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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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liebt. Ich bin nicht schlecht, nicht wirklich schlecht…«
    Papa brüllte auf wie ein Stier. Schreiend ließ Vera Arden los, wirbelte herum und stürzte auf die Treppe zu. Aber sie hatte vergessen, daß sie den Schuh mit der dickeren Sohle trug. In diesen Schuhen hätte sie niemals rennen dürfen. Sie knickte auf der hohen Sohle des linken Schuhs um, verlor das Gleichgewicht und fiel…und die Öffnung der Wendeltreppe blieb wie ein riesiger, klaffender Mund hinter ihr.
    Wie eine Puppe in Zeitlupe fiel sie mit dem Kopf zuerstdie Wendeltreppe hinab. Ihre Schreie zerrissen in abgehacktem Rhythmus die Luft. Zuerst schlug eine Schulter gegen eine Seite des eisernen Geländers, dann drehte sie sich und fiel gegen die andere Seite.
    Sie drehte und drehte sich, schlug immer wieder gegen das harte Metall, bis ihr letzter Schrei mitten im Ton abbrach und sie auf dem Boden aufschlug, wo sie liegenblieb.
    Blitzschnell raste Arden die Treppe hinab, kniete an ihrer Seite, als Papa, Sylvia und ich ebenfalls hinunterliefen. Da lag sie, benommen, die dunklen Augen fingen schon an, glasig zu werden, als sie Arden anstarrte, der ihren Kopf im Schoß hielt.
    »Bring mich fort, Arden«, krächzte sie leise. »Bring mich fort aus diesem Haus, wo mich alle immer nur gehaßt haben. Bring mich fort von hier, Arden…nimm mich–«
    Sie wurde bewußtlos. Arden legte ihren Kopf auf den Boden, und ohne mich auch nur anzusehen, rannte er davon, um den Krankenwagen zu rufen, der Vera…wieder einmal–ins Krankenhaus bringen sollte.
    Stunden vergingen, ehe ich eine ferne Tür zuschlagen hörte. Das Geräusch verriet mir, daß Arden aus der Klinik zurückgekehrt war. Ich stellte die Gaslampe neben meinem Bett kleiner und schloß die Augen, in der Hoffnung, er würde fortgehen und mich nicht mit Geschichten über Veras gebrochene Knochen belasten, die heilen würden. Ich hatte Angst davor, sein Mitleid mit ihr zu hören, Angst, daß er eingewilligt hatte, sie von hier fortzubringen.
    Aber wie ein Kind, das Furcht vor der Dunkelheit hat, fühlte ich mich ohne ein schwaches Licht wehrlos. Doch als er mit seinen Neuigkeiten zu mir kam, wünschte ichmir die völlige Dunkelheit herbei. Leise öffnete und schloß sich meine Schlafzimmertür. Ardens Geruch schwebte zu mir.
    »Ich habe gerade eine Weile bei Damián zugebracht, habe mit ihm über Vera gesprochen…darf ich jetzt mit dir über sie reden?« fragte er und setzte sich auf die Kante meines Bettes. Seine müden Augen erweckten Mitleid in mir. Ungewolltes Mitleid drohte meine Entschlossenheit zu rauben, die mich nicht mehr von dem abbringen sollte, was ich vorhatte.
    »Du brauchst nicht vor mir zurückzuweichen«, sagte er müde und ungeduldig. »Ich habe nicht vor, dich anzurühren. Vera ist vor ungefähr zwei Stunden gestorben. Sie hatte zu viele innere Verletzungen, um zu überleben. Nahezu jeder einzelne Knochen in ihrem Körper war gebrochen.«
    Ich fing an zu zittern. Ein Teil von mir hatte sich immer bemüht, Vera als meine Schwester zu betrachten.
    »Ich weiß, was du fühlst«, sagte Arden. »Ein Teil von uns scheint immer zerstört zu werden, wenn irgend jemand stirbt. Vera hat uns noch etwas geschenkt, ehe sie starb, Audrina. Drei Tote nach Treppenstürzen in diesem Haus machten die Polizei mißtrauisch, und sie verhörten mich gerade, als Vera flüsterte, sie wäre gestolpert und gefallen…und es wäre ihre eigene Schuld gewesen.«
    Ich drehte mich auf die Seite, den Rücken ihm zugewandt, und fing leise an zu schluchzen. In der Dunkelheit spürte ich, daß er anfing, sich auszuziehen, in der Absicht, mich die ganze Nacht zu halten, aber ich sprach schnell.
    »Nein, Arden. Ich will dich nicht in meinem Bett. Geh in ein anderes Zimmer und schlaf dort, bis ich Zeit gehabt habe, das alles zu überdenken. Wenn Vera gesagt hat, derSturz war ihre eigene Schuld, dann war er es schließlich auch, nicht wahr? Niemand hat sie gestoßen…aber sie war es, die mich gestoßen hat, und je mehr ich darüber nachdenke und mich daran erinnere, daß eine Tür leise zufiel, als ich meine Tante tot gefunden habe…es muß Vera gewesen sein, die ihre eigene Mutter die Treppe hinabgestoßen hat und den Scheck von der Pinnwand nahm, wohin ich ihn geheftet hatte. Und dann ist da auch noch Billie, die gefallen ist. Sie und Papa hätten vielleicht geheiratet, und das hätte einen weiteren Erben für Papas Vermögen bedeutet, denn sie muß die ganze Zeit über schon geplant haben, mich aus der Welt zu

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