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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Möglicherweise befinden wir uns hier am Tatort eines Kapitalverbrechens.«
    »Das tun wir sogar mit Sicherheit«, entgegnete Paula. »Ich habe nach der Akte einer Firma namens New Age Development gesucht, sie aber nicht gefunden. Wer immer Mr Pecksniff umgebracht hat, war hinter dieser Akte her.«
    »Umgebracht?«, sagte Warden mürrisch. »Dafür haben Sie doch nicht den Hauch eines Beweises.«
    »Umgeworfene Möbel, ein durchsuchter Aktenschrank und ein Blutfleck auf dem Teppich sind mir Beweise genug.«
    »Was für ein Blutfleck?«
    »Sergeant Warden, hätten Sie jetzt vielleicht die Güte, das Vorzimmer zu untersuchen?«, sagte Buchanan in scharfem Ton. »Und schließen Sie bitte die Tür hinter sich.«
    Der Superintendent wartete, bis sein Assistent leise vor sich hin grummelnd gegangen war, bevor er sich von Tweed den braunen Fleck auf dem Teppich zeigen ließ.
    »Eindeutig geronnenes Blut«, sagte er, nachdem er eine winzige Stelle davon mit dem Finger überprüft hatte.
    »Was halten Sie von der Sache hier, Tweed?«, fragte er.
    »Ich glaube, dass der Stratege der ganzen Aktion eine potenzielle Schwachstelle nach der anderen aus dem Weg räumt. Pecksniff ist bereits die vierte Person, die spurlos verschwunden ist und möglicherweise ermordet wurde. Und das wiederum sagt mir, dass eine Entscheidung unmittelbar bevorsteht.«

26
    »Sie sollen sofort in die Downing Street zum Premierminister kommen«, sagte Howard, als Tweed an Monica vorbei ins Büro kam.
    »Wieso? Gibt es was Neues?«, fragte Tweed.
    »Das wird Ihnen der Premier gleich selbst sagen!«
    Howard war ein Engländer wie aus dem Bilderbuch: Der stattliche Mann um die fünfzig trug einen teuren blauen Maßanzug aus der Savile Row, eine weißes Hemd von Turnbull & Asserin in der Jermyn Street, dazu eine blaue Hermès-Krawatte und ein Paar maßgefertigter Schuhe. Howard, der sich wie gewohnt in einen der Sessel fallen ließ, hatte exakt geschnittenes braunes Haar, das an den Schläfen schon leicht ergraut war, und ein rosiges Gesicht mit blauen Augen, eine kräftige Nase und ein entschlossenes Kinn.
    Seine wichtigste Aufgabe bestand darin, den Kontakt zu den »Schreibtischtätern« in Whitehall zu halten. Wegen seiner jovialen Art war er dort ein gern gesehener Gast, weshalb ihn Paula hinter seinem Rücken bisweilen »den großen Anbiederer« nannte.
    »Was soll die Geheimniskrämerei?«, fragte Tweed, als Paula an ihm vorbei an ihren Schreibtisch ging und Monica dabei vielsagend anlächelte.
    Newman, der Howards elitäres Geschwafel nicht ausstehen konnte, kam als Letzter ins Büro. Er hockte sich, nachdem er dem Direktor des SIS kurz zugenickt hatte, auf die Kante von Paulas Schreibtisch.
    »Mein lieber Tweed, Sie wissen ja, wie sehr ich mit Ihrer Arbeit zufrieden bin...«, begann Howard mit einer weit ausholenden Geste seiner sorgfältig manikürten Hände. »Aber diese Geschichte nimmt langsam bedrohliche Formen an. Deshalb ersuche ich Sie dringend, unverzüglich beim Premier vorzusprechen. Er ist sich vollauf bewusst, wie ernst die Lage ist, und erwartet ungeduldig Ihren Besuch. Schenken Sie ihm reinen Wein ein.«
    Nachdem Tweed gegangen war, sagte Howard gedankenversunken: »Wurde auch Zeit, dass der Premier Nägel mit Köpfen macht!«
    »Was meinen Sie mit ›Nägel mit Köpfen machen‹?«, fragte Paula.
    »Das kann ich Ihnen im Moment nicht sagen, meine Liebe, aber eines können Sie mir glauben: Sobald Tweed zurück ist, werden in diesem Fall andere Saiten aufgezogen. Und jetzt gehen wir am besten alle wieder an unsere Arbeit. Wenn Sie mich brauchen, finden Sie mich oben in meinem Büro. Wer weiß, was heute noch alles passiert...«
    Als Tweed mit einem großen Umschlag unter dem Arm zurückkam, war Paula bereits nach Hause gefahren, um sich endlich einmal richtig auszuschlafen. Newman hatte darauf bestanden, sie nach Hause zu bringen. Nur Marler, Butler und Nield waren noch im Büro. Nachdem Tweed Monica seinen Regenmantel gegeben und sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, zog er ein mit dem Briefkopf des Premierministers versehenes Schreiben aus dem Umschlag.
    »Hier, lesen Sie!«, sagte er zu Marler und reichte ihm das Blatt.
    Marler verzog beim Lesen keine Miene. Nachdem er Tweed das Schreiben zurückgegeben hatte, steckte er sich eine Zigarette in den Mund.
    »Wurde auch Zeit!«, bemerkte er trocken.
    »Was steht denn drin?«, fragten die anderen wie im Chor.
    »Tweed hat die Weisungsbefugnis über alle Sicherheitsbehörden des

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