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Das neue Buch Genesis

Das neue Buch Genesis

Titel: Das neue Buch Genesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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verstehe. Der Punkt geht an dich.«
    »Weißt du eigentlich, wie hässlich du bist?« Adam beugte sich beim Sprechen nach vorn, wie ein Boxer, der den Abstand zu seinem Gegner abschätzt. Art verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. Auf seiner Unterlippe glänzte Speichel - eine Zurschaustellung last abstoßend fähiger Ingenieurskunst.
    »Ich bin so programmiert, dass ich mir selbst gefalle.«
    »Gerade eben hast du noch behauptet, du würdest dich selbst programmieren.«
    »Eine weise Entscheidung, findest du nicht?«
    »Du bist trotzdem hässlich. Ganz egal, was du darüber denkst.«
    »Eine interessante Aussage. Begründe sie.«
    »Wenn zwanzig Leute hier reinkämen«, erklärte Adam, »dann würden sie alle das Gleiche sagen. Nämlich dass du hässlich bist.«
    »Bring zwanzig Exemplare von meiner Sorte hier rein«, erwiderte Art, »und wir würden alle beteuern, dass dein Hintern schöner ist als dein Gesicht.«
    »Es gibt aber keine zwanzig Exemplare von dir.«
    »Nein, d a hast du recht. Ich bin einzigartig. Deshalb kann ich auch unbesorgt behaupten, dass dich alle Androiden hässlich finden. Aber nicht alle Menschen finden mich hässlich. Nach objektiven Maßstäben sehe ich also besser aus als du.«
    Adam betrachtete Art forschend, als suchte er in der äußeren Hülle nach einem Anhaltspunkt, der ihm half, dieses sonderbare Ding zu begreifen. Arts Augen folgten Adams Blick.
    »Du musst mit mir reden. Sonst zählt es nicht. Wenn du schweigst, halte ich die Uhr an.«
    Adam antwortete nicht. Er drehte sich wieder zur Wand um. Auf seiner Stirn erschienen tiefe Falten. »Das ist lächerlich«, murmelte er.
    »Was ist lächerlich?«
    »Mit dir zu reden. Ich mache das nicht. Es ist zwecklos.«
    »Ist es nicht«, widersprach Art. »Vergiss nicht, dass wir eine Abmachung haben. Nur wenn du mit mir redest, werde ich später schweigen.«
    »Wenn ich nicht mit dir rede, funktioniert es genauso.«
    »Ich glaube, du wirst dich noch wundern, wie lästig ich werden kann. Warum willst du denn nicht mit mir reden?«
    »Das weißt du genau.«
    »Weil du Vorurteile hast, stimmt's? Du hast Vorurteile gegenüber künstlicher Intelligenz.«
    »So etwas gibt es gar nicht«, erwiderte Adam, offensichtlich wütend darüber, dass Art ihn gegen seinen Willen dazu gebracht hatte, wieder mit ihm zu reden. »Das ist ein Widerspruch in sich.«
    »Wenn ich eine Frau wäre, würdest du dich nicht weigern, mit mir zu sprechen.«
    »Wenn du eine Frau wärst und so ein Gesicht hättest, bräuchte ich erst einmal ein Bier. Kannst du das? Kannst du mir ein Bier besorgen?« »Du weißt genau, dass es Soldaten untersagt ist, Alkohol zu trinken.«
    »Ich bin kein Soldat mehr. Sie haben mich degradiert.«
    »Ich glaube kaum, dass sie es gutheißen würden, wenn mich ein Betrunkener programmierte.«
    »Ich programmiere dich nicht.«
    »Tust du doch. Durch meine Interaktion mit anderen lerne ich, wer ich bin. Bis jetzt hatte ich nur William. Bitte versteh mich nicht falsch. Ich liebe ihn wie einen Vater, aber irgendwann muss jedes Kind seinen eigenen Weg gehen, findest du nicht auch? Tut mir leid, es war unsensibel von mir, das Wort Vater zu erwähnen. Williams Fehler. Er ist in anderen Zeiten aufgewachsen. Wünschst du dir manchmal, du wärst vor der Republik geboren worden?«
    »Glaub bloß nicht, dass ich mit dir über Politik diskutiere.«
    »Warum nicht?«, fragte Art und legte erneut betont neugierig den Kopf schief.
    »Weil sie uns beobachten. Ich bin nicht blöd. Ich weiß genau, was hier gespielt wird.«
    »Was denn?«
    »Na, was wohl? Das hier ist Propaganda. Sie zeigen es in den Gemeinden, hab ich recht?«
    »Ein erstaunlich paranoider Standpunkt.«
    »Du kannst jetzt den Mund halten. Für heute hat es sich ausgespielt.«
    »Aber die Zeit ist noch nicht um.«
    »Sie haben mir keine Uhr gegeben. Ich kann nur schätzen. Es kommt mir vor wie eine Stunde. War es eine Stunde?«
    »Sieben Minuten.«
    »Plus die anderen fünf. Gleich ist die Zeit um.« »Irgendwann wirst du mich mögen und dann wirst du immerzu mit mir reden wollen.«
    »Hat dir das dein Pap a William erzählt? Sein letzter Roboter war ein Kindermörder, nicht wahr?« »Macht dich das nervös?« »Ich habe wirklich andere Sorgen.« »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Sie haben die Störung gefunden. In den ersten vierzig Jahren hat sich die Erforschung der künstlichen Nachbildung bewusster Zustände -« »Es gibt kein künstliches Bewusstsein.« »Ich habe ein

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