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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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wiederholte Anna, um sich den Namen einzuprägen.
    «Sie haben schöne Augen», sagte Ascari.
    Anna ignorierte die Bemerkung. «Was soll ich meinen Freunden bei der Botschaft sonst noch sagen?»
    «Das ist genug. Glauben Sie etwa, ich mache das umsonst? Sagen Sie den Leuten, was ich Ihnen erzählt habe. Ich weiß noch viel mehr. Viel zu viel. Große Dinge. Das war nur Gratisprobe. Wenn sie reden wollen mit mir, müssen sie Kontakt aufnehmen.»
    «Und wo können sie Sie erreichen?»
    «Kommen Sie mit. Ich zeige Ihnen, wo ich wohne.» Er griff nach ihrer Hand, um sie auf die Füße zu ziehen.
    «Geben Sie mir einfach nur die Anschrift», sagte Anna. «Und die Telefonnummer.»
    Ascari schrieb alles auf einen Zettel, und Anna rief sich ihre Tarnung in Erinnerung. «Wie sieht es denn nun mit der iranischen Wirtschaft aus?», fragte sie ihn eindringlich, während er schrieb. «Haben Sie Informationen, die meiner Bank weiterhelfen könnten?»
    «Ich weiß nichts von Wirtschaft.» Ascari setzte wieder seine gelangweilte Miene auf.
    «Was glauben Sie, wie viele Großprojekte des Schah wird die neue Regierung noch umsetzen?»
    «Ich weiß nichts von Wirtschaft», wiederholte der Iraner und richtete den Blick wieder auf Annas Brüste.
    «Und was ist mit dem Öl? Wie weit werden die Preise noch steigen?»
    «He, Lady! Sie sprechen mit falsche Mann. Woher soll Ali Ascari wissen, was mit Ölpreisen passiert?»
    «Für meine Bank ist das aber sehr wichtig.»
    «Hmm.» Ascari streckte erneut die Hand aus und streichelte Annas Knie. «Ich weiß nichts. Aber vielleicht kann ich für Sie herausfinden.»
    Diesmal schlug Anna ihm auf die Finger und stand auf. «Das reicht», sagte sie. «Ich muss jetzt gehen. Bedienung!»
    «Ich zahle», sagte der Iraner.
    «Bedienung!»
    «Psst», machte Ascari. «Ich sage doch, ich zahle.»
    «Von mir aus», sagte Anna. Sie wollte jetzt nur noch weg von ihm. «Vielen Dank.»
    «Ihre Freunde rufen mich an, ja?»
    «Auf Wiedersehen», sagte Anna. Sie gab ihm nicht einmal mehr die Hand.
    Was für ein widerlicher Kerl!, dachte sie, als sie aus dem Restaurant in die graue Kälte des Londoner Winternachmittags hinaustrat. Was für ein scheußlicher, widerlicher Kerl!
     
    Am selben Abend fand sich Anna wieder in dem sicheren Haus in Stoke Newington ein. Die Milchmänner hatten Feierabend, ihre Wagen parkten am Straßenrand. Anna hatte sich seit dem Nachmittag wieder halbwegs beruhigt und sogar beschlossen, Ascaris abstoßende sexuelle Übergriffe in ihrem Bericht auszusparen. Soetwas klang nur engstirnig und zickig und erweckte womöglich den Eindruck, dass sie nicht in der Lage war, potenzielle Agenten zu bändigen. Sie wollte nicht gleich zu Anfang ihrer Tätigkeit einen Ruf als Heulsuse riskieren. Und wenn das, was Ascari erzählte, tatsächlich stimmte, war es die Unannehmlichkeiten in jedem Fall wert.
    So fasste Anna nur die Hauptpunkte, die sie von Ascari erfahren hatte, für Howard zusammen: die Hinweise auf die iranischen Terroristen und ihre Trainingslager, die Warnung, dass Khomeinis Leute im März in den europäischen Botschaften eintreffen würden. Und den Namen des Mannes, der Waffen für Khomeini kaufen sollte.
    «Nicht schlecht», kommentierte Howard, und Anna vermutete, dass das aus seinem Mund ein geradezu überschwängliches Lob war. «Wie haben Sie ihn denn dazu gekriegt, Ihnen das alles zu verraten?»
    Anna berichtete von ihrem kleinen Trick mit den «Freunden bei der Botschaft», und Howard verdrehte die Augen.
    «Nicht gerade genial», sagte er. «Aber ganz in Ordnung.»
    «Mir ist nichts anderes eingefallen.»
    «Hat er Ihnen abgenommen, dass Sie für eine Bank arbeiten?»
    «Ich glaube schon.» Anna dachte wieder an Ascaris Hand auf ihrem Knie.
    «Gut. Dann ist zumindest Ihre Tarnung noch weitgehend intakt. Das ist das Wichtigste, denn einstweilen wollen wir noch keinen direkten Kontakt zu dem Mann. Khomeini soll ja schließlich nicht merken, dass wir ihn bei den Eiern haben. Entschuldigen Sie die Ausdrucksweise.»
    «Schon okay», sagte Anna.
    «Was ist dieser Ascari eigentlich für ein Typ?»
    «Ein Schleimer.»
    «Wie meinen Sie das denn?»
    «Sie wissen schon. Er wanzt sich an, geht ständig auf Tuchfühlung. Und außerdem will er Geld.»
    «Natürlich will er Geld», sagte Howard. «Ich würde mir mehr Sorgen machen, wenn er keines wollte. Geld ist eine saubere Sache.»
    «Können wir ihn denn bezahlen?»
    «Kommt drauf an. Erst mal müssen wir abwarten, wie die Informationen,

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