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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Hälfte der Eiscreme befand sich in ihrem Gesicht, ein Teil in ihren Haaren und ihren Nasenlöchern, und nur sehr wenig von der schmelzenden Masse fand den Weg in ihren Mund. Ich nahm ihr das Eis aus der Hand und hielt es so, daß sie daran lecken konnte. Schlimmer als alles andere war der Gestank aus ihrer Windel. Es war mir gelungen, Sylvia halbwegs an die Toilette zu gewöhnen, aber sie hatte doch immer noch so viele ›Unfälle‹, daß sie auch weiterhin Windeln tragen mußte.
    Es gab nur wenig, worüber Arden und ich auf dem Heimweg sprechen konnten, denn jede Bewegung, die Sylvia machte, brachte uns beide in Verlegenheit. »Bis später«, sagte er, als ich ihn an der Ecke aussteigen ließ. Er versuchte, nicht die Nase zu rümpfen, als Sylvia sich Zärtlichkeit suchend an ihn klammerte.
    Kaum waren Sylvia und ich im Haus, da hörte ich auch schon die laute Stimme meines Vaters. Ein schrecklicher Streit war in der Küche im Gange. Ich blieb in der Türstehen, den Arm schützend um Sylvias schmale Schultern gelegt. Tante Elsbeth schoß herum und bemühte sich verzweifelt, eines der Feinschmeckermenüs zusammenzustellen, die Papa so liebte. Sie trug ein neues Kleid, ein sehr hübsches, elegantes Kleid, das sehr gut aus dem Schrank meiner Mutter hätte stammen können, wo noch immer all ihre Sachen hingen, alt wurden und verstaubten. Tante Elsbeth schwenkte ein riesiges Hackebeil, so wild, daß ich staunte, daß Papa nicht um sein Leben fürchtete, als er sie mit dem Ding in der Hand anfunkelte. Aber er schien überhaupt keine Angst zu haben und brüllte: »Ellie, was zum Teufel ist mit dir los?«
    »Mußt du das noch fragen?« schrie sie zurück, knallte das Messer hin und wirbelte herum, um ihn anzusehen. »Du bist erst um halb sechs heute früh heimgekommen. Du schläfst mit einer anderen. Mit wem?«
    »Das geht dich wirklich nichts an«, antwortete er kalt. Ich schauderte. Sah er denn nicht, daß sie ihn liebte und alles tat, um ihm zu gefallen?
    »Was geht mich nichts an?« wütete sie. Ihr langes, aber hübsches Gesicht wurde flammendrot. »Das werden wir ja sehen, Damián Adare!«
    Ihr dunklen Augen funkelten wütend, als sie die große Schüssel mit dem vorbereiteten Gemüse nahm und schnell in den Abfalleimer warf. Anschließend leerte sie alle dampfenden Töpfe und Pfannen in den Ausguß.
    »Hör auf damit!« brüllte Papa außer sich. »Das Essen hat mein gutes Geld gekostet! Elsbeth, benimm dich!«
    »Zur Hölle mit dir!« schrie sie zurück. Sie riß sich die Schürze herunter und schleuderte sie ihm ins Gesicht, dann rief sie: »Ich brauche mein eigenes Leben, Damián! Ein Leben weit fort von hier. Ich habe es satt, deine Haushälterin zu sein, deine Köchin, deine Wäscherin, undvor allen Dingen habe ich es satt, hin und wieder deine Gespielin im Bett zu sein! Außerdem habe ich es satt, für deine gestörte Tochter zu sorgen–und was deine Audrina angeht–«
    »Jjaa?«
    Papas Stimme kam schleppend, er kniff die Augen zusammen, und seine Stimme hatte den seidenweichen Klang, der mir die Haar zu Berge stehen ließ. »Was wolltest du über meine Audrina sagen?«
    Ich zitterte, als ich Sylvia an mich zog, versuchte, ihre Ohren zuzuhalten, ihre Augen zu bedecken und sie soweit wie möglich vor alldem hier zu bewahren. Ich mußte hören, was sie sagten. Sie schienen uns nicht bemerkt zu haben. Ich sah, wie die Farbe aus dem Gesicht meiner Tante wich, wie sie bleich wurde.
    Nervös streckte sie die Hände nach ihm aus, eine flehende, hilflose, rührende Geste. »Ich werde es ihr nicht erzählen, Damián, wirklich, das würde ich nie. Ich würde Audrina niemals irgend etwas erzählen, das sie unglücklich machen würde. Aber laß mich gehen. Gib mir, was mein ist, und laß mich gehen.«
    »Und was ist dein, Ellie?« fragte Papa mit derselben öligen Stimme. Er saß am Küchentisch, die Ellbogen aufgestützt, das Kinn in den Händen vergraben. Ich traute ihm nicht, wenn er so aussah.
    »Du weißt, was mir gehört«, sagte sie mit harter, entschlossener Stimme. »Nachdem du Luciettas Erbe durchgebracht hattest, warst du hinter dem bißchen her, was mir gehörte. Du hast versprochen, es mir zurückzuzahlen, innerhalb von drei Monaten und die doppelte Summe. Was war ich für ein Dummkopf, daß ich dir geglaubt habe. Aber war das nicht schon immer meine Schwäche, daß ich an dich geglaubt habe? Nun gib mirmeine zweitausend Dollar zurück, Damián–verdoppelt!«
    »Wohin würdest du gehen, wenn ich dich von

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