Das Netz
auffällt, dass ich nicht da bin.« Im Hinausgehen zwinkerte sie Paula zu. »Wir müssen bald mal wieder zusammen ausgehen, Paula.«
»Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich Zeit habe«, antwortete Paula mit einem Lächeln.
Dann war Eva auch schon wieder verschwunden. Als sie kurze Zeit später hörten, wie unten ein Motorrad startete, blickte Monica aus dem Fenster. Sie sah, wie Eva das Gas voll aufdrehte und sich in gewagter Schräglage in die Kurve legte. »Ganz schön schnittig«, murmelte sie bewundernd.
»Bob, können wir jetzt gehen?«, sagte Tweed und zog seinen Regenmantel an.
»Ich komme auch mit, haben Sie das schon vergessen?«, sagte Paula mit fester Stimme.
»Paula, ich...«, begann Tweed, verstummte aber, als er Paulas entschlossenes Gesicht sah.
Newman, den die kleinen Machtkämpfe zwischen den beiden immer wieder erheiterten, schmunzelte amüsiert. Er wusste schon, was nun kommen würde.
»Meinetwegen«, brummte Tweed. »Aber machen Sie schnell, wir haben nicht ewig Zeit.«
Später, als sie im Auto saßen und Newman im Rückspiegel beobachtete, wie Tweed schmollend neben Paula auf der Rückbank saß, hätte er am liebsten laut losgelacht.
In Belgravia blieb Newman im Auto sitzen, während Tweed und Paula mit dem Aufzug hinauf zu Warners Wohnung fuhren. Mrs Carson, der grimmige Hausdrachen, öffnete ihnen die Tür und baute sich mit verschränkten Armen vor ihnen auf. Hinter ihr kam Eva, die jetzt hochhackige Schuhe trug, den Gang entlang.
»Was wünschen Sie?«, fragte Mrs Carson.
»Wir möchten den Minister sprechen.«
»Haben Sie einen Termin bei ihm?«
»Ich bringe die Herrschaften zum Minister«, sagte Eva. »Und Sie gehen am besten zurück in die Küche - nicht, dass Ihnen noch was überkocht.«
Mrs Carson stampfte davon und warf die Tür hinter sich lautstark ins Schloss. Eva verdrehte die Augen und führte die beiden Gäste vor die Tür von Warners Arbeitszimmer.
»Wer zum Teufel ist da?«, blaffte Warner, nachdem Eva geklopft hatte.
»Sie haben Besuch«, antwortete Eva und öffnete die Tür.
Der Schreibtisch, hinter dem Warner saß, stand leicht erhöht auf einer Art Podest. Als der Minister sah, wer hereingekommen war, blickte er von dem Blatt Papier auf, das er zuvor intensiv angestarrt hatte. Es handelte sich um nichts anderes als das Bevollmächtigungsschreiben des Premierministers für Tweed.
»Dass Sie es überhaupt noch wagen, hier aufzukreuzen!«, polterte Warner los und rückte den Zwicker auf seiner Nase zurecht.
Ohne ein Wort zu erwidern, nahm Tweed auf einem der Stühle vor dem Schreibtisch Platz und winkte Paula zu sich.
»Sicher haben Sie nichts dagegen, dass meine persönliche Assistentin bei unserer Unterredung anwesend ist«, sagte Tweed in neutralem Ton.
Der Minister blickte von seinem Podest aus herablassend auf seine ungebetenen Besucher hinunter.
»Es ist mir bekannt, dass Sie sich nirgendwo allein hintrauen«, sagte er verächtlich.
Paula ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten wäre sie diesem Warner an die Gurgel gesprungen.
»Aber was Sie können, kann ich schon lange«, fuhr Warner mit einem süffisanten Grinsen fort. »Eva, kommen Sie doch bitte her und setzen Sie sich zu uns. Ich kann mich übrigens noch gut an die Zeiten erinnern, als die einzigen Frauen im Staatsdienst Bürokräfte oder Sekretärinnen waren. Damals lief alles noch wie am Schnürchen.«
Eva zog sich einen Stuhl heran, setzte sich neben Paula und faltete die Hände im Schoß.
»Aus Whitehall ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie nicht allzu glücklich mit dem Erlass des Premierministers sein sollen«, bemerkte Tweed.
Eva war erleichtert, dass Tweed die wahre Quelle seiner Informationen nicht preisgab. Warner stand auf und funkelte Tweed von oben herab wütend an. Dann nahm er das Schreiben des Premierministers in die Hand und wedelte damit vor Tweeds Gesicht herum.
»Dieser Wisch ist die reinste Farce!«, krächzte er. »Soviel ich weiß, haben ihn die Leiter aller Sicherheitseinrichtungen im Land bis hin zum Verteidigungsminister erhalten.« Seine Stimme wurde immer lauter, und schließlich brüllte er vor Wut. »Aber wenn Sie jetzt glauben, dass ich mir von Ihnen etwas sagen lasse, dann sind Sie gewaltig auf dem Holzweg! So etwas Lächerliches ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen! Schließlich bin ich der Minister, der für die Sicherheit in unserem Land verantwortlich ist! Mir jemanden wie Sie vor die Nase zu setzen, ist einfach ungeheuerlich!« Er
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