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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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kennenzulernen», sagte Anna und streckte ihm die Hand hin. Ihr fiel auf, dass Ascaris Blick bereits zu ihren Brüsten gewandert war, und sie verschob ihre Schultertasche ein wenig, um ihm zumindest teilweise die Sicht zu versperren.
    «Mr.   Farduz sagt, Sie interessieren sich für Iran», sagte Ascari und nahm, immer noch kopfwackelnd, auf der Sitzbank neben Anna Platz.
    «Ja», erwiderte sie. «Sehr sogar. Wir vertreten verschiedene größere Kunden mit geschäftlichem Interesse am Nahen Osten. Außerdem möchten wir angesichts der explodierenden Ölpreise und der damit verbundenen Neuorientierung neue Geschäftswege und innovative wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten erschließen.»
    «Hmm.» Ascari zog seine Gebetskette hervor. Er schien ihr gar nicht zuzuhören.
    «Kredite vermitteln wir auch», fuhr Anna fort. «Wir haben einige Handelsbanken unter unseren Kunden.»
    «Wie nett», sagte Ascari. «Mr.   Farduz hat nicht erwähnt, dass Sie so hübsch sind.»
    «Vielen Dank», sagte Anna höflich.
    Ascari wandte sich an SDFIBBER und fing an, Farsi mit ihm zu reden. Anna gab sich Mühe, dem Gespräch zu folgen, und was sie hörte, brachte sie dann doch in Rage.
    «Was für ein Hintern!», sagte Ascari.
    «Und diese langen Beine», bestätigte SDFIBBER.
    Anna biss sich auf die Lippen.
    «Schöne Titten hat sie», fuhr Ascari fort. «Nicht groß, aber schön.»
    So, das reicht, dachte Anna. Sie räusperte sich und sagte langsam auf Farsi:
    «Pardon, meine Herren, aber Sie sollten ein wenig aufpassen, was Sie sagen. Sie wollen doch sicher keine Dame beleidigen.»
    Das rief wortreiche Entschuldigungen hervor, vor allem seitens SDFIBBER, der wohl befürchtete, dass ihm die Bezüge gekürzt würden. Der Kellner kam, und Ascari bestellte, seinem Mullah-Bart zum Trotz, einen Gin Tonic. SDFIBBER gab sich alle Mühe, charmant zu sein, und gab die neuesten Klatschgeschichten über die Familie des Schah zum Besten. Kaiserin Farah gefiel es offenbar überhaupt nicht im marokkanischen Exil. Sie wollte weiter, in die USA. Und dann die Schwester des Schah, diese Hure! Sie hielt in Paris Hof, vergnügte sich mit jungen Emporkömmlingen und warf das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster. Er füllte fast eine halbe Stunde mit diesem belanglosen Geplauder, und Ascari starrte währenddessen Anna an und spielte mit seinen Gebetsperlen.
    Schließlich warf SDFIBBER einen Blick auf die Uhr.
    «Wie ärgerlich!», rief er. «Es tut mir leid, aber ich muss los.»
    «Nein», sagte Anna mit fester Stimme. «Sie sollten noch bleiben.»
    «Tut mir schrecklich leid», sagte SDFIBBER. «Ich muss wirklich gehen, ich habe noch einen wichtigen Termin. Aber ihr zweikönnt doch noch bleiben und euch ein wenig unterhalten. Über den Iran.»
    «Können Sie den Termin nicht verschieben?»
    «Das ist leider unmöglich.»
    «Dann sollte ich wohl besser auch gehen.» Anna sah ihrerseits auf die Uhr und überlegte, was in einer solchen Situation wohl das adäquate Verhalten war. Was würde eine Investmentbankerin tun, die an Geschäftsbeziehungen mit dem Iran interessiert war? Sie würde natürlich bleiben. Aber was tat diese Investmentbankerin, wenn der Kunde ihr die ganze Zeit auf die Brüste starrte? Sie stand auf.
    «Aber bleiben Sie doch noch», sagte SDFIBBER.
    «Ja, bitte bleiben Sie», sagte Ascari. «Ich habe viel zu erzählen. Über Iran.» Er machte ein ernstes Gesicht dabei und wackelte auch nicht mit dem Kopf.
    Zögernd setzte sich Anna wieder.
    «Fein!», rief SDFIBBER. «Dann plaudert mal schön weiter. Wiedersehen!» Er gab Anna die Hand, küsste Ascari drei Mal auf die Wangen und ging zur Tür. Anna sah ihm nach und nahm sich vor, SDFIBBER das Leben in Zukunft möglichst schwerzumachen.
    Als sie allein waren, wandte sich Ascari mit großem Ernst Anna zu. Seine Stimme hatte den typischen nasalen Unterton, mit dem Iraner Fremdsprachen sprechen.
    «Sind Sie bei der CIA, Lady?»
    Anna setzte sich aufrechter hin. Jetzt hieß es vorsichtig sein. Ganz natürlich bleiben.
    «Nein», sagte sie. «Ich sagte Ihnen doch, ich bin Investmentbankerin. Wir sind sehr an Geschäftsbeziehungen mit dem Iran interessiert.»
    «Sie sind also nicht bei der CIA?»
    «Nein.» Inzwischen hatte sie sich wieder so weit gefangen, um ein kleines Lachen hinzuzufügen. «Was bringt Sie denn auf diese absurde Idee?»
    «Sie sind nicht bei der CIA.» Diesmal wiederholte er es als Feststellung.
    «Nein», wiederholte Anna.
    «Das ist für mich eine große

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