Das Netz der Schattenspiele
Entfernung auf dem ausgedehnten Areal entdeckte, nicht gerade wie die Baracken eines Straflagers aussahen, fühlte sie sich dennoch wie ein Häftling auf dem Weg in die Zelle.
Mit lautem Zischen öffnete sich die Tür und ein beleibter Mann in hellgrauem Anzug stieg in den Bus. Er erklärte laut und deutlich, dass er Charles Townsend heiße, und, wie allen bereits angekündigt worden sei, nun eine kurze Sicherheitsüberprüfung vornehmen werde. Da jedes Teammitglied schon über eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der einschlägigen Behörde verfüge, diene dieser Check allein der Identifizierung.
Charles Townsend ließ sich dann trotzdem viel Zeit mit der Inspizierung der Ausweise. Der NSA-Beamte mochte gut und gerne einhundertzwanzig Kilo auf die Waage bringen und konnte sich nur mit Mühe durch den schmalen Mittelgang des Busses zwängen. Als endlich der Check zur Zufriedenheit des Beamten abgeschlossen worden war, setzte sich der Bus wieder in Bewegung. Townsend hatte neben dem Fahrer Platz genommen und erfüllte nun die Funktion eines Lotsen.
Das Gelände des NSA-Hauptsitzes war riesig. Allein hier, in Fort Meade, mussten Tausende von Menschen arbeiten. Der Bus bog mehrmals in Nebenstraßen ein, bis er schließlich vor einem lang gestreckten Gebäude mit nur zwei Stockwerken hielt. Townsend wechselte nun in die Rolle des Fremdenführers.
»Dies, meine Damen und Herren, wird für die nächste Zeit der Ort Ihres Wirkens sein. Wie Sie bald selbst sehen werden, reicht dieses Gebäude in eine beträchtliche Tiefe hinab. Es verfügt über einen atombombensicheren Bunker, wie es sie noch einige auf diesem Gelände gibt. Der wiederum ist Heimstatt eines unserer ehrgeizigsten Projekte. Es ist so geheim, dass ich Ihnen nicht einmal den Namen verraten darf.«
»Dafür plaudern Sie aber ganz schön munter drauflos«, sagte Stella, mehr zu sich selbst als an die Adresse des Beamten gerichtet.
Townsend verfügte offenbar über ein empfindliches Gehör, denn er antwortete ohne Umschweife auf die respektlose Bemerkung des Teenagers. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, möchte Ihnen der Leiter des Geheimprojektes selbst alle Einzelheiten unterbreiten. Bitte gedulden Sie sich hierzu noch ein paar Minuten.«
»Und was er vorher so alles gesagt hat, ist irgendwann irgendwo schon einmal zu lesen gewesen«, fügte Salomon leise hinzu.
»Folgen Sie mir nun bitte«, sagte der selbst ernannte Reiseleiter und nahm den Ausstieg in Angriff.
Nachdem Townsend die Tür des Busses freigegeben hatte, strömte der Rest des Teams zügig heraus. Der Beamte geleitete seine Schar zum Eingang des Flachbaus. Sie betraten ein kleines Foyer und standen unvermittelt vor einer verschlossenen Tür aus Panzerglas.
»Meine Damen und Herren, hier sehen Sie eine der zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen, mit denen wir unser erwähntes Forschungsprojekt schützen. Ein biometrisches Zugangssystem. Interessant, nicht wahr, Professor Kalder?«
Salomon hatte sich neugierig nach vorne geschoben, was dem aufmerksamen »Fremdenführer« nicht entgangen war. »Wie funktioniert denn dieses Zugangssystem?«, erkundigte sich Stellas Vater.
»Perfekt!«, antwortete Townsend stolz, als sei er der Konstrukteur der Apparatur höchst persönlich.
»Was Sie nicht sagen!«
»Doch, doch, Professor. Dieser elektronische Pförtner ist besser als jede Schließanlage. Bei Letzterer könnte man den Schlüssel stehlen oder ihn nachmachen…«
»Oder beides?«
»Das haben Sie gut erkannt, Professor! Unser Zugangssystem aber ist gegen derlei plumpe Angriffe immun.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Es nimmt eine dreifache Messung Ihrer biometrischen Merkmale vor: Zunächst führt es eine Stimmanalyse durch, sobald ich ein Zugangswort in das Mikrofon des Systems spreche.«
Salomon steckte die Hände in die Hosentaschen und beugte sich interessiert vor. »Raffiniert!«
»Nicht wahr? Aber das ist noch nicht alles. Dann nimmt mich die eingebaute Kamera genau ins Visier und vermisst mein Gesicht.«
»Da hat sie aber einiges zu tun!«, murmelte Stella.
Townsend schien diesen Kommentar glücklicherweise überhört zu haben. »Schließlich muss ich meinen Daumen noch auf diese Fläche hier legen, damit das System in weniger als einer Sekunde meinen Fingerabdruck prüfen kann. Erst dann öffnet sich die Tür.«
»Genial!«, entfuhr es Salomon.
»Nicht wahr, Professor? Das Ding ist wirklich narrensicher.«
»Solange man nicht Ihre Stimme von einem Tonband abspielt und der Maschine ein
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