Das Netz
gerade eine ihrer seltenen fünf Minuten langen »Pausen« und las Zeitung.
»Was es nicht alles gibt«, sagte sie zu Tweed und deutete auf die Zeitung. »Da sind doch tatsächlich sechs Milchtanklaster, die unterschiedliche Großmolkereien beliefern, an ein und demselben Tag spurlos verschwunden. Ist das nicht wirklich seltsam? Wieso klaut jemand bloß sechs Milchlaster?«
»Zeigen Sie her«, sagte Tweed barsch. Monica reichte ihm die Zeitung. »Die Tanklaster stammen aus drei verschiedenen Depots in den Midlands. Ich hoffe nur, dass ihre Fahrer noch am Leben sind.«
»Wieso sagen Sie das?«, fragte Monica.
»Solche Laster haben ziemlich große Tanks«, sagte Tweed und starrte nachdenklich ins Leere. »Was könnte man in ihnen außer Milch sonst noch transportieren? Irgendeine Flüssigkeit? Oder hat jemand etwas in der Milch versenkt, damit es im Fall einer Kontrolle nicht gefunden wird? Als die Tanklaster verschwanden, waren sie in den frühen Morgenstunden in Richtung Süden unterwegs...«
»So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Ich habe die Laster nur erwähnt, weil ich ihr Verschwinden irgendwie kurios fand.«
»Kurios ist nicht das richtige Wort. Ich finde es eher beunruhigend und werde gleich mal Buchanan darauf aufmerksam machen. Wir haben drei verschwundene Menschen und nun erfahren wir von sechs verschwundenen Milchlastern. Es könnte durchaus sein, dass da ein Zusammenhang besteht.«
Eine Stunde später hatte Paula auch den Rest ihres Berichts fertig gestellt. Nachdem Tweed ihn aufmerksam gelesen hatte, lehnte er sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Sie haben Schreckliches durchgemacht, Paula, aber vielleicht ist es Ihnen ein gewisser Trost, dass die Informationen, die Sie mir gerade gegeben haben, einfach unbezahlbar sind. Mir ist jetzt vieles klarer geworden. Allerdings weiß ich noch immer nicht, was das Ziel des geplanten Anschlags sein wird. Wie wollen die Terroristen London angreifen? Und wer hat den Plan ersonnen? Auf all diese Fragen muss ich so rasch wie möglich Antworten finden. Hoffentlich ist es dafür nicht schon zu spät.«
»Vielleicht sollten wir noch einmal jemanden genauer befragen. Aber wen?«
»Ich weiß, wen«, sagte Tweed und sprang auf.
In diesem Augenblick kam Newman zur Tür herein. Er ging schnurstracks hinüber zu Paula und umarmte sie. Dann drehte er sich um und sah, dass Tweed seinen Regenmantel anzog. »Was haben Sie denn vor?«, fragte er.
»Ich will Mr Pecksniff noch einmal einen Besuch abstatten«, antwortete Tweed. »Ich bin davon überzeugt, dass der saubere Anwalt uns längst noch nicht alles erzählt hat, was er weiß.«
»Dann begleite ich Sie. Ich lasse Sie auf keinen Fall allein fahren.«
»Ich komme auch mit«, sagte Paula. »Schließlich bin ich mit meinen Berichten jetzt fertig.«
»Nein, Sie müssen sich ausruhen«, sagte Tweed und ging zur Tür.
»Ich will aber mit!«, rief Paula trotzig und zog sich ihre Windjacke an. »Außerdem bin ich nicht müde.«
»Was hat eigentlich Roy Buchanan gesagt, als Sie ihn vorhin wegen der verschwundenen Milchlaster angerufen haben?«, fragte Monica. »Wahrscheinlich fand er die Sache nicht der Rede wert.«
»Im Gegenteil. Er hat eine landesweite Fahndung nach den Lastern in die Wege geleitet. Aber jetzt müssen wir wirklich los.«
Auf der Fahrt durch den dichten Verkehr wollte Paula von Tweed wissen, wie er es geschafft hatte, mitten in der Nacht die ganze Mannschaft nach Carpford zu beordern. Tweed, der neben Newman auf dem Beifahrersitz saß, lächelte grimmig.
»Als ich von meinem Essen mit Eva Brand zurückkam und Monica mir erzählte, dass Sie allein nach Carpford gefahren sind, habe ich sofort Großalarm geschlagen und Bob, Marler, Nield und Butler auf ihren Mobiltelefonen angerufen. Außerdem habe ich Buchanan verständigt, der sich daraufhin sofort auf den Weg in die Downs gemacht hat. In Carpford habe ich dann die Bewohner einen nach dem anderen aus dem Bett geklingelt. Das hat ihnen natürlich nicht gefallen, aber als sie sahen, in welcher Stimmung ich war, haben sie mir alles gesagt, was ich wissen wollte. Auf diese Weise konnte ich genau nachvollziehen, was Sie dort oben gemacht haben. Das Problem war nur, dass ich erst um Mitternacht von meinem Essen mit Eva zurückgekommen bin und Sie zu dieser Zeit schon längst in der Hand Ihrer Entführer waren.«
»Wie war es denn mit Eva?«, fragte Paula.
»Ganz nett. Ich hatte allerdings
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