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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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die er Ihnen gegeben hat, im Hauptquartier und in Teheran ankommen.»
    «Und dann?»
    «Keine Ahnung. Glauben Sie denn, Sie können mit ihm arbeiten?»
    Anna dachte einen Augenblick nach. Ob sie wirklich mit diesem widerlichen Kerl arbeiten konnte? Nicht, wenn er sie weiterhin betatschte. Sie würde für mehr Distanz sorgen und ihm dieses lüsterne Gehabe ein für alle Mal austreiben müssen. Die Alternative war zuzugeben, dass sie gleich bei ihrem ersten Einsatz versagt hatte.
    «Sicher», antwortete sie. «Natürlich kann ich mit ihm arbeiten.»
    «Gut», sagte Howard. «Ich denke nämlich, wir sollten uns um ein weiteres Treffen bemühen.»
    «Prima!», sagte Anna. Dann setzte sie hinzu: «Übrigens   … Ich bin mir nicht ganz sicher, ob SDFIBBER das Geld wert ist, das wir in ihn investieren.»
    «Ach nein? Wie kommen Sie denn darauf?»
    «Weil er sich heute sehr unprofessionell verhalten hat. Er hat sich schon nach einer halben Stunde verabschiedet und damit fast meine Tarnung auffliegen lassen. Das war nicht sehr gelungen.»
    «Danke für den Hinweis», sagte Howard. «Ich nehme es in seine Akte auf.»
     
    Ali Ascaris Informationen erwiesen sich als erstaunlich zutreffend. Eine kurze Überprüfung im Teheraner Stützpunkt genügte, um Hussein Madaressi als iranischen Geschäftsmann zu identifizieren, der in Stuttgart lebte und Gelder für Khomeini beschafft hatte, als dieser noch im Exil war. Das Hauptquartier setzte sich mit dem CI A-Bürochef in Stuttgart in Verbindung, dessen Leute vor Ort schon bald zu berichten wussten, dass ein Iraner namens Madaressi sich im vergangenen Monat tatsächlich mit einem bekannten europäischen Waffenhändler getroffen habe. Was die bärtigen Khomeini-Agenten betraf, die in die europäischen Botschaften einfallen sollten, konnte Teheran allerdings nichts bestätigen. Immerhin hatte aber erst in der Woche zuvor ein Informant berichtet, die Mullahs seien möglicherweise dabei, eine Art Schattengeheimdienst aufzubauen.
    «Die in der Zentrale glauben, Ihr Mann hat Potenzial», sagte Howard ein paar Tage später augenzwinkernd zu Anna. «Sie brauchen allerdings noch mehr Informationen, um ihn richtig einschätzen zu können.»
    «Wollen sie einen APB?», fragte Anna. Howard und Dennis waren ganz vernarrt in Abkürzungen wie diese für den «ausführlichen Personalbericht» über den potenziellen Agenten.
    «Immer mit der Ruhe», bremste Howard. «Davon sind wir noch meilenweit entfernt. Und wir wollen Sie ja auch nicht jetzt schon enttarnen.»
    «Was wollen Sie denn über ihn haben?»
    «Grundlegende Informationen. Geburtsdatum, Geburtsort, womit er sein Geld verdient, für wen er bisher gearbeitet hat. Und was sonst noch so in seinem Pass steht.»
    «Wird er das nicht seltsam finden, wenn ihn eine Investmentbankerin nach seinem Geburtstag fragt?»
    «Sagen Sie ihm einfach, Ihre Freunde von der Botschaft wollen mehr über ihn wissen. Sagen Sie ihm, die Hinweise, die er Ihnen beim ersten Treffen gegeben hat, hätten Ihre Freunde sehr interessiert, aber sie brauchten weitere Informationen, um ihn richtig einschätzen zu können.»
    «Wo soll ich mich denn mit ihm treffen? In einem sicheren Haus?»
    «Lieber Himmel, nein. Wie soll eine Investmentbankerin denn bitte schön an ein sicheres Haus kommen? Gehen Sie einfach in irgendein Restaurant. Rufen Sie ihn an und verabreden Sie sich mit ihm.»
    «Dann kommt er aber möglicherweise auf falsche Gedanken.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Er könnte glauben, das ist eine Art Rendezvous. Sie wissen schon, ein Mann und eine Frau, Romantik und so weiter.»
    «Na und? Soll er doch denken, was er will. Das macht ja nichts, solange Sie die Fäden in der Hand behalten.»
    «Ja, sicher.» Anna nickte ergeben und fühlte sich dabei, als würde sie zur Schlachtbank geführt.
    Offenbar sah man ihr die Beklommenheit so sehr an, dass es nicht einmal Howard entging. Er zögerte einen Moment und kratzte sich am Kopf. «Wie ist denn das Verhältnis zwischen Ihnen?»
    «Ich weiß nicht, was Sie meinen.»
    «Kommen Sie klar miteinander? Mag er Sie? Mögen Sie ihn? Sie wissen schon.»
    «Es geht so. Ich glaube, er will mich irgendwie manipulieren. Ich muss wohl einfach etwas härter durchgreifen. Wenn Männeraus dem Nahen Osten mit einer Amerikanerin zu tun haben, sehen sie oft nur eine Möse. Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise.»
    Howard musste lachen. Er mochte solche Obszönitäten. Vielleicht war diese Anna ja doch ganz in Ordnung.
    Noch am selben

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