Das Netz
Landes übertragen bekommen«, sagte Marler mit ernster Stimme. »Dazu gehört neben der Special Branch sowie sämtlichen Polizeikräften auch das Sicherheitsministerium. Der Premier gibt ihm völlig freie Hand.«
»Donnerwetter!«, entfuhr es Monica. »Jetzt hat also Tweed das Sagen!«
»Der Premier hat eine Heidenangst vor einem Terroranschlag auf London«, erklärte Tweed mit ruhiger Stimme. »Auf mein Anraten hin hat mir der Premier auch den Special Air Service unterstellt, immerhin die beste Antiterroreinheit des Landes. Monica, verbinden Sie mich doch bitte mit dem Kommandeur des SAS!«
Gerade als Monica den Hörer abnehmen und beim SAS anrufen wollte, klingelte das Telefon. Die anderen horchten auf, als sie hörten, wie Monica wiederholt nach dem Namen des Anrufers fragte, ihn aber allem Anschein nach nicht in Erfahrung bringen konnte.
»Was ist denn los?«, fragte Tweed.
»Da ist jemand mit einer ganz seltsamen Stimme am Apparat. Hört sich nach East End an, würde ich sagen. Er behauptet, dass er wichtige Informationen hat, aber nur mit Ihnen persönlich reden will, Tweed.«
»Geben Sie ihn mir... Hallo, hier Tweed am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
»Meister, ich will Ihnen mal was sagen...« Die Stimme am anderen Ende klang, als würde jemand durch ein Taschentuch sprechen.
»Um was handelt es sich denn?«
»Ich weiß, wer hinter dieser El Kaida steckt, Meister. Interessiert Sie das?«
»Ja, sicher.«
»Der Knabe heißt Abdullah. Er hat die Killer angeheuert!«
»Und wo finde ich diesen Abdullah?«
»Keine Ahnung. Das war’s dann, Meister. Übrigens kennen wir uns. Aber jetzt muss ich die Fliege machen...«
»Warten Sie!«
Die Leitung war tot. Tweed erzählte den anderen, was derjenige mit der Stimme, die er nicht eindeutig als männlich oder weiblich hatte einordnen können, gesagt hatte.
»Das ist unter Garantie wieder so ein Täuschungsmanöver!«, sagte Marler geringschätzig. »Bei den Arabern heißt doch jeder Zweite Abdullah!«
»Der Anrufer hat gesagt, dass ich ihn kenne«, sagte Tweed nachdenklich. »Ich komme allerdings nicht drauf, wer er sein könnte. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er wusste, wovon er sprach. Und warum kommt der Anruf ausgerechnet jetzt, wo allen Sicherheitseinrichtungen des Landes per Kurier mitgeteilt wurde, dass sie ab sofort meinem Oberbefehl unterstehen?«
»Ich sehe da keinen Zusammenhang«, meinte Marler.
Die Tür ging auf, und Paula kam, gefolgt von Newman, herein. Newman machte sofort eine abwehrende Handbewegung.
»Ich kann nichts dafür«, sagte er. »Sie hat bei sich zu Hause nur kurz eine Dusche genommen, und dann wollte sie sofort wieder ins Büro.«
Paula, die jetzt einen schwarzen Hosenanzug trug, setzte sich auf ihren Schreibtisch und ließ lässig die Beine baumeln. »Ich bin in Topform«, sagte sie frohgemut. »Gibt es was Neues?«
Tweed ging zu ihr hinüber und reichte ihr das Schreiben, das er vom Premierminister bekommen hatte. Sie las es zweimal aufmerksam durch, bevor sie es mit ernster Miene zurückgab.
»Das kam ja gerade noch rechtzeitig«, sagte sie schließlich.
»Hoffen wir’s.«
Paula bemerkte eine Spur von Gereiztheit in Tweeds Stimme, etwas, was er nur dann an den Tag legte, wenn er unter enormer Anspannung stand.
»Ich muss Sie wohl nicht eigens daran erinnern, dass uns immer noch die drei wichtigsten Puzzleteile fehlen«, fuhr Tweed fort. »Erstens: Wo soll der Anschlag stattfinden? Zweitens: Wer ist der Kopf hinter dem Ganzen? Drittens: Wann soll der Anschlag verübt werden? Wenn ich diese Informationen nicht binnen vierundzwanzig Stunden auf dem Tisch habe, sieht es zappenduster aus.«
Plötzlich wurde es still im Raum, weil sich alle auf einmal der enormen Verantwortung bewusst wurden, die auf ihnen lastete.
Tweed hob den Hörer seines Telefons ab und wählte die Geheimnummer des Sicherheitsministers. Er musste eine Weile warten, bis ein hörbar gereizter Palfry abhob. »Tweed am Apparat. Ich möchte mit dem Sicherheitsminister sprechen.«
»Der ist nicht hier.«
»Wo kann ich ihn erreichen?«
»Das ist eine streng geheime Information, die ich Ihnen nicht geben darf...«
»Haben Sie denn noch nicht das Schreiben vom Premierminister erhalten?«
»Doch. Auch der Minister hat es gelesen...«
»Dann sagen Sie mir jetzt gefälligst, wo ich ihn finden kann, oder Sie sind gefeuert.«
»Ich glaube, er ist in seiner Wohnung in Belgravia.«
»Was soll das heißen? Glauben Sie es oder wissen Sie
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