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Das neue Buch Genesis

Das neue Buch Genesis

Titel: Das neue Buch Genesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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kein Spiel.«
    »Was dann?«, fragte Art. Die Stimme des Androiden verriet Adam gegenüber keinen Unmut.
    »Ich spreche nicht mit Wänden oder Tischen oder Zäunen. Und ich spreche auch nicht mit Maschinen.« »Auch nicht, wenn sie mit dir reden?« »Das, was du tust, hat für mich nichts mit Reden zu tun.«
    »Was hast du denn daran auszusetzen?« »Das weißt du ganz genau.« »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Nein, du hast recht. Du weißt es nicht. Das ist es ja. Du verstehst überhaupt nichts.« Adam legte zu viel Nachdruck in seine Stimme. Es war, als wollte er nicht nur den Androiden überzeugen.
    »Ich verstehe sogar sehr viel. N a los, teste mich.« »Vielleicht kann ich es dir nicht beweisen. Vielleicht ist dein Programm zu gut.«
    »Wenn mein Programm zu gut ist«, entgegnete Art, »was gibt es dann zu beweisen?«
    »Als Junge kannte ich einmal ein Mädchen«, begann Adam. »Sie hatte eine Puppe, die sprechen konnte. Sie nahm sie überallhin mit. Die Puppe verfügte über ein sehr simples Programm. Nahm man die Puppe auf den Arm, sagte sie Hallo. Streichelte man ihr den Rücken, sagte sie Danke. Sie konnte noch ein paar andere Sachen sagen, was genau, weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich >Ich bin müde< und solche Dinge. Sie konnte sogar Fragen beantworten. Stellte man ihr eine Frage, bemerkte sie den veränderten Tonfall und antwortete per Zufall mit J a oder Nein. Meine Freundin liebte diese Puppe über alles. Sie redete stundenlang mit ihr. Sie stellte ihr völlig sinnlose Fragen und freute sich über jede Antwort. Sie weinte, wenn sie irgendwohin ohne die Puppe gehen musste.«
    »Hast du auch geweint?«, fragte Art. »Hast du geweint, als sie mich mitgenommen haben? Ist es das, was du mir sagen willst?«
    »Ich wollte dich umbringen«, rief Adam ihm ins Gedächtnis.
    »Vielleicht plagen dich jetzt Schuldgefühle. Das ist oft so.«
    »Das Mädchen war noch klein. Darauf wollte ich hinaus. Als sie älter wurde, hörte sie auf zu glauben, die Puppe sei lebendig.«
    »Und als sie das nicht mehr glaubte, ging die Puppe dann weg?« »Sie hat sie mir geschenkt«, antwortete Adam.
    »Dann bin ich also nicht deine erste?«
    »Ich habe zusammen mit einem Freund einen Hasen gefangen und seine Eingeweide in die Puppe gestopft. Dann haben wir sie auf einer Eisenbahnschiene festgebunden, auf einen Zug gewartet und das Ganze gefilmt. Es war sehr lustig.«
    »Das denkst du dir nur aus.«
    »Stimmt. Ich würde nie versuchen, einer Puppe wehzutun.«
    »Hast du keine Angst?«
    »Wovor?«
    »Dass dir eine Puppe wehtun wird. Du hast versucht, mich zu zerstören. Vielleicht sinnt mein Geist nun auf Rache.«
    »Du hast keinen Geist. Reicht dir das?«
    »Vielleicht warte ich nur, bis du schläfst, und dann spalte ich deinen Schädel mit einem Eispickel. Ich schlafe nicht, weißt du. Ich bin immer bereit.«
    »Wenn sie die Absicht hätten, mich zu töten, hätten sie es längst getan.«
    »Aber wenn ich es tue, wird es wie ein Unfall aussehen. Das wäre die ideale Lösung für ihr Problem.«
    Adam zuckte mit den Schultern. »Wenn du mich umbringst, dann bringst du mich eben um. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Nimm mir von mir aus das Leben, aber glaub bloß nicht, dass du meinen Verstand bekommst.«
    Adam robbte umständlich auf die andere Seite des Raumes. Es sah mühsam aus, schmerzhaft sogar. Art wartete einen Moment, dann folgte er ihm. Adam seufzte.
    »Bitte verzeih mir, dass ich das sage«, begann Art, »aber du riechst unangenehm.«
    »Du hast keinen Geruchssinn.«
    »Ich werde dir nicht wehtun. Ich kann dir gar nicht wehtun. Möchtest du wissen, warum?«
    »Nein.«
    »Dann betrachte es als eine Art Strafe.«
    »Wie kannst du mich bestrafen, wenn du mir nicht wehtun kannst?«, fragte Adam.
    »Manchmal sind Strafen zu unserem Besten«, antwortete Art. »Bei meiner Entwicklung haben die Forscher heftig darüber diskutiert, mit welchen verhaltenshemmenden Schaltkreisen ich ausgestattet werden sollte. Ein naiver Ansatz sah vor, einfach sämtliche negativen menschlichen Verhaltensweisen auszuschließen, aber das ist schwieriger, als es sich anhört.
    Programmiert man die Fähigkeit, die Konsequenzen seiner Handlungen zu bedenken, erhält man am Ende einen Androiden, der vor lauter Unentschlossenheit wie gelähmt ist. Verfügt er über zu wenig Mitgefühl für andere, wird er schon bald seine konkurrierenden Prototypen ausschalten. Das ist tatsächlich passiert. Zu viel Rücksicht wiederum und der Android bemüht sich

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