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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich ihm erst diesen Traum erzählte.
    Und wenn diese Aktie, die ich ausgewählt hatte, tatsächlich anstieg–wovon ich inzwischen überzeugt war–,dann würde ich nie wieder in diesem Schaukelstuhl der ersten und unvergessenen Audrina sitzen müssen. Ich würde ihre Gabe besitzen–oder eine noch bessere! Ich kannte Papa. Geld war, was er wollte, was er brauchte; und Geld war auch das, wovon er wirklich nicht genug hatte.
    Ich lief die Treppe hinauf, um mich anzuziehen. Ich war überzeugt davon, daß ich bald auch mein Gedächtnis wiederfinden würde. Vielleicht würde es mit dem Faden-und-Ring-Trick klappen, wenn ich den Ring über der Bibel kreisen ließ. Ich lachte, als ich ins Zimmer der ersten Audrina eilte und dann hinab in die Küche, noch ehe ich meine Schärpe fertig gebunden hatte.
    Mammi war auch in der Küche. Sie hatte blaue Lockenwickler im Haar, so dick wie Konservendosen. »Audrina«, fragte sie müde, »könntest du bitte auf den Speck achten, während ich die Eier schlage?«
    Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Dieses Baby ist ungewöhnlich unruhig. Als ich gegen Morgen endlich eingeschlafen war, klingelte der Wecker deines Vaters, und schon sprang er aus dem Bett und quasselte los, erzählte mir immer wieder, daß ich mir keine Sorgen machen sollte wegen dem, was die Alte gesagt hat. Er glaubt, ich sei deprimiert, nicht müde, und deshalb hat er beschlossen, für heute abend zwanzig Gäste einzuladen!
    Kannst du dir so etwas vorstellen? Da bin ich im sechsten Monat, so müde, daß ich kaum aus dem Bett finde, und er glaubt, es würde mir Spaß machen, nette Kleinigkeiten für seine Freunde zuzubereiten. Er redet mir ein, daß ich mich langweile. Dabei ist er es, der sich langweilt. Ich wünschte wirklich, er würde Golf oder Tennis spielen oder irgend etwas anderes, das ihn an den Wochenenden von daheim forthält!«
    Oh, jetzt begriff ich! Irgendwie hatte Papa mit seinem sechsten Sinn gespürt, daß ich heute meine Gabe entdeckt hatte–das mußte der wirkliche Grund sein, warum er feiern wollte. Hundertmal oder öfter hatte er mir versprochen, an dem Tag, an dem meine Begabung ans Licht des Tages kommen würde, eine große Party zu geben. Also stimmte es. Ich hatte sie jetzt. Sonst hätte die Nadel auch nicht zweimal auf dieselbe Aktie gezeigt, da ich auch noch neun andere aufgeführt hatte. Ich fühlte mich so gut, daß ich am liebsten gejubelt hätte.
    »Wo sind Elsbeth und Vera?« fragte Mammi.
    Ich konnte ihr nicht von dem Streit erzählen, auch nicht, was Vera zu tun angedroht hatte. Mammis Mädchenname war ihr Heiligtum. Und wenn irgend jemand Vera mitgenommen hatte, dann konnte sie in diesem Augenblick bereits im Dorf sein und all unsere Geheimnisse herausschreien.
    Der Gedanke an Vera raubte mir meine Zuversicht, was meine Begabung anging. Mein Leben lang, so schien es mir, hatte Papa mir allen möglichen Unsinn eingeredet, hatte meinen Kopf mit Erzählungen über das Übernatürliche vollgestopft, an das er glaubte, aber meine Mutter nicht. Wenn er mir etwas erzählte, war ich überzeugt, daß alles der Wahrheit entsprach. Doch kaum hatte er das Haus verlassen, glaubte ich, daß es nicht stimmte.
    »Wo ist Elsbeth?« fragte Mammi.
    »Sie ist gestolpert und gefallen.«
    »Verdammt«, murmelte Mammi und stieß mir in die Seite, damit ich den Speck umdrehte. »Ein Haus voller Idioten, die entschlossen sind, aus dir und mir auch Idioten zu machen. Audrina, ich möchte nicht, daß du noch weiter in diesem Schaukelstuhl sitzt. Die einzige Gabe, die deine ältere Schwester besaß, war eine außergewöhnliche Liebe zu und Respekt vor deinem Vater, und das ist es, was ihm fehlt. Sie hat jedes Wort geglaubt, was er gesagt hat. Hat seine verrückten Ideen ernst genommen. Denk du selbst nach, laß dich nicht von ihm beherrschen. Nur halte dich dem Wald fern–diese Warnung nimm bitte sehr ernst.«
    »Aber, Mammi, Arden Lowe wohnt im Häuschen des Gärtners auf der anderen Seite. Er ist mein einziger Freund. Ich würde sterben wollen, wenn ich ihn nicht mehr sehen dürfte.«
    »Ich weiß, daß du dich einsam fühlst, so ohne Freunde in deinem Alter. Aber wenn das Baby erst da ist, hast du einen Freund. Und du kannst Arden hierher einladen. Dann laden wir auch seine Mutter zum Tee ein, und Tante Mercy Marie lassen wir nicht mehr auf dem Klavier sitzen.«
    Ich lief zu ihr, umarmte sie. Ich war so glücklich, daß ich hätte platzen können.
    »Du hast

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