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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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der einen Hand trug er eine große Aktentasche.
    »Diese Anzüge haben die Geschäftsleute in der City heutzutage wohl alle an«, sagte Paula. »Die sind schon fast eine Art Uniform. Der schwarze Anzug soll wohl zeigen, wie traurig man die allgemeine wirtschaftliche Lage einschätzt, während man mit der dicken Aktentasche die eigene Wichtigkeit hervorhebt. Früher mal hatten sie die tollsten Anzüge an, aber jetzt sieht man nichts als schwarz, schwarz, schwarz.«
    Beaurain deutete auf zwei große, mit Kohle beladene Lastkähne, die flussaufwärts fuhren.
    »Die beliefern das Kraftwerk, das uns die Frau mit dem Hund gezeigt hat«, sagte Paula. »Die Flut kommt gerade herein, aber ihren höchsten Punkt wird sie erst in zwei Tagen erreichen.«
    »Bei uns in Belgien haben wir keine so großen Lastkähne«, bemerkte Beaurain.
    »Von der Special Branch ist weit und breit nichts zu sehen«, sagte Paula. »Dieser Dummkopf Warner will sich anscheinend tatsächlich mit Tweed anlegen.«
    »Hogarth geht immer noch die Uferpromenade entlang«, sagte der Belgier mit einem Blick in den Rückspiegel. »Ich frage mich, wohin er wohl will.«
    »Marler wird das bestimmt herausfinden«, erwiderte Paula zuversichtlich.
    »Wissen Sie, wie wir von hier aus ins East End kommen? Ich würde mich gern in einer Kneipe umhören, die von ganz normalen Leuten besucht wird.«
    »Kein Problem. Ich lotse Sie hin.«
    Obwohl Paula Beaurain gern gefragt hätte, was ihm im Kopf herumging, hielt sie sich zurück. Schließlich wusste der Belgier immer genau, was er tat.
     
    Der Geschäftsmann, der in Wirklichkeit Marler war, ging immer noch hinter Hogarth her. Vor einer halben Stunde, als Hogarth in einem Pub ein Bier getrunken hatte, war Marler auf der Toilette in den knitterfreien schwarzen Anzug geschlüpft, den er in der Aktentasche mit sich geführt hatte. In diesem Outfit fiel er in der City nicht weiter auf und konnte Hogarth, der sein Bier zügig ausgetrunken hatte und dann wieder nach draußen gegangen war, unbemerkt folgen.
    Etwa auf der Mitte der Uferpromenade überquerte Hogarth die Straße und begab sich in ein Labyrinth von kleinen, leicht ansteigenden Seitengassen. Im Vergleich mit der hektisch belebten Uferpromenade war es hier geradezu ruhig, was Marler, der es gerade noch über die Straße geschafft hatte, bevor die Fußgängerampel auf Rot schaltete, nicht besonders gefiel. Je weniger Menschen auf der Straße waren, desto schwerer war es, eine Zielperson unbemerkt zu verfolgen.
    Wenigstens war es in den kleinen Straßen ziemlich dunkel, sodass Marler sich in den Schatten zwischen den spärlich verteilten Straßenlaternen verstecken konnte. Wahrscheinlich wollte Hogarth hinauf zur Strand, dachte er und nahm die Aktentasche in die linke Hand. Irgendetwas an dieser stillen Gegend gefiel ihm ganz und gar nicht. Er ging schneller und verringerte den Abstand zu Hogarth, wobei er mit seinen Gummisohlen so gut wie kein Geräusch machte. Als seine Zielperson gerade um eine Ecke verschwunden war, hörte Marler, wie hinter ihm ein Fahrzeug die steile Straße heraufkam. Sofort versteckte er sich in einem Hauseingang.
    Er brauchte nicht lange zu warten, dann fuhr in Schrittgeschwindigkeit ein Taxi an ihm vorbei, das, obwohl außer dem Fahrer niemand darin saß, sein Freizeichen nicht eingeschaltet hatte. In der Dunkelheit konnte Marler zwar nicht das Nummernschild entziffern, aber er war sich ziemlich sicher, dass er dasselbe Taxi zuvor in der Park Crescent schon einmal gesehen hatte.
    Der Fahrer, der seine Schirmmütze tief in die Stirn gezogen hatte, bog in die Straße ein, in der auch Hogarth verschwunden war. Marler rannte hinterher. Als er um die Ecke kam, sah er, wie das Taxi gerade neben Hogarth anhielt, der, offenbar erschöpft von dem steilen Anstieg, einen Augenblick lang durchschnaufte.
    Marler hob die Walther, die er in der rechten Hand hielt, und als er sah, dass der Taxifahrer mit einem Revolver auf Hogarth zielte, drückte er sofort ab. Ein Schuss genügte, und der Fahrer fiel wie ein nasser Sack nach vorn aufs Lenkrad. Hogarth, der noch nicht richtig begriffen hatte, was eigentlich los war, machte ein entsetztes Gesicht.
    »Sie schon wieder!«, rief er aus, als er Marler erkannte, der raschen Schrittes herbeigeeilt kam.
    »Halten Sie den Mund und setzen Sie sich hier auf die Stufen.« Marler deutete in einen Hauseingang.
    »Er wollte mich umbringen...«
    »Schnauze! Und setzen Sie sich endlich!«
    Marler steckte die Walther zurück

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