Das neue Buch Genesis
Bewusstsein.«
»Hast du nicht.« Adams Augen funkelten. »Du bist nur ein kompliziertes Gebilde aus elektronischen Schaltern. Ich mache ein Geräusch, das Geräusch gelangt in deine Datenbank, entspricht einem aufgezeichneten Wort und dein Programm wählt eine automatische Antwort. N a und? Ich spreche mit dir, du machst ein Geräusch. Ich trete gegen die Wand, sie macht ein Geräusch. Wo ist der Unterschied? Oder willst du mir etw a erzählen, die Wand hätte auch ein Bewusstsein?«
»Ich weiß nicht, ob die Wand auch ein Bewusstsein hat«, antwortete Art. »Warum fragst du sie nicht?«
»Verpiss dich!«, knurrte Adam, doch Art ließ sich nicht entmutigen.
»Ich glaube, dass ich ein Bewusstsein habe. Was willst du mehr?«
»Das liegt nur daran, wie du programmiert wurdest.« »Das bestreite ich j a gar nicht. Woher weißt du denn, dass du über ein Bewusstsein verfügst?« »Das müsstest du nicht fragen, wenn du echte Gedanken hättest. Hättest du ein Bewusstsein, würdest du es wissen.«
»Ich glaube, ich habe eins«, sagte Art. »Ich glaube, ich weiß es.«
»Die Zeit ist um«, verkündete Adam.
»Ich habe noch eine Minute.«
»Dann werden wir uns in dieser Minute über die Genauigkeit deiner Uhr unterhalten.«
»Ich habe immerhin eine Uhr.«
»Ich habe leise mitgezählt.«
»Warum redest du dann noch mit mir, wenn die Zeit längst um ist?«
Adam starrte den Androiden mit grimmigem Grinsen an. Eine spannungsgeladene Stille erfüllte den Raum. Eine einzelne Träne trat aus Arts Auge und glitt über sein dunkles, haariges Gesicht.
Die Prüfer hielten das Hologramm an und das Bild verharrte schwebend in der Luft, seine Umrisse leicht verschwommen. Anax drehte sich zum Gremium um. Sie versuchte, das merkwürdige Gefühl hinunterzuschlucken, das sie jedes Mal befiel, wenn sie sich diesen Teil des Hologramms ansah. Ein Gefühl, das sie nicht erklären konnte.
PRÜFER: Das war eine interessante Veranschaulichung. Wir unterbrechen, wenn wir es für notwendig halten, Ihnen Fragen zu Ihrer Interpretation zu stellen. Warum weint Art an dieser Stelle? Davon steht nichts in den Aufzeichnungen.
ANAXIMANDER: In den Protokollen werden nur selten Gefühlsäußerungen ausdrücklich erwähnt. Doch mir scheint, die Programmierer möchten Adam unbedingt dazu bringen, mit Art zu interagieren, und nutzen dazu jeden erdenklichen Kniff.
PRÜFER: Die Historiker haben unterschiedliche Vermutungen angestellt, was Adam seinem mechanischen Gefährten gegenüber empfindet. Was genau geschieht Ihrer Meinung nach in diesem frühen Stadium?
ANAXIMANDER: Adam ist zornig. Das geht eindeutig aus den Aufzeichnungen hervor. Die Aggression in seinen Sätzen lässt keine andere Schlussfolgerung zu. Die Frage ist: Warum ist er zornig? Ist es der Zorn des Helden? Geht es ihm ums Prinzip? Ich glaube nicht. Ich habe mich entschieden, an diesem Punkt den Widerspruchsgeist, der ihm so oft bescheinigt wird, zu vernachlässigen. Ich glaube nicht, dass sich Adam auflehnt. Ich glaube, er hat Angst.
PRÜFER: Und wie schätzen Sie persönlich diese Schwäche ein?
ANAXIMANDER: Es war mir nicht klar, dass eine persönliche Einschätzung erwünscht ist. Als Historikerin versuche ich lediglich -
PRÜFER: Welche Gefühle empfinden Sie, wenn Sie ihn so sehen?
Der Prüfer unterbrach sie ungehalten und Anax war verunsichert. Eine persönliche Antwort? Gewiss war es für eine Historikerin nicht angebracht, eine persönliche Einschätzung abzugeben. Es wäre töricht, dies zu tun, selbst wenn sie Anax ausdrücklich dazu aufforderten. Sie versuchte, die Frage zu umgehen.
ANAXIMANDER: Ich bin mir unsicher. Deshalb war es für mich auch nicht leicht, das Hologramm zu erstellen. Ich weiß nicht, was ich fühle. Meine Gefühle sind zwiespältig. Egal, wie ich Adam porträtiere, immer habe ich das Gefühl, einen Aspekt seines Verhaltens zu vernachlässigen. Ich fühle mich wie ein Kind, das versucht, ein Puzzle zusammenzufügen, ohne zu ahnen, dass ein Puzzleteil fehlt. Es tut mir leid, ich weiß, es klingt, als wollte ich der Frage ausweichen.
PRÜFER: Ihr Hologramm sagt bereits sehr viel über Ihre Gefühle aus. Dann wollen wir uns ansehen, wie Sie das, was als Nächstes geschieht, umgesetzt haben.
Das Bild wurde wieder klarer, die beiden Figuren verharrten noch immer regungslos in der Luft.
PRÜFER: Was glauben Sie, wie sich Adam in genau diesem Moment fühlt?
ANAXIMANDER: Ich glaube, Adam ist wütend auf sich selbst, dass er sich mit dem Androiden
Weitere Kostenlose Bücher