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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich könnte eine perfekte Ehefrau sein.
    Ich konnte überhaupt keine Ehefrau sein.
    Dann ergoß er sich in mir. Schrei, schrei, aber der Donner übertönte meine Schreie. Niemand hörte sie, nicht einmal er. Ich schmeckte mein eigenes Blut, so fest hatte ich mir auf die Lippen gebissen, um nicht zu schreien. Es war doch nur Arden, der mich liebte. So war körperliche Liebe nun einmal…ein weiterer, letzter Stoß riß mich fast entzwei…dann ein Wirbel, Scham und Entsetzen vergingen. Finsternis nahm mich gnädig auf, und ich fühlte nichts mehr, überhaupt nichts.
    Das Licht der Morgensonne weckte mich. Sylvia kauerte in der Ecke unseres Schlafzimmers und spielte mit ihren Kristallen.IhrNachthemdwarbiszudenHüftenhinaufgerutscht. Mit den leeren Augen, den geöffneten Lippen sah sie aus wie eine Puppe.
    Mein Mann drehte sich um, wachte auf und griff nach meiner Brust, als würde sie ihm gehören. Er küßte erst sie, dann meine Lippen. »Liebling, ich liebe dich so sehr.«
    Noch mehr Küsse regneten auf mein Gesicht, meinen Nacken, über meinen ganzen nackten Körper, und Sylvia war da–obwohl ich sicher war, daß er sie nicht gesehen hatte. »Zuerst schienst du so verängstigt und verkrampft. Und dann, ganz plötzlich, hast du mich gehalten und warst so leidenschaftlich. Ach, Audrina, ich hatte gehofft, daß du so sein würdest.«
    Was sagte er da? Wie konnte ich seinen Worten glauben, wenn seine Augen so flehten, wie sie es taten? Und doch gestattete ich ihm, seine Befriedigung zu genießen, denn er hatte Befriedigung gefunden, während ich nichts als Schmerz, Scham und Schande verspürt hatte. Und weit, weit hinten in meinem perforierten Gedächtnis war der Geruch von Blut, von feuchter Erde und nassen Blättern…und Audrina taumelte heim, versuchte, die Fetzen eines teuren Kleides zusammenzuhalten, um ihre Nacktheit zu verdecken.

TEIL DREI

Wieder daheim
    Als wir unsere lange, gewundene Auffahrt hinauffuhren, sah ich Papa schon auf der Veranda stehen, als hätte er im voraus gewußt, daß wir an diesem Tag heimkehren würden.
    Da stand er, ein ehrfurchtgebietender Riese, in einem makellosen neuen, weißen Anzug, mit weißen Schuhen, einem leuchtendblauen Hemd und weißer Krawatte mit silbernen und blauen Schrägstreifen.
    Ich schauderte und schaute zu Arden hinüber, der meinen Blick ebenso gespannt wie ängstlich erwiderte. Was würde Papa tun?
    Mit einer Hand stützte ich mich auf Ardens Arm, mit der anderen führte ich Sylvia, als wir drei ganz langsam die Stufen zur Veranda hinaufstiegen. Die ganze Zeit über warf mir Papas Miene vor, ihn verraten und hintergangen zu haben, versagt zu haben. Dann, nachdem er mit mir fertig war, wandte er die dunklen, durchdringenden Augen Arden zu, als wollte er ihn als Gegner abschätzen. Papa lächelte herzlich und streckte meinem neuen Ehemann die riesige Hand entgegen. »Wie schön, euch alle wiederzusehen«, erklärte er leutselig. Er schüttelte Ardens Hand, endlos, so schien es mir.
    Ich war stolz zu sehen, daß Arden keine Miene verzog. Die Hand eines anderen bei einem freundschaftlichen Händeschütteln fest zu drücken war Papas Art, die körperliche Kraft und die Charakterstärke eines Mannes einzuschätzen. Er wußte, daß sein mächtiger Griff schmerzte, und jemand, der das Gesicht verzog, wurde als ›Schwächling‹ abgetan.
    Jetzt wandte er sich mir zu und sagte: »Du hast mich zutiefst enttäuscht.«
    Nachlässig tätschelte er Sylvias Kopf, als wäre sie ein Hündchen. Zweimal küßte er mich auf die Wange, erst auf die eine, dann auf die andere, aber gleichzeitig brachte er es fertig, mich so fest ins Gesäß zu kneifen, daß ich am liebsten geschrien hätte. Diese Art des Kneifens war dazu gedacht, eine Frau zu testen, und ihre Reaktionen wurden notiert, katalogisiert und abgelegt.
    Sollte er von mir halten, was er wollte. »Kneif mich nie wieder so«, erklärte ich wütend. »Das tut weh, und ich mag es nicht. Ich habe es noch nie gemocht–genausowenig wie meine Mutter oder meine Tante.«
    »Oh, was bist du in den vier Tagen für ein widerspenstiges Ding geworden«, erklärte er und grinste ironisch übers ganze Gesicht. Dann tätschelte er spielerisch meine Wange, aber es fühlte sich an wie ein Schlag. »Du hättest nicht davonzulaufen brauchen, mein Herzblatt«, sagte er sanft. »Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, dich den Mittelgang in der Kirche entlang zu geleiten und dich in dem herrlichen Brautkleid deiner Mutter zu sehen.«
    Gerade, als ich

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