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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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irgendwie den Eindruck, als wollte sie mich mit ihrem Charme betören. Jedenfalls hat sie ein Kleid mit einem tief ausgeschnittenen Dekolletee getragen und mir ständig Wein nachgeschenkt. Und irgendwann hat sie dann versucht, mir bestimmte Informationen zu entlocken, die ich ihr natürlich nicht gegeben habe. Aber sie hat dabei wirklich alle Register gezogen, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Haben Sie denn wenigstens etwas aus ihr herausbekommen können?«
    »Nicht viel. Nur dass der tödliche Autounfall ihrer Mutter fünf Jahre zurückliegt und dass sie keine weiteren Verwandten hat. Über ihren Vater wollte sie nicht sprechen. Ehrlich gesagt, die Frau ist mir nach wie vor ein Rätsel, ebenso wie die fehlenden zwei Jahre in ihrer Biographie, für die Monica noch immer keine Belege hat finden können. Eva hat mir außerdem noch erzählt, dass sie Mrs Warner schon seit längerem kennt und immer gut mit ihr ausgekommen ist. Sie hat sie mir als eine Frau beschrieben, die weiß, was sie tut. Über Peregrine Palfry sagt sie, dass er nichts weiter als der subalterne Befehlsempfänger des Ministers ist, allerdings teile ich diese Meinung nicht ganz. Außerdem hält sie Drew Franklin für den intelligentesten Menschen in ganz Carpford.«
    »Klingt nicht gerade so, als hätten Sie von Eva viel Neues erfahren.«
    »Die Frau ist gerissen wie ein Fuchs.«
    »Vielleicht sollte ich noch einmal mit ihr reden«, sagte Paula.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Sie bei ihr mehr Erfolg haben als ich?«, sagte Tweed mit einem skeptischen Lächeln.
    »Warum nicht? Manchmal bringt ein Gespräch von Frau zu Frau mehr, als man denkt.«
    Niemand sagte mehr etwas, bis sie vor Pecksniffs Kanzlei anlangten. Newman schlug vor, den Wagen in einer Seitenstraße abzustellen.
    »Eigentlich sollte Butler die Kanzlei rund um die Uhr observieren, aber dann hat Tweed ihn gegen eins nach Carpford beordert«, sagte Newman an Paula gewandt. »Er hat mir erzählt, dass in Pecksniffs Büro die ganze Zeit über Licht brannte. Offenbar ist der Mann eine richtige Nachteule. Laut Butler hat er jedenfalls den ganzen Abend über keinen Besuch bekommen...«
    Nachdem Newman einen Parkplatz für den Wagen gefunden hatte, gingen sie gemeinsam durch die stille, menschenleere Straße mit ihren heruntergekommenen Gebäuden zur Kanzlei. Durch die Milchglasscheibe der Tür war kein Anzeichen von Bewegung zu sehen. Als Newman klingeln wollte, bemerkte er, dass die Tür einen Spalt weit offen stand. Tweed signalisierte ihm durch ein Kopfnicken, sie vorsichtig zu öffnen. Newman rief Pecksniffs Namen in die Kanzlei hinein, aber niemand antwortete.
    »Gehen wir hinein«, sagte Tweed ernst.
    Newman zog seine Smith & Wesson und betrat, gefolgt von Tweed und Paula, das schäbige Büro, in dem eine unheimliche Stille herrschte. Paula musste sich auf die Beretta verlassen, weil man ihr in Carpford die Umhängetasche mit der Browning abgenommen hatte.
    Im Vorzimmer war niemand. Newman stieß mit dem Fuß die Tür zum Büro des Anwalts auf und preschte mit der Waffe im Anschlag hinein. Auch hier war niemand, aber der Stuhl, auf dem Pecksniff bei Tweeds erstem Besuch gesessen hatte, lag umgestürzt hinter dem Schreibtisch. Daneben entdeckte Paula einen großen, dunkelbraunen Fleck auf dem Teppich. Blut. Die Tür des Aktenschranks an der Wand stand offen, und auf dem Boden lagen mehrere Aktenhefter, deren Inhalt jemand herausgerissen und im Büro verstreut hatte
    »Jetzt ist auch noch Pecksniff verschwunden«, sagte Tweed düster.
    Paula trat an den Schrank, wo eine Schublade mit einer Hängeregistratur herausgezogen war. Sie zog sich Latexhandschuhe an und ging die darin hängenden Akten durch. »Der Buchstabe N fehlt«, sagte sie. »N wie New Age Development.« Auch unter den Papieren auf dem Boden war nichts zu finden, was auf diesen Namen lautete.
    »Jemand hat die Akte von New Age Development mitgenommen«, sagte Paula zu Tweed.
    »Bob, rufen Sie Buchanan an und sagen Sie ihm, dass er sofort hierher kommen soll. Ich befürchte, wir haben Hinweise auf einen vierten Mord.«
     
    Eine halbe Stunde später trat Buchanan ein, begleitet von seinem undurchschaubaren Assistenten Sergeant Warden.
    »Was will denn Häuptling Holzgesicht hier?«, flüsterte Paula Newman zu, der den Scherz mit einem breiten Grinsen quittierte.
    »Das habe ich gehört, Miss Grey«, raunzte Warden indigniert. »Und überhaupt, wieso haben Sie Latexhandschuhe an? Sie haben doch hoffentlich nichts angefasst.

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