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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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blieb abrupt stehen und starrte Tante Ellie an. »Ellie…ist das Ellie?« fragte er, bleich und anscheinend entsetzt. Schatten verdunkelten sein Gesicht. Er eilte zu ihr, kniete nieder, wo wenige Augenblicke zuvor noch ich gekniet hatte. »O Ellie, mußtest du das tun?« fragte er und schluchzte, hob sie auf, so daß sie in seinen Armen lag und ihr Hals immer länger wurde. »Ich habe dir doch einen Scheck gegeben, Ellie, mehr, als du haben wolltest. Du hättest fortgehen können. Du brauchtest wirklich nicht die Treppe hinabzustürzen, bloß, um mir weh zu tun…«
    Dann schien ich ihm wieder einzufallen, er brach ab und fragte: »Wie ist das passiert?«
    Seine Augen verengten sich, als ich Sylvia in meine Arme zog. Ich wollte sie vor seinem harten Blick schützen, mit dem er die Prismen in ihrer Hand anstarrte. Ich drückte ihren Kopf gegen meine Brust und sah ihn an. »Ich kam die Treppe hinab, als ich sie sah…Mit dem Gesicht nach unten lag sie auf dem Boden, als wenn sie gefallen wäre.«
    Wieder starrte er in das fahle Gesicht meiner Tante. »Sie hat die Vordertreppe nur sehr selten benutzt…Hast du sie umgedreht?«
    Wie leer waren seine Augen, wie tonlos seine Stimme. Tat es ihm so weh, wie es mir weh tat?
    »Ja, ich habe sie umgedreht.«
    »Du hast uns gestern abend gehört, nicht wahr?« fragte er. Ehe ich noch antworten konnte, hob er schon die Tasche auf und wühlte darin. »Kein Scheck«, sagte er, als wäre er überrascht. »Wir haben gestern gestritten, Audrina, aber später haben wir uns wieder vertragen. Ich habe sie gebeten, mich zu heiraten. Sie schien sehr glücklich, als sie in ihr Zimmer zurückging…«
    Er ließ meine Tante wieder zu Boden gleiten und stand auf. »Sie hätte mich nicht verlassen…Ich weiß, daß sie das nicht getan hätte, nicht, nachdem ich sie gefragt hatte, und das wollte sie, ich weiß, daß sie sich das gewünscht hat…«
    Dann rannte er die Treppe hinauf, nahm immer drei Stufen auf einmal.
    Ich packte Sylvia und zwang sie, mit mir zur Hintertreppe zu laufen, hoffte, wir würden das Zimmer meiner Tante als erste erreichen. Ich wollte dort sein und sehen, was er mit dem Scheck machte, wenn er ihn fand.
    Aber wenngleich sein Weg der längere war, war er doch in dem Zimmer, ehe ich Sylvia hineinzerren konnte. Tante Elsbeths Koffer lagen offen auf dem Bett. Verzweifelt wühlte er in ihren Sachen, öffnete und schloß jede einzelne Tasche, die sie besaß. »Ich kann ihn nicht finden! Audrina, ich muß diesen Scheck finden! Hast du ihn gesehen?«
    Ich erzählte ihm, daß ich ihn an die Korktafel gesteckt hatte, damit sie ihn gleich am Morgen finden würde.
    Er stöhnte und wischte sich mit der Hand über die Lippen. »Audrina, lauf zu und sieh nach, ob er noch da ist.«
    Mit Sylvia an der Hand stolperte ich in die Küche und fand die Korkwand leer. Ich berichtete es Papa. Er seufzte, warf noch einen Blick auf die reglose Gestalt in ihrem dunklen Kostüm und rief dann die Polizei an.
    Ehe er nach oben ging, um sich anzukleiden, wies er mich an: »Du erzählst ihnen genau, wie du sie vorgefunden hast–aber erzähl ihnen nicht, daß sie uns verlassen wollte. Ich werde all ihre Sachen aufräumen. Ich kann sowieso nicht glauben, daß sie wirklich fortwollte. Sie hatte so dumme Sachen in ihren Koffern, Kleider, dieihr jetzt nicht einmal mehr gepaßt hätten. Audrina, ich glaube, es wäre gut, wenn du deiner Tante das Reisekostüm ausziehen und sie in eins ihrer Hauskleider stecken könntest.«
    Ich wollte das nicht tun, wenngleich ich seine Gründe verstand, und nur mit seiner Hilfe gelang es mir, ihr Jacke, Bluse und Rock auszuziehen. Wir zogen ihr ein einfaches Baumwollkleid an. Ich bebte am ganzen Körper, lange ehe wir fertig waren. Hastig steckte ich ihr Haar auf, während Papa den Kopf hielt. Meine Finger zitterten so sehr–ihr Knoten hatte noch nie so unordentlich ausgesehen. Kaum war ich selbst angezogen, als auch schon die Polizei klingelte.
    Ich kauerte mit Sylvia auf der purpurfarbenen Couch und sah zu, wie mein Vater den beiden Polizisten den Sturz meiner Tante erklärte. Er wirkte ruhig, nur ein wenig traurig, und seine Sorge ließ ihn eher bekümmert aussehen. Die Polizisten schienen ihn für charmant und liebenswert zu halten, und ich dachte, was er doch für ein gnadenloser Schauspieler war. Er hätte sie niemals geheiratet. Mir eine solche Lüge zu erzählen–als wäre er der Ansicht, ich würde alles glauben.
    -»Miß Adare«, wandte sich der ältere Beamte

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