-Kennedy-Flughafen tauchte schnell unter Stella weg. Die Maschine nahm Kurs nach Süden. Ein Stück des Weges flog sie über den Atlantischen Ozean und schwenkte dann nach Westen ab, nach Maryland.
Der Flug von New York nach Fort Meade, dreizehn Kilometer nordöstlich von Washington, D. C, dauerte nicht einmal sechzig Minuten. Die Maschine landete auf dem Flugplatz des Goddard Space Flight Center im Osten der Stadt. Von dort waren es mit dem Bus nur noch wenige Minuten bis zum Hauptquartier der NSA, das es über lange Jahre hinweg nach offizieller Lesart überhaupt nicht gegeben hatte.
»Die National Security Agency ist ein Kind des kalten Krieges«, hörte Stella
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