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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ihn sehr gern, nicht wahr?«
    »Ja, Mammi. Er lügt niemals. Er bricht niemals ein Versprechen. Er hat auch keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen, so wie Papa. Wir reden über wirkliche Dinge, nicht über so etwas wie Papa. Er hat mir mal gesagt, er hätte irgendwo gelesen, daß ein Feigling viele Tode stirbt. Er sagt, er sei einmal vor lauter Schreck soentsetztgewesen,daßersichwieeinFeiglingbenommen hätte, und das kann er sich selbst niemals verzeihen. Mammi, er sieht so unglücklich aus bei diesen Worten.«
    Mitleid erfüllte ihre schönen Augen. »Sag Arden, daß es manchmal besser sei, davonzulaufen und am Leben zu bleiben, um an einem anderen Tag zu kämpfen. So etwas kommt nämlich häufig vor.«
    Ich wollte sie fragen, was sie damit meinte, aber sie hatte jetzt alles fertig, stellte es auf den Tisch. Und Papa war noch nicht daheim, meine Tante war oben, und Vera…Gott allein wußte, was Vera in diesem Augenblick trieb.
    »Deck den Tisch, Liebling, und schau nicht so besorgt drein. Ich finde, Arden ist ein Name, der sehr edel klingt, und er versucht, so gut er kann, diesem Namen Ehre zu machen. Du solltest einfach nur deinen Vater so sehr lieben, wie seine erste Tochter es getan hat. Dann wird er dich auch nicht mehr in diesen Stuhl zwingen.«
    »Mammi, wenn er heimkommt, werde ich ihm sagen, er soll die Party absagen.«
    »Das kannst du nicht tun. Er ist in die Stadt gefahren, um Essen und frische Blumen zu kaufen. Sobald seine Geschäftsbesprechung vorüber ist, wird er heimfahren. Weißt du, dein Vater hat niemals eine Party geben dürfen, als er noch ein Junge war, und jetzt benutzt er jede Gelegenheit, um das alles nachzuholen. Im Herzen bleiben Männer immer Kinder, Audrina, das darfst du nie vergessen. Wie alt sie auch werden, es gelingt ihnen immer, im Herzen ein Junge zu bleiben; sie wünschen sich immer, was sie sich früher gewünscht haben, und merken gar nicht, daß sie, als sie noch Jungs waren, sich nichts sehnlicher wünschten, als männlich zu sein. Das ist doch merkwürdig, nicht wahr? Als ich noch ein Mädchen war, wünschte ich mir immer, wir würden niemals Partiesgeben. Denn wenn wir welche gaben, mußte ich immer oben bleiben. Und dabei wäre ich so gern nach unten gekommen und hätte mitgefeiert. Ich habe mich versteckt und zugeschaut, und ich fühlte mich immer schrecklich unerwünscht. Erst als ich schon sechzehn war, tanzte ich in meinem eigenen Haus.«
    »Wo hast du getanzt?«
    »Wir haben die Teppiche aufgerollt und im neurömischen Salon oder im hinteren Wohnzimmer getanzt. Und manchmal habe ich mich auch durch ein Fenster davongeschlichen und mich mit einem Freund getroffen, der mich zum Tanzen ausgeführt hat. Meine Mutter hat die Hintertür unverschlossen gelassen, damit ich heimlich wieder ins Haus kommen konnte, und mein Vater hat es nie erfahren. Wenn meine Mutter mich dann gehört hat, ist sie in mein Zimmer gekommen und hat sich auf mein Bett gesetzt, damit ich ihr alles erzählen konnte. So wird es mit uns auch sein. Wenn du alt genug bist, um zum Tanzen zu gehen, werde ich dafür sorgen, daß du es tust.«
    Wenn meine Gabe mir nicht zu meiner Freiheit verhalf, dann vielleicht meine Mutter. »Hattest du viele Freunde, Mammi?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Nachdenklich starrte sie über meinen Kopf hinweg. »Ich habe mir immer geschworen, nicht zu heiraten, ehe ich dreißig bin. Ich wünschte mir meine musikalische Karriere mehr als einen Ehemann und Kinder–und sieh, wie alles gekommen ist.«
    »Das tut mir leid, Mammi.«
    Sie strich mir übers Haar. »Liebling, entschuldige. Da rede ich so viel, und du bekommst ein ganz schlechtes Gewissen. Dabei war ich es doch, die die Wahl getroffenhat. Ich habe mich in deinen Vater verliebt, und wenn man liebt, vergißt man darüber alles andere. Wenn dein Vater mich nicht geheiratet hätte, wäre ich wahrscheinlich an gebrochenem Herzen gestorben. Aber sei du vorsichtig, daß dir die Liebe nicht alles nimmt, was du für dich und deine Zukunft planst. Wenn dein Vater dir den Kopf auch mit dummen, albernen Ideen vollstopft: In einem Punkt hat er recht. Du bist etwas Besonderes. Du hast auch Talent, selbst wenn du noch nicht weißt, worin dein Talent liegt. Dein Vater ist ein guter Mann, der aber nicht immer das Richtige tut.«
    Ich starrte in ihr Gesicht empor, vollkommen verwirrt. Erst erzählte sie mir, daß Papa mir wirre Dinge einredete, und dann sagte sie, daß ausgerechnet seine verrückteste Idee wahr sein

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