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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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benutzte sie bei allen Frauen, gleichgültig, ob jung oder alt. Neunzig Prozent seiner Kunden waren alte, reiche Frauen, die vollkommen von seinem Rat abhingen, und die anderen zehn Prozent waren reiche Männer, zu alt, um sich auf ihr eigenes Urteil verlassen zu können.
    »Audrina, Liebes«, fuhr Billie fort und zog mich an ihre volle, feste Brust, »dein Vater ist ein solcher Schatz. So lieb und um jedermanns Wohlergehen besorgt. Ein Mann wie Damián Adare könnte niemals grausam sein. Ich bin überzeugt, du hast ihn falsch verstanden, wenn du glaubst, daß er dich schlecht behandelt hat.«
    Papa war uns nach oben gefolgt, und bis sie das sagte, hatte ich ihn nicht gesehen. Er lehnte graziös im Türrahmen und saugte alles in sich auf. In der plötzlichen Stille wandte er sich an Arden. »Meine Tochter hat von dir geschwärmt, seit sie sieben Jahre alt war. Ich hätte wirklich nie gedacht, daß diese Liebe halten könnte. Mensch, ich habe mindestens ein Dutzend Mädchen geliebt, ehe ich zehn war, und zweihundert, ehe ich Audrinas Mutter geheiratet habe.«
    Arden lächelte, scheinbar verlegen, und hastig bedankte er sich bei Papa dafür, ihm eine Stelle angeboten zu haben, was sonst niemand getan hatte–und dazu mit einemanständigen Gehalt!
    Papa hatte erneut gewonnen. Tante Elsbeth war tot. Sie hatte mich genausowenig gerettet wie sich selbst. Aber Papa–er war bereit, diejenigen, die er–wie er behauptete–am meisten liebte, wieder und wieder zu verletzen.
    Bald schon sprach Papa ernsthaft mit Arden und mir darüber, ihm einen Enkel zu schenken. »Ich habe mir immer einen Sohn gewünscht«, sagte er und sah mir direkt in die Augen. Es tat wirklich weh, ihn das sagen zu hören, wo er doch immer behauptet hatte, ich würde ihm solche Freude machen. Er mußte meinen Schmerz gesehen haben, denn er lächelte, als hätte er mich getestet und immer noch für treu befunden. »Das heißt, nach einer Tochter wollte ich einen Sohn. Aber ein Enkelsohn wäre prächtig, da ich schon zwei Töchter habe.«
    Ich wollte noch kein Baby, nicht, wo es schon schockierend genug war, Ardens Frau zu sein. Stück für Stück lernte ich unter Schmerzen, mit diesen nächtlichen Liebesakten fertig zu werden, die für mich scheußlich und für ihn wundervoll waren. Ich lernte sogar, ihm Vergnügen vorzuheucheln, so daß er endlich nicht mehr so besorgt aussah und glaubte, daß ich den Sex inzwischen genauso genoß wie er selbst.
    Noch ehe Arden und ich von unserer kurzen Hochzeitsreise zurückgekehrt waren, hatte Billie schon die Küche übernommen, die Tante Elsbeth erst vor so kurzer Zeit verlassen hatte. Billie hatte ihren Hochstuhl dort, den mein Vater höchstpersönlich zusammen mit dem größten Teil ihrer Habe in unser Haus gebracht hatte–mein Vater, der körperliche Arbeit verabscheute! Ich beobachtete ihn, wie er sie bewundernd ansah, als sie geschickt eine Mahlzeit vorbereitete, ohne viel Murren und ohne viel Aufhebens. Sie lächelte, lachte auch als Antwort auf einen seiner zahlreichen Witze. Sie sorgte für seine Kleider undführte das riesige Haus mit so wenig Anstrengung, daß Papa nicht aufhören konnte, ihr Tun zu bewundern.
    »Wie schaffst du das nur, Billie? Warum möchtest du das überhaupt alles tun? Warum bittest du mich nicht, Diener anzustellen, die für dich sorgen?«
    »O nein, Damián. Das ist doch das mindeste, was ich tun kann, um mich für all deine Wohltaten zu bedanken.«
    Ihre Stimme war weich, ihre Augen leuchteten warm, als sie ihn ansah. »Ich bin so dankbar, daß du mich hierhergeholt und meinen Sohn als deinen eigenen willkommen geheißen hast, daß ich nie auch nur annähernd meine Dankbarkeit beweisen kann. Außerdem, wenn man Diener im Haus hat, hat man kein Privatleben mehr.«
    Ich starrte Billie an, staunte darüber, daß eine Frau mit ihrer Erfahrung so leicht getäuscht werden konnte. Papa nutzte die Menschen aus. Sah sie denn nicht, daß sie ihm Unmengen Geld sparte, indem sie seine Haushälterin und Köchin spielte?–und dieses großzügige Angebot, Diener einzustellen, das war doch falsch, nur darauf abgezielt, ihr das Gefühl zu geben, nicht ausgenutzt zu werden.
    »Audrina«, sagte Billie eines Tages, als ich etwa zwei Monate verheiratet war und Arden noch immer die Bücher für seine Börsenprüfung studierte, »ich habe Sylvia beobachtet. Aus irgendeinem Grund haßt sie mich und würde mich gern tot sehen. Ich versuche so zu denken, wie sie vielleicht denkt. Es könnte sein, daß sie

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