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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wäre schrecklich?«
    Sein kleines Lachen klang angespannt. »Das ist ja wohl offensichtlich. Du bist wie eine Geige, deren Saiten man zu fest angezogen hat…ich kann an deinen Nervenenden zupfen und sie förmlich surren und reißen hören. Aber du warst es doch, die heute zu mir gelaufen kam, oder nicht? Du hast dich mir in die Arme geworfen und gesagt: ›Laß uns heiraten‹, oder? Du wolltest heute fliehen–nicht morgen oder nächste Woche. Ist es da nicht natürlich, daß ich dachte, daß du nun endlich bereit wärest, mich auch als Liebhaber zu akzeptieren?«
    Ich hatte nicht nachgedacht. Hatte bloß gehandelt. Flucht vor Papa war alles, was gezählt hatte. »Arden, du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Welche Frage?«
    »Bin ich die erste?«
    »Also schön, wenn du es wissen mußt. Es hat andere Mädchen gegeben, aber keines, das ich so geliebt hätte, wie ich dich liebe. Seit ich beschlossen habe, dich zu heiraten, habe ich kein anderes Mädchen mehr angerührt.«
    »Wer war die erste?«
    »Das ist doch egal«, antwortete er, das Gesicht zwischen meine Brüste gepreßt, während seine Hand unter meinem Hemd forschte. Ich hinderte ihn nicht, zu tun, was er tun wollte. Ich klammerte mich an meinen Schmerz. Er liebte mich nicht genug. Er hatte andere gehabt, hundert vielleicht. Und immer hatte er so getan, als wäre ich die einzige für ihn gewesen. Gemein und falsch, wie Papa.
    »Du bist so schön, so weich und süß. Deine Haut ist so zart«, murmelte er, sein Atem ging schneller, als wäre alles wichtig, was er tat und was er brauchte, und nichts, was ich tat oder nicht tat, war von Bedeutung. Jetzt umspannte seine Hand meine Brust, knetet sie, währendseine Lippen sich hart auf meinen Mund senkten. Ich war schon oft von ihm geküßt worden, aber noch niemals so.
    Panik schickte mich in den Schaukelstuhl zurück, machte wieder ein Kind aus mir, das Angst vor dem Spielzimmer hatte, in das schreckliche Dinge eindrangen und mich mit Scham erfüllten. Blitze zuckten, und in meiner Angst bäumte ich mich auf. Arden hielt das für beginnende Leidenschaft, denn seine Lust riß ihn mit. Die dünnen Träger meines Nachthemds rissen, als er es mir auszog, damit seine Lippen und seine Zunge mit meinen nackten Brüsten spielen konnten. Ich bog den Nacken zurück und drückte den Kopf in die Kissen und biß mir auf die Unterlippe, um nicht laut zu schreien. Ich preßte die Augen zu und versuchte, die Schande all dessen hinzunehmen, was er tat. Innerlich schluchzte ich, genauso wie damals, als sie der ersten Audrina ihr hübsches, neues Kleid ausgezogen und ihre seidene Unterwäsche heruntergerissen hatten.
    Ich weinte, weinte, und er sah und hörte meine Tränen nicht. Meine Augen öffneten sich, als der Donner krachte. Der Blitz erhellte das Zimmer gerade genug für mich, daß ich sein hübsches Gesicht über meinem sehen konnte, verzückt, außer sich vor Leidenschaft.
    All seine Zärtlichkeiten, Berührungen, Liebkosungen und Küsse machten ihm Vergnügen, während sie mir nur angst machten. Ich fühlte mich hintergangen, betrogen, war wütend und bereit, ihm weh zu tun mit meinen Schreien, als er mein Nachthemd fortriß und beiseite warf wie einen Lumpen. Die im Wald hatten das auch getan!
    Dann waren seine Hände überall, fanden alles, nur nicht, was sie zu suchen schienen. Ich haßte es, wo er seine Hand hatte, und war froh, als er fluchte, während seine Finger wie verrückt arbeiteten. Dann seufzte er und rollte sich auf mich, und ich spürte seine Härte.
    Oh! Der Schaukelstuhl, ich saß wieder in ihm, schaukelte hin und her. Ich sah den Wald, hörte die obszönen Worte, hörte das Lachen.
    Aber es war zu spät. Ich fühlte ihn tief in mir, dick und heiß und feucht. Ich kämpfte, wollte mich befreien, bäumte mich auf, trat und kratzte. Ich hieb meine Nägel in die Haut seines Rückens, kratzte ihn, aber er hörte nicht auf. Er stieß immer weiter zu, rief in mir dieselbe Art von Scham, dieselbe Art von Schmerz wach, die sie in ihr wachgerufen hatten. Sein Gesicht…war das Ardens Gesicht, das jungenhafte Gesicht, dem das Haar in der Stirn klebte, ehe er sich umdrehte und fortlief? Nein, nein, Arden war damals überhaupt noch nicht geboren. Er war einfach genau wie die andern, das war alles. Alle Männer waren gleich…alle gleich…alle…
    Ich verlor den Sinn für die Realität. Tante Elsbeth hatte recht gehabt, als sie erklärte, ich wäre zu sensibel. Ich hätte Arden niemals glauben machen dürfen,

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