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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hier fortgehen ließe, Ellie? Was würdest du tun?«
    Er hob das kleine Messer auf, mit dem sie Kartoffeln geschält hatte, und fing an, sich damit die Nägel zu säubern, die immer sauber waren.
    »Ich gehe zu meiner Tochter, die auch deine Tochter ist, auch wenn du es nicht zugeben willst. Sie ist ganz allein in dieser riesigen Stadt, verstoßen von dem Mann, mit dem sie fortgelaufen ist.«
    Papa brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen wie ein König, der den Kopf von einem abscheuerregenden Untertanen abwenden muß. »Ich will nichts mehr hören. Du bist eine Närrin, wenn du zu ihr gehst. Sie liebt dich nicht, Ellie, sie will nur haben, was du bringst. Ich habe hier im Dorf gehört, daß Lámar Rensdale Selbstmord begangen hat. Zweifellos hatte deine Tochter eine Menge damit zu tun.«
    »Damián, bitte!« heulte sie. All ihr Feuer war jetzt dahin. »Gib mir nur, was mir gehört, mehr will ich ja gar nicht. Ich werde gehen und dich nie wieder belästigen. Ich schwöre dir, daß du weder von mir noch von Vera hören wirst–gib mir nur genug, damit ich nicht verhungern muß.«
    »Ich gebe dir keinen roten Heller«, erklärte Papa kalt. »Solange du in meinem Haus bleibst, hast du genug zu essen und Kleider zum Anziehen, einen Platz zum Schlafen und Geld, das du für Kleinigkeiten ausgeben kannst, die du so brauchst. Aber eher wird die Hölle gefrieren, als daß ich dir Geld gebe, damit du losziehen und mit der Teufelsbrut leben kannst, die du geboren hast. Und vergiß eines nicht, Ellie: Wenn du erst einmal gegangen bist, gibt es kein Zurück mehr für dich! Nichtnoch einmal. Das Leben draußen ist hart, Ellie, sehr hart. Du bist keine junge Frau mehr. Und selbst wenn hier nicht das Paradies ist, so ist es doch auch nicht die Hölle. Denk lieber zweimal nach, ehe du mich verläßt.«
    »Nicht die Hölle?«
    Ihre Stimme hob sich zu einem schrillen Kreischen. »Und ob es die Hölle ist, Damián, die reinste Hölle! Was bin ich hier denn anderes als eine unbezahlte Haushälterin? Nachdem Lucietta gestorben war und du anfingst, mich mit freundlicheren Augen zu betrachten, dachte ich, du würdest mich wieder lieben. Du kamst in mein Schlafzimmer, wenn du Entspannung brauchtest, und ich habe sie dir verschafft. Ich hätte dich zurückweisen sollen, aber ich wollte dich haben, wie ich dich immer haben wollte. Als meine Schwester noch gelebt hat, habe ich des Nachts wach gelegen und mir vorgestellt, was ihr beiden in euerm Schlafzimmer macht–und wie habe ich sie beneidet und gehaßt! Ich habe angefangen, auch dich zu hassen, mehr noch als sie. Jetzt wünschte ich bei Gott, daß ich niemals mit Vera zurückgekommen wäre. In dem Krankenhaus, wo ich Vera zur Welt brachte, war ein junger Arzt, der mich heiraten wollte. Aber dein Bild stand immer vor meinen Augen. Du warst es, den ich wollte. Gott allein weiß, warum, denn ich habe schon damals gewußt, wer du warst–und immer noch bist. Gib mir mein Geld, Damián«, sagte sie, ging in sein Büro, während ich zurückwich und Sylvia mit mir zog. Elsbeth sah uns nicht, denn wir duckten uns in eine dunkle Ecke des großen, mit Möbeln vollgestellten Flures.
    Ein paar Sekunden später–mein Vater war am Tisch sitzen geblieben–kam sie zurück und brachte ihm sein Scheckheft. »Schreib«, befahl sie. »Stell ihn über fünfundzwanzigtausend aus.. Schließlich war das hier auchmeinHaus,undichsollteschonetwasdafürbekommen, daß ich es verlasse. War es nicht nett von meiner Schwester, mich in ihrem Testament zu bedenken? Es war fast so, als hätte sie beabsichtigt, daß ihr Ehemann auch ein Teil des Vermächtnisses wäre. Aber ich brauche dich nicht annähernd so sehr wie dieses Geld.«
    Er sah das Scheckbuch mit einem merkwürdigen Ausdruck an, nahm es dann und schrieb einen Scheck aus, den er ihr mit verkniffenem, ironischem Lächeln reichte. Sie warf einen Blick auf die Zahl, sah dann genauer hin. »Damián, ich habe dich nicht um fünfzigtausend gebeten.«
    »Verlaß mich nicht, Ellie. Sag, daß dir all diese häßlichen Worte leid tun. Zerreiß den Scheck, oder heb ihn auf, aber geh nicht fort.«
    Er stand auf und versuchte, sie in seine Arme zu ziehen. Sie starrte noch immer den Scheck an. Ich sah, wie sich ihr Gesicht vor Erregung rötete.
    Dann packte Papa sie von hinten und drehte sie um, preßte seine Lippen auf ihren Mund. Als sie versuchte sich zu wehren, glitt der Scheck aus ihrer Hand und flatterte zu Boden. Zu meiner großen Überraschung schlang sie

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