Das Netz
Saint Paul’s Cathedral vorbei. Auch da werden wir mit Sicherheit fündig werden.«
»Wahrscheinlich will Warner damit beweisen, dass er bei der Special Branch noch immer das Sagen hat«, bemerkte Paula.
Tweed antwortete nicht darauf. Der Stau vor ihnen löste sich auf, und der Verkehr kam wieder in Bewegung.
»Ich lotse Sie zur Kathedrale«, sagte Newman zu Beaurain.
»Vielen Dank, aber ich kenne den Weg. Schließlich habe ich mir vorhin den Stadtplan gut eingeprägt.«
Während sie an der Saint Paul’s Cathedral vorbeifuhren, zählte Tweed sechs Männer im Kamelhaarmantel. Drei ganz oben auf der Treppe, die sämtliche Besucher der Kathedrale mit scharfen Blicken musterten, und drei weitere, die auffällig unauffällig auf der Straße umhergingen.
»Und drinnen schwirrt bestimmt noch ein halbes Dutzend herum«, brummte er verärgert. »Von denen hätte er gut und gern welche an die Themse schicken können. Wahrscheinlich haben Sie Recht, Paula. Er will mir zeigen, dass ich in der Special Branch nichts zu sagen habe. Fahren Sie zurück in die Park Crescent, Jules. Mal sehen, welche Überraschungen dort auf uns warten.«
Kaum hatten sie das Gebäude betreten, kam auch schon George auf Tweed zu, um ihm zu erzählen, dass Martin Hogarth im Besucherzimmer auf ihn warte und überhaupt nicht begeistert sei, dass er die Tür hinter ihm abgeschlossen habe.
»Lassen Sie ihn einfach noch eine gewisse Weile schmoren«, sagte Tweed. »Wenn wir oben im Büro sind, können Sie ihn bringen. Er soll ruhig spüren, dass er äußerst ungelegen kommt...«
Tweed hatte sich gerade hinter seinen Schreibtisch gesetzt, als die Tür aufging und George den Besucher hereinführte.
Martin Hogarth hatte ein puterrotes Gesicht und funkelte alle Anwesenden wütend an, bevor er sich unaufgefordert in einen der Sessel vor Tweeds Schreibtisch fallen ließ.
»Ich will sofort wissen, wo Sie meinen Bruder gefangen halten!«
»Jetzt beruhigen Sie sich erst mal«, sagte Tweed und faltete die Hände.
»Sie haben ihn entführt!«, schrie Hogarth. »Ich zeige Sie an! Und ich beschwere mich beim Sicherheitsminister über Sie!«
»Das sei Ihnen unbenommen, aber hier sind Sie leider an der falschen Adresse. Das Ministerium ist in Whitehall. Aber ehrlich gesagt, ich glaube Ihnen nicht, dass Sie aus diesem Grund hierher gekommen sind. Da steckt doch bestimmt mehr dahinter, oder?«
»Wie... meinen Sie das?«, fragte Martin Hogarth sichtlich verunsichert.
»Ich will wissen, worum es Ihnen wirklich geht, Mr Hogarth«, sagte Tweed und beugte sich nach vorn. »Meinen Sie nicht, Sie sollten langsam die Karten auf den Tisch legen?«
»Was wollen Sie?« Auf einmal klang Hogarth ziemlich kleinlaut, und von seinem großspurigen Auftreten war nicht mehr viel übrig.
»Dass Sie mir die Wahrheit sagen. Es geht wie immer um Geld, nicht wahr?«
»Um Geld?«
»Um große Geldsummen aus Carpford, die erst ins Ausland transferiert und dann per Kurier wieder nach England zurückgebracht wurden.«
»Wovon reden Sie überhaupt?«
»Von tausenden von Pfund. So viel Geld, dass Sie es in Schweizer Franken umtauschen mussten. Bei uns gibt es an großen Scheinen ja nur Fünfzigpfundnoten, aber die Schweizer haben Tausendfrankenscheine, die lassen sich schon sehr viel besser transportieren. Und Pecksniff war der Verbindungsmann - er hat das Geld nachgezählt, das Sie ihm gebracht haben, nicht wahr?«
»Woher...?«
»Woher ich das weiß?«, vollendete Tweed die Frage für ihn. »Ich habe eben überall meine Leute, die sich umhören. Unter anderem auch hinsichtlich Ihres sauberen Mr Pecksniff.«
»Ich will sofort gehen«, protestierte Martin schwach.
Newman baute sich drohend vor Martin Hogarth auf und donnerte los: »Entweder Sie beantworten jetzt sofort Tweeds Fragen oder ich rufe Superintendent Buchanan an, damit er Sie auf der Stelle festnimmt. Und glauben Sie mir, in Scotland Yard herrschen andere Sitten als hier.«
»Sie waren Pecksniffs Kurier, der das Geld für ihn im Ausland abgeholt hat, nicht wahr?«, sagte Tweed. »Ist Ihnen eigentlich klar, dass Pecksniff im Auftrag der El Kaida gehandelt hat?«
»Aber das wusste ich doch nicht! Er hat es mir nie gesagt!«
Und damit saß Hogarth in der Falle: Er hatte zugegeben, dass er einen Mann namens Pecksniff kannte und mit ihm Geschäfte gemacht hatte. Wie schon so oft bewunderte Paula Tweeds raffinierte Verhörführung. Monica deutete hinter Martins Rücken auf den Besucher und formte mit den Lippen das
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