Das neue Buch Genesis
auf ein Gespräch eingelassen hat. Er hält dies für falsch. Wie Sie wissen, lege ich bei Adam eher eine intuitive als eine berechnende Verhaltensweise zugrunde. Er empfindet es als ungerecht, dass man ihn verhaftete, nur weil er auf die Stimme seines Herzens gehört hat. Und vermutlich glaubt er, seinen Standpunkt am besten zu vertreten, wenn er sich dem Urteil widersetzt und sich weigert zu kooperieren.
Zudem befindet er sich in einer Art Schockzustand. Bei der Urteilsverkündung hatte William erklärt, Art befinde sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium und man könne den Roboter in vielerlei Hinsicht mit einem Kind vergleichen. Doch der Art, den wir gesehen haben, kann bereits sehr geschickt argumentieren und ist in jeder Hinsicht ein ernst zu nehmender Gesprächspartner. Das muss Adam zutiefst erschüttern. Als Soldat ist er vermutlich nur mit sehr primitiven Robotern in Berührung gekommen. Man darf nicht vergessen, wie sehr dies damals dem Verständnis eines Mannes wie Adam widersprach. Ich glaube, Adam hat Angst. Das habe ich versucht zu zeigen.
PRÜFER: Er hat Angst vor Art?
ANAXIMANDER: Ich glaube, er hat begriffen, wie schwer es für ihn sein wird, ihn nur wie eine Maschine zu behandeln.
PRÜFER: Ich danke Ihnen. Dann sehen wir uns jetzt den nächsten Teil an.
Adam saß mit dem Gesicht zur Wand, die Hände noch immer auf dem Rücken gefesselt. Seine Miene war düster. Er schaukelte langsam vor und zurück.
Art stand in der Mitte des Raumes und rührte sich nicht vom Fleck. Nur die ruckartigen Bewegungen seiner Augen verrieten seine Wachsamkeit.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Adam fuhr herum und sprang auf. Sie hatten ihm erlaubt, Stiefel zu tragen. Ein merkwürdiger Fehler. Der Tritt war kräftig und gut gezielt.
Arts Kopf löste sich von seinem Metallkörper. Seine Augen verdrehten sich nach oben. Aus dem abgerissenen Teil seines Halses ragten Kabel, die Funken sprühten.
Wachen stürmten in den Raum. Sie pressten Adam mit dem Gesicht nach unten zu Boden. Ein Knie landete unsanft zwischen seinen Schulterblättern. Er stöhnte vor Schmerz auf.
Doch dann passierte das Grausigste von allem. Der Körper des Androiden suchte den Raum systematisch ab und tastete nach seinem Kopf. Als er ihn gefunden hatte, klemmte er sich das Fundstück unter den Arm und surrte aus dem Raum. Fassungslos beobachtete Adam die unwirkliche Szene. Er zitterte.
PRÜFER: Das ist wirklich erstaunlich.
ANAXIMANDER: Was meinen Sie damit?
PRÜFER: Laut den Anweisungen sollen lediglich die schriftlichen Aufzeichnungen veranschaulicht werden. Sie dagegen haben viele Dinge ausgeschmückt.
ANAXIMANDER: In den Aufzeichnungen finden sich zahlreiche Hinweise auf diese Szene.
PRÜFER: Von der genauen Reaktion der Wachen ist allerdings keine Rede. Und auch nicht davon, dass der Androide selbst seinen Kopf gesucht hat. Streben Sie eine Karriere in der Unterhaltungsindustrie an?
ANAXIMANDER: Wenn man die Geschichte so gut kennt wie wir, vergisst man leicht, wie seltsam das alles für Adam gewesen sein muss. Ich versuche nur zu zeigen, wie das alles auf Adam gewirkt haben muss.
PRÜFER: Dürfen wir noch mehr von diesen Ausschmückungen erwarten?
ANAXIMANDER: In Ihren Augen sind es vielleicht Ausschmückungen. In meinen nicht.
Die Verwunderung, die sich auf den Mienen der Prüfer widerspiegelte, war nichts im Vergleich zu dem, was Anax empfand. Sie hatte dem Gremium widersprochen. Sie hatte keine Ahnung, woher die Worte gekommen waren oder was dieses merkwürdige Gefühl der Genugtuung zu bedeuten hatte. Das Gremium wartete auf eine Entschuldigung. Vergebens.
ANAXIMANDER: Der nächste Teil spielt sich am darauffolgenden Morgen ab. Möchten Sie ihn gerne sehen?
Der mittlere Prüfer nickte, anscheinend immer noch sprachlos.
Adam war nun an Händen und Füßen gefesselt. Seine Nase war stark geschwollen und mit einer dunkelroten Schramme überzogen. Auf seiner Sträflingskleidung waren Blutflecken. Die Tür öffnete sich und Art surrte wieder auf seinen Platz. Adam vermied es, ihn anzusehen.
»Hast du mich vermisst?«, fragte Art vergnügt. »Ich dachte, ich hätte dich umgebracht«, erwiderte Adam.
»Dazu bedarf es etwas mehr.« »Ich habe jede Menge Zeit.«
»Du siehst im Moment nicht so aus, als könntest du groß was ausrichten. Tut es weh?« »Nein.«
»Gut. Ich wollte nicht, dass sie dir wehtun. Glaubst du mir das?« Adam schwieg.
»Jetzt geht dieses Spielchen schon wieder los«, seufzte Art. »Das ist
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