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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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niemandem, etwas beweisen.
    Ich wollte die Familie besuchen, die jetzt im Häuschen des Gärtners lebte, das so lange leer gestanden hatte. Ich war noch nie in diesem Teil des Waldes gewesen; dennoch erschien er mir vertraut. Ich blieb stehen und starrte auf den Weg, der nach rechts abzweigte, aber auch geradeaus weiterging. Tief in meinem Innern befahl mir ein Instinkt, mich nach rechts zu wenden. Das kleinste Geräusch ließ mich erstarren, ich lauschte, spitzte die Ohren, um das Kichern zu hören, das ich gehört hatte, als ich im Schaukelstuhl saß und wiedererlebte, was der ersten und Unvergessenen geschehen war und was mit diesem Stuhl verknüpft war. Die Blätter wisperten. Panik ergriff mich.
    Wieder und wieder hörte ich die Warnungen. »Gefährlich im Wald. Unsicher im Wald. Tod im Wald.«
    Nervös beschleunigte ich meine Schritte. Ich würde singen, so, wie die sieben Zwerge immer gepfiffen haben, um keine Angst zu haben…wieso dachte ich das jetzt? Das war ihr Gedanke!
    Während ich vorwärts eilte, sagte ich mir immer wieder, daß es höchste Zeit für mich war, die Welt zu erkunden. Ich redete mir ein, daß jeder Schritt, mit dem ich mich von dem Haus mit seinen düsteren Ecken und drohenden Geräuschen entfernte, mich glücklicher machte. Ich war nicht schwach, nicht verwöhnt oder unfähig, in dieser Welt zu leben. Ich war einfach genauso mutig wie jedes andere Mädchen von…sieben Jahren?
    Da war irgend etwas mit diesem Wald–mit der Art, wie die Sonne durch die Blätter schien. Die Farben versuchten, mir etwas zu sagen, mir etwas zu erzählen, an das ich mich nicht mehr erinnern konnte. Wenn ich nicht aufhörte zu denken, dann würde ich bald rennen und schreien und erwarten, daß mir dasselbe passieren würde wie ihr. Ich war die einzige Audrina, die auf dieser Welt noch lebte. Ich brauchte wirklich keine Angst zu haben. Ein Blitz schlägt niemals zweimal an der gleichen Stelle ein.
    Am Rande einer Lichtung stieß ich auf das Häuschen im Wald. Es war ein kleines, weißes Haus mit einem roten Dach. Ich duckte mich hinter einem alten Baum, um mich zu verstecken, als ich einen Jungen aus der Haustür kommen sah. Er trug einen Eimer und einen Rechen. Er war groß und schlank, und ich wußte sofort, wer er war. Er war es, der Vera am Valentinstag die Pralinenschachtel geschenkt hatte. Sie hatte mir erzählt, daß er elf war, und im Juli würde er zwölf werden. Der beliebteste Junge in der Klasse–fleißig, intelligent und witzig–,und er war in Vera verliebt. Das bewies irgendwie, daß er doch nicht so helle war. Aber meine Tante sagte ja auch immer, daß Männer nur ausgewachsene Jungs waren, und das männliche Geschlecht wußte nur, was Augen und Drüsen sagten, sonst nichts.
    Als ich ihn beobachtete, merkte ich an der flinken Art, wie er den Hof säuberte, sofort, daß er ein fleißiger Arbeiter war.
    Er trug ausgewaschene Jeans, die hauteng saßen, als wäre er aus ihnen herausgewachsen oder als wären sie eingelaufen. Sein dünnes, altes Hemd war vielleicht einmal hellblau gewesen, aber jetzt war es zu einem Grauweiß verblichen. Von Zeit zu Zeit unterbrach er die Arbeit und ruhte ein wenig aus, sah sich um und imitierte Vogelgezwitscher. Doch wenige Sekunden später war er schon wieder an der Arbeit, zupfte Unkraut und warf es in den Eimer, den er dann häufig in eine riesige Mülltonne leerte. Dieser Junge machte mir keine Angst, auch wenn Papa und der Schaukelstuhl mich gelehrt hatten, Angst davor zu haben, was Jungs tun konnten.
    Plötzlich riß er die Arbeitshandschuhe von den Händen, schleuderte sie zu Boden und wirbelte herum, schaute jetzt direkt zu dem Baum, hinter dem ich mich versteckte.
    »Wäre es nicht langsam an der Zeit, daß du aufhörst dich zu verstecken und mich zu beobachten?« fragte er, wandte sich um, hob den Eimer mit Unkraut auf und leerte ihn in die größere Tonne. »Komm schon raus und sei freundlich. Ich beiße nicht.«
    Meine Zunge klebte mir am Gaumen, obwohl seine Stimme nett klang.
    »Ich tue dir nichts, wenn du davor Angst haben solltest. Ich weiß sogar deinen Namen. Du bist Audrina Adelle Adare, das Mädchen mit dem wunderschönen, langen Haar, das die Farbe wechselt. Alle Jungs in Whitefernreden über die Whitefern-Mädchen und sagen, du wärest die schönste von allen. Warum gehst du nicht zur Schule wie andere Mädchen? Und warum hast du mir nicht geschrieben und dich für die Pralinenschachtel zum Valentinstag bedankt, die ich dir vor Monaten

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